Der Traum lebt weiter
In "Labyrinth der verwaisten Wünsche" erzählt Samer Al Najjar die schmerzhafte Lebensgeschichte des jungen Adam, der in seinem Heimatland Syrien früh seine Eltern verliert, dann mehr oder weniger geduldet im Haus seines Onkels aufwächst und sich 2011 als junger Erwachsener
der Revolution gegen die Unterdrückung durch das Regime anschließt. Er verliert Angehörige und…mehrDer Traum lebt weiter
In "Labyrinth der verwaisten Wünsche" erzählt Samer Al Najjar die schmerzhafte Lebensgeschichte des jungen Adam, der in seinem Heimatland Syrien früh seine Eltern verliert, dann mehr oder weniger geduldet im Haus seines Onkels aufwächst und sich 2011 als junger Erwachsener der Revolution gegen die Unterdrückung durch das Regime anschließt. Er verliert Angehörige und Freunde, als die Demonstrationen, an denen er teilnimmt, gewaltsam niedergeschlagen werden und viele Teilnehmer getötet oder eingesperrt und gefoltert werden. Auch er selbst gerät in Lebensgefahr und entschließt sich zur Flucht aus seinem Heimatland, die ihn über die Türkei und Griechenland schließlich bis nach Österreich führt.
Es handelt sich natürlich um einen politischen Roman - wie könnte es anders sein -, aber er zeigt auch sehr eindringlich auf, welche psychischen Folgen die Unterdrückung durch ein politisches System bis hin zum bewaffneten Kampf gegen die eigene Bevölkerung und daraus bedingt zu einer erzwungenen Flucht aus der Heimat haben kann. Adam, der als Vollwaise durch seinen schwierigen Start ins Leben eh schon wenig familiäre Unterstützung und Rückhalt erfahren hatte und sich bereits während der Schulzeit seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste, hat den traumatisierenden Erlebnissen während der Revolution psychisch wenig entgegen zu setzen. Er reagiert darauf mit Ängsten, depressiven Phasen bis hin zur Suizidalität und einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
Aber trotz all der schmerzhaften Erfahrungen, die sein Protagonist durchleben muss, lässt Samer Al Najjar doch auch immer wieder schöne Erlebnisse und auch Hoffnung aufblitzen. Sei es die enge emotionale Bindung zwischen Adam und seiner Cousine Darin in der gemeinsam verbrachten Kindheit und Jugend oder die Aufbruchstimmung während der anfangs friedlichen Revolutionsbewegung. Auch zeigt Adam selbst unter sehr belastenden Lebensumständen immer wieder seine Fähigkeit, aus Fremden Freunde werden zu lassen und nicht zuletzt findet er auch in Österreich Hoffnung auf einen Neuanfang, als er sich verliebt.
Der Autor schafft es, nicht zuletzt durch seine oft blumige Sprache und seine poetischen Beschreibungen, dem Leser ganz unmittelbar vor Augen zu führen, welchen Verlust an vertrauter Kultur und Heimat eine erzwungene Flucht in die Fremde bedeutet. Umso größer ist mein Respekt, dass er selbst diese Reise und den Neuanfang in Deutschland so erfolgreich gemeistert und dabei seinen Traum von einem freien Syrien nicht aufgegeben hat.