John T. Addison and Paul J. J. Welfens Because inflation seems moribund in OECD countries, stubborn unemployment became the top policy priority of the 1990s. Unemployment has increased in many countries, reaching critical levels for unskilled and young workers in most continental EU countries. Europe's employment performance has continued to lag that in North America. The U. S. in particular achieved a remarkable combination of low inflation and full employment in the late 1990s, at a time when the EU suf fered from record unemployment rates, even if inflation was remarkably low. Since the 1980s, the consensus view among economists is that structural unem ployment plays a much more important role than cyc1ical unemployment in Europe, but that labour costs (wage costs plus nonwage costs) are also part of Europe's labour market problem. Most EU countries rely on a pay-as-you-go pub lic pension system. Contribution rates gradually increased in the 1980s and 1990s, when the share of young workers in overall employment was dec1ining and life expectancy increasing. Rising nonwage costs from the pension system are but one important feature of labour markets in Europe. Given the remarkable dynamics of labour markets, new entry into the labour force, labour turnover, and changes in employment characteristics, one has to also search for other factors behind sus tained unemployment. High unemployment is critical for EU countries, where one can point to rela tively few positive developments after 1975. The U. K.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.1999Arbeitsmarkt und soziale Sicherung
Analysen und Perspektiven, Strategien und Reformen
John T. Addison/Paul J. J. Welfens (Herausgeber): Labor Markets and Social Security. Wage Costs, Social Security Financing and Labor Market Reforms in Europe. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1998, 404 Seiten, 160 DM.
Man kann die Szene europäischer Wohlfahrtsstaaten weitgehend nach dem Kriterium sortieren, in welches Verhältnis sie Regulierungen der Erwerbsarbeit zur Konzeption der sozialen Sicherung setzen. Etwas überspitzt kann man sagen, daß hier vor allem zwei Ansätze miteinander konkurrieren: ein Modell, das die Erwerbsarbeit stark dereguliert hat und soziale Sicherheit vor allem durch einen basissichernden Sozialstaat (plus privater Zusatzsicherungen) bietet, sowie ein Typus, der sozialpolitisch stärker auf die Normierung von Erwerbsarbeit setzt und auch die Sicherungssysteme an eine Art Normvorstellung (abhängiger) Erwerbsarbeit koppelt.
Heute ist zu fragen, welche Konzeption wünschenswerte Entwicklungen in der Erwerbsarbeit vorantreibt und unerwünschte Rückwirkungen auf den Zusammenhalt der Gesellschaft vermeidet. Zusätzlich stellt sich die Frage, welche Finanzierungsform günstige Beschäftigungswirkungen verspricht.
Der Band "Labor Market and Social Security" enthält (zusätzlich zur Einführung) elf Beiträge und Kommentare zu unterschiedlichen Aspekten des Themas. Karl-Heinz Paqué betrachtet die strukturelle Arbeitslosigkeit statistisch und erörtert Auswege; Jürgen Jerger und Alexander Spermann analysieren unterschiedliche Methoden der Stützung von Niedriglohnsektoren theoretisch; John T. Addison und Jean-Luc Grosso untersuchen den Zusammenhang von Arbeitsplatzsicherheit und Beschäftigung; Klaus Löbbe bietet eine Regressionsanalyse zu sektoralen Beschäftigungselastizitäten; David B. Audretsch betrachtet Firmengründungen und die Folgen für die Beschäftigung, Wolfgang Seufert Beschäftigungsentwicklungen im Informationssektor; Beschäftigungsimplikationen einer zentralisierten Währungs- und Geldpolitik präsentiert Ansgar Belke; und Paul J. J. Welfens schreibt über Wege zu Vollbeschäftigung; Viktor Steiner folgt mit einer empirischen Analyse von Beschäftigungs- und Einkommenseffekten der sozialstaatsfinanzierung, und die Beiträge von Bent Greve zu europäischen Sozialreformen und Stefan Dudey zu Langfristaspekten der Finanzierung sozialer Sicherung schließen den Band ab. Die Herausgeber betrachten die Arbeitslosigkeit als Schlüsselfrage der neunziger Jahre. Zu Recht verweisen sie darauf, daß es in der Europäischen Union eine Reihe positiver Entwicklungen (unter anderem in Großbritannien, in den Niederlanden, Dänemark) gegeben hat, die sie als Erfolg von Reformstrategien interpretieren.
