Ein englischer Wissenschaftler soll den größten Wunsch eines arabischen Scheichs erfüllen: wilde Lachse im Hochland des Jemen schwimmen zu sehen. Geistreich und charmant verbindet Paul Torday in seinem Debüt britische Eleganz mit feiner Exzentrik, macht das Fliegenfischen endlich zu dem, was es ist - ein exzellenter Romanstoff.
Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama, ein passionierter Fliegenfischer aus dem Jemen, hat einen Plan: Zum Wohle seines Heimatlandes sollen nordeuropäische Lachse in den Wadis des Wüstenstaates angesiedelt werden - koste es, was es wolle. Er beauftragt den britischen Wissenschaftler Dr. Alfred Jones mit dem Projekt. Jones gilt als internationale Größe in Sachen Lachs und Forellen. Gerade hat seine Publikation "Auswirkungen erhöhten Säuregehalts im Wasser auf die Larve der Köcherfliege" unter den Lesern von Trout & Salmon, der größten Zeitschrift für Profifischer in England, eine hitzige Debatte ausgelöst, und auch sonst verbucht er beruflich nur Erfolge. Z uerst verwirft er die Idee als komplett absurd. Aber ein paar gewiefte Politiker erfahren von dem Vorhaben und erkennen in ihm eine Möglichkeit, die Medien von den unerfreulichen Nachrichten aus dem Nahen Osten abzulenken. Schon bald mischt sich Englands profilneurotischer Premierminister ein, und Dr. Jones muss sich darüber den Kopf zerbrechen, wie er es schafft, zehntausend schottische Lachse in die Wüste zu fliegen und sie zu überzeugen, dass sich in der sengenden Hitze genauso gut laichen lässt wie in den nebligen Highlands - Entgegen allen Vorzeichen gelingt es dem Scheich allmählich, Jones rationale Einwände zu Fall zu bringen - und dessen Frau Mary in Rage. Denn inzwischen hat der englische Fischereiexperte auch Harriet Chetwode-Talbot, die Immobilienberaterin des Scheichs, kennengelernt. Mit ihr begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise in den Jemen, und der schüchterne Wissenschaftler entwickelt eine Fähigkeit zur Liebe und zum Heldentum, die ihn selbst überrascht.
Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama, ein passionierter Fliegenfischer aus dem Jemen, hat einen Plan: Zum Wohle seines Heimatlandes sollen nordeuropäische Lachse in den Wadis des Wüstenstaates angesiedelt werden - koste es, was es wolle. Er beauftragt den britischen Wissenschaftler Dr. Alfred Jones mit dem Projekt. Jones gilt als internationale Größe in Sachen Lachs und Forellen. Gerade hat seine Publikation "Auswirkungen erhöhten Säuregehalts im Wasser auf die Larve der Köcherfliege" unter den Lesern von Trout & Salmon, der größten Zeitschrift für Profifischer in England, eine hitzige Debatte ausgelöst, und auch sonst verbucht er beruflich nur Erfolge. Z uerst verwirft er die Idee als komplett absurd. Aber ein paar gewiefte Politiker erfahren von dem Vorhaben und erkennen in ihm eine Möglichkeit, die Medien von den unerfreulichen Nachrichten aus dem Nahen Osten abzulenken. Schon bald mischt sich Englands profilneurotischer Premierminister ein, und Dr. Jones muss sich darüber den Kopf zerbrechen, wie er es schafft, zehntausend schottische Lachse in die Wüste zu fliegen und sie zu überzeugen, dass sich in der sengenden Hitze genauso gut laichen lässt wie in den nebligen Highlands - Entgegen allen Vorzeichen gelingt es dem Scheich allmählich, Jones rationale Einwände zu Fall zu bringen - und dessen Frau Mary in Rage. Denn inzwischen hat der englische Fischereiexperte auch Harriet Chetwode-Talbot, die Immobilienberaterin des Scheichs, kennengelernt. Mit ihr begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise in den Jemen, und der schüchterne Wissenschaftler entwickelt eine Fähigkeit zur Liebe und zum Heldentum, die ihn selbst überrascht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2007Angeln tut gut
Wie kommt der Lachs in die Wüste? Paul Torday erzählt es uns
Ein gemalter Lachs ziert den Buchumschlag. Jede einzelne Schuppe lässt sich zählen. Sie schimmert hellsilbrig. Darüber springt ein farblich etwas eingefärbter Lachs, geradezu majestätisch. Ob er wohl stromaufwärts zieht zum Laichen, überlegt man zärtlich nach der Lektüre des Erstlings von Paul Torday, der mit Details über das Verhalten von Lachsen aufwartet, als müsse er ganz allein eine bedrohte Tierart retten. Der 1946 geborene Engländer, der in Oxford englische Literatur lehrt, ist begeisterter Lachsfischer und hat aus dieser Passion heraus zu erzählen begonnen. "Lachsfischen im Jemen" ist eine Hommage. "Ich vernahm die melodischen Geräusche des Flusses, das Zischen der Angelschnur beim Auswerfen, das gelegentliche Zirpen eines kleinen Tauchers." Kann es etwas Beruhigenderes geben?
Doch mit Lachs allein, wird sich Paul Torday gedacht haben, schreibt man nur ein schönes Fachbuch, fischt man aber keine Leser. Deshalb spinnt er ein gigantisches Projekt um das schlüpfrige Tier und führt das mit feinsinnigem, ja, britischem Humor aus. Ein Scheich aus dem Jemen, selbst Sportangler auf seinem Nebensitz beim schottischen Inverness, möchte Lachse in seiner Heimat ansiedeln. Nun ist es aber heiß im Jemen, das Wasser rar, wandernde Salmoniden sind wählerisch und überhaupt verzärtelt. Und wie sollten sie, falls je dort gelandet, von den jemenitischen Gewässern ihrem Instinkt folgend den Weg ins Meer finden? Auch sonst plagt sich der Nahe Osten ja eher mit anderen Problemen. Doch der Scheich hat Geld und eine Vision, die ihrer Naivität wegen beeindruckt. Steht Gewalt im Raum, so phantasiert er, wird jemand sagen: "Was soll's? Gehen wir doch erst mal fischen."
Der britischen Regierung passt das Projekt. Schon sieht man freudig dem Schnappschuss entgegen, der den kurzfristig eingeflogenen Premierminister mit dem ersten im Jemen gefangenen Fisch zeigen soll. Eine positive Nachricht aus dem Nahen Osten wäre mal etwas Neues. Doch die im Sommer ausgetrockneten Wadis, in denen Betonbecken Tausende Lachse in die neue Heimat entlassen sollen, füllen sich so schnell mit Wasser, dass eine Flutwelle den noch lächelnden Politiker samt Scheich und Fisch fortreißt.
Die Glaubensfrage an der Kunst des Lachsfischens abzuhandeln und als Politthriller zu servieren - das ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Paul Torday gestaltet aus E-Mails, Briefen, Vernehmungsprotokollen und Tagebuchnotizen eine Vielstimmigkeit, die sich erfrischend liest, allerdings vor allem in der Mitte und mit Aufnahme neuer Nebengeschichten den Stoff auch zu zerdehnen droht. Dem wirkt vor allem die Hauptfigur entgegen; der mit dem Projekt beauftragte Wissenschaftler Jones bringt die für das Unternehmen nötige Leidenschaft mit. An ihm entwickelt Torday klug und witzig seine Idee eines Urvertrauens, das, kaum erlernt, offenbar nur alleine zu leben ist: Jones bleibt als zufrieden auf dem Land fischender Einsiedler übrig, der mit nichts mehr brillieren will.
"Lachsfischen im Jemen" ist ein ironischer Abgesang auf eine Welt, in der nur dann etwas funktioniert, wenn es für alle von Nutzen ist. In diesen Egoismen auf einer Innerlichkeit zu beharren, die zweckfreie Brüderlichkeit evozieren soll - das rührt. Zur Satire wird es, wenn Torday im Finale alles, was er so geduldig hat aufbauen lassen, an der Wirklichkeit zerschellen lässt. Doch hat er zuvor so verführerisch vom Scheich, vom Lachs, vom Fischen erzählt, dass etwas längst Vergessenes in den Ruinen überlebt: der kindische Trotz gegen das Unmögliche.
ANJA HIRSCH
Paul Torday: "Lachsfischen im Jemen". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Stegers. Berlin Verlag, Berlin 2007. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie kommt der Lachs in die Wüste? Paul Torday erzählt es uns
Ein gemalter Lachs ziert den Buchumschlag. Jede einzelne Schuppe lässt sich zählen. Sie schimmert hellsilbrig. Darüber springt ein farblich etwas eingefärbter Lachs, geradezu majestätisch. Ob er wohl stromaufwärts zieht zum Laichen, überlegt man zärtlich nach der Lektüre des Erstlings von Paul Torday, der mit Details über das Verhalten von Lachsen aufwartet, als müsse er ganz allein eine bedrohte Tierart retten. Der 1946 geborene Engländer, der in Oxford englische Literatur lehrt, ist begeisterter Lachsfischer und hat aus dieser Passion heraus zu erzählen begonnen. "Lachsfischen im Jemen" ist eine Hommage. "Ich vernahm die melodischen Geräusche des Flusses, das Zischen der Angelschnur beim Auswerfen, das gelegentliche Zirpen eines kleinen Tauchers." Kann es etwas Beruhigenderes geben?
Doch mit Lachs allein, wird sich Paul Torday gedacht haben, schreibt man nur ein schönes Fachbuch, fischt man aber keine Leser. Deshalb spinnt er ein gigantisches Projekt um das schlüpfrige Tier und führt das mit feinsinnigem, ja, britischem Humor aus. Ein Scheich aus dem Jemen, selbst Sportangler auf seinem Nebensitz beim schottischen Inverness, möchte Lachse in seiner Heimat ansiedeln. Nun ist es aber heiß im Jemen, das Wasser rar, wandernde Salmoniden sind wählerisch und überhaupt verzärtelt. Und wie sollten sie, falls je dort gelandet, von den jemenitischen Gewässern ihrem Instinkt folgend den Weg ins Meer finden? Auch sonst plagt sich der Nahe Osten ja eher mit anderen Problemen. Doch der Scheich hat Geld und eine Vision, die ihrer Naivität wegen beeindruckt. Steht Gewalt im Raum, so phantasiert er, wird jemand sagen: "Was soll's? Gehen wir doch erst mal fischen."
Der britischen Regierung passt das Projekt. Schon sieht man freudig dem Schnappschuss entgegen, der den kurzfristig eingeflogenen Premierminister mit dem ersten im Jemen gefangenen Fisch zeigen soll. Eine positive Nachricht aus dem Nahen Osten wäre mal etwas Neues. Doch die im Sommer ausgetrockneten Wadis, in denen Betonbecken Tausende Lachse in die neue Heimat entlassen sollen, füllen sich so schnell mit Wasser, dass eine Flutwelle den noch lächelnden Politiker samt Scheich und Fisch fortreißt.
Die Glaubensfrage an der Kunst des Lachsfischens abzuhandeln und als Politthriller zu servieren - das ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Paul Torday gestaltet aus E-Mails, Briefen, Vernehmungsprotokollen und Tagebuchnotizen eine Vielstimmigkeit, die sich erfrischend liest, allerdings vor allem in der Mitte und mit Aufnahme neuer Nebengeschichten den Stoff auch zu zerdehnen droht. Dem wirkt vor allem die Hauptfigur entgegen; der mit dem Projekt beauftragte Wissenschaftler Jones bringt die für das Unternehmen nötige Leidenschaft mit. An ihm entwickelt Torday klug und witzig seine Idee eines Urvertrauens, das, kaum erlernt, offenbar nur alleine zu leben ist: Jones bleibt als zufrieden auf dem Land fischender Einsiedler übrig, der mit nichts mehr brillieren will.
"Lachsfischen im Jemen" ist ein ironischer Abgesang auf eine Welt, in der nur dann etwas funktioniert, wenn es für alle von Nutzen ist. In diesen Egoismen auf einer Innerlichkeit zu beharren, die zweckfreie Brüderlichkeit evozieren soll - das rührt. Zur Satire wird es, wenn Torday im Finale alles, was er so geduldig hat aufbauen lassen, an der Wirklichkeit zerschellen lässt. Doch hat er zuvor so verführerisch vom Scheich, vom Lachs, vom Fischen erzählt, dass etwas längst Vergessenes in den Ruinen überlebt: der kindische Trotz gegen das Unmögliche.
ANJA HIRSCH
Paul Torday: "Lachsfischen im Jemen". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Stegers. Berlin Verlag, Berlin 2007. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Auch Rezensent Christoph Schröder kann angesichts dieses absurden Romans nur neidlos die Überlegenheit des britischen Humors anerkennen: "Understatement, trockener Humor und ein Sinn für das Absurde" - alles drin, wonach sich der Kontinentaleuropäer