In dieser Rezension sollen drei Beiträge herausgegriffen werden. Lesenswert ist (auch für Nicht-Ökonomen) der Beitrag von Paqué, in dem die Beziehungen von Produktivitäts-, Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung betrachtet werden. Paqué zeigt, daß die These von "jobless growth" eher eine Mär darstellt, daß positive Effekte allerdings auf eine angemessene tarifpolitische Begleitung angewiesen seien. Selbst ein kräftiges Wachstum könne allerdings die Arbeitsmarktspaltung in "high-productivity insider" und "low-productivity outsider" nicht überwinden.
Im Hinblick auf die soziale Sicherung bietet der Beitrag von Greve einen instruktiven Überblick über die Richtung von Veränderungen. Die hier präsentierten Sozialausgabenquoten in der Europäischen Union (1980 bis 1993) zeigen große Unterschiede in Niveau und Verlauf. Dabei fällt die starke Dynamik in den südlichen Ländern (unter anderem in Italien, Spanien und Griechenland), aber auch in Großbritannien (!) auf; während viele ältere Wohlfahrtsstaaten (zum Beispiel Belgien und Deutschland) geringere Veränderungen, manchmal sogar Rückgänge, zeigen. Im Ergebnis ergibt sich eine tendenzielle Konvergenz auf hohem Niveau, die in deutlichem Widerspruch zur populären "Sozialdumping"-These steht.
Vor dem Hintergrund aktueller Bestrebungen in Deutschland sei noch auf die Arbeit von Steiner verwiesen. Mit empirischen Untersuchungen und Simulationen für unterschiedliche Politikansätze zeigt er, daß eine Verringerung der Arbeitnehmer- wie Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung eindeutig positive kurz- und langfristige Wirkungen für die Beschäftigung hat, soweit sie nicht durch Steuererhöhungen kompensiert wird.
Die in diesem Band zusammengetragenen Beiträge sind Ergebnisse von Konferenzen am Europäischen Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen in Potsdam. Er enthält eine Reihe anregender Analysen und Strategieüberlegungen. Die unterschiedlichen methodischen Ansätze und die wechselnden Länderbezüge in den international vergleichenden Beiträgen machen allerdings das Buch nicht gerade zu einer einfachen Lektüre. DIETHER DÖRING
(Professor für Sozialpolitik und Finanzwissenschaft in Frankfurt am Main)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Analysen und Perspektiven, Strategien und Reformen
John T. Addison/Paul J. J. Welfens (Herausgeber): Labor Markets and Social Security. Wage Costs, Social Security Financing and Labor Market Reforms in Europe. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1998, 404 Seiten, 160 DM.
Man kann die Szene europäischer Wohlfahrtsstaaten weitgehend nach dem Kriterium sortieren, in welches Verhältnis sie Regulierungen der Erwerbsarbeit zur Konzeption der sozialen Sicherung setzen. Etwas überspitzt kann man sagen, daß hier vor allem zwei Ansätze miteinander konkurrieren: ein Modell, das die Erwerbsarbeit stark dereguliert hat und soziale Sicherheit vor allem durch einen basissichernden Sozialstaat (plus privater Zusatzsicherungen) bietet, sowie ein Typus, der sozialpolitisch stärker auf die Normierung von Erwerbsarbeit setzt und auch die Sicherungssysteme an eine Art Normvorstellung (abhängiger) Erwerbsarbeit koppelt.
Heute ist zu fragen, welche Konzeption wünschenswerte Entwicklungen in der Erwerbsarbeit vorantreibt und unerwünschte Rückwirkungen auf den Zusammenhalt der Gesellschaft vermeidet. Zusätzlich stellt sich die Frage, welche Finanzierungsform günstige Beschäftigungswirkungen verspricht.
Der Band "Labor Market and Social Security" enthält (zusätzlich zur Einführung) elf Beiträge und Kommentare zu unterschiedlichen Aspekten des Themas. Karl-Heinz Paqué betrachtet die strukturelle Arbeitslosigkeit statistisch und erörtert Auswege; Jürgen Jerger und Alexander Spermann analysieren unterschiedliche Methoden der Stützung von Niedriglohnsektoren theoretisch; John T. Addison und Jean-Luc Grosso untersuchen den Zusammenhang von Arbeitsplatzsicherheit und Beschäftigung; Klaus Löbbe bietet eine Regressionsanalyse zu sektoralen Beschäftigungselastizitäten; David B. Audretsch betrachtet Firmengründungen und die Folgen für die Beschäftigung, Wolfgang Seufert Beschäftigungsentwicklungen im Informationssektor; Beschäftigungsimplikationen einer zentralisierten Währungs- und Geldpolitik präsentiert Ansgar Belke; und Paul J. J. Welfens schreibt über Wege zu Vollbeschäftigung; Viktor Steiner folgt mit einer empirischen Analyse von Beschäftigungs- und Einkommenseffekten der sozialstaatsfinanzierung, und die Beiträge von Bent Greve zu europäischen Sozialreformen und Stefan Dudey zu Langfristaspekten der Finanzierung sozialer Sicherung schließen den Band ab. Die Herausgeber betrachten die Arbeitslosigkeit als Schlüsselfrage der neunziger Jahre. Zu Recht verweisen sie darauf, daß es in der Europäischen Union eine Reihe positiver Entwicklungen (unter anderem in Großbritannien, in den Niederlanden, Dänemark) gegeben hat, die sie als Erfolg von Reformstrategien interpretieren.
In dieser Rezension sollen drei Beiträge herausgegriffen werden. Lesenswert ist (auch für Nicht-Ökonomen) der Beitrag von Paqué, in dem die Beziehungen von Produktivitäts-, Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung betrachtet werden. Paqué zeigt, daß die These von "jobless growth" eher eine Mär darstellt, daß positive Effekte allerdings auf eine angemessene tarifpolitische Begleitung angewiesen seien. Selbst ein kräftiges Wachstum könne allerdings die Arbeitsmarktspaltung in "high-productivity insider" und "low-productivity outsider" nicht überwinden.
Im Hinblick auf die soziale Sicherung bietet der Beitrag von Greve einen instruktiven Überblick über die Richtung von Veränderungen. Die hier präsentierten Sozialausgabenquoten in der Europäischen Union (1980 bis 1993) zeigen große Unterschiede in Niveau und Verlauf. Dabei fällt die starke Dynamik in den südlichen Ländern (unter anderem in Italien, Spanien und Griechenland), aber auch in Großbritannien (!) auf; während viele ältere Wohlfahrtsstaaten (zum Beispiel Belgien und Deutschland) geringere Veränderungen, manchmal sogar Rückgänge, zeigen. Im Ergebnis ergibt sich eine tendenzielle Konvergenz auf hohem Niveau, die in deutlichem Widerspruch zur populären "Sozialdumping"-These steht.
Vor dem Hintergrund aktueller Bestrebungen in Deutschland sei noch auf die Arbeit von Steiner verwiesen. Mit empirischen Untersuchungen und Simulationen für unterschiedliche Politikansätze zeigt er, daß eine Verringerung der Arbeitnehmer- wie Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung eindeutig positive kurz- und langfristige Wirkungen für die Beschäftigung hat, soweit sie nicht durch Steuererhöhungen kompensiert wird.
Die in diesem Band zusammengetragenen Beiträge sind Ergebnisse von Konferenzen am Europäischen Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen in Potsdam. Er enthält eine Reihe anregender Analysen und Strategieüberlegungen. Die unterschiedlichen methodischen Ansätze und die wechselnden Länderbezüge in den international vergleichenden Beiträgen machen allerdings das Buch nicht gerade zu einer einfachen Lektüre. DIETHER DÖRING
(Professor für Sozialpolitik und Finanzwissenschaft in Frankfurt am Main)
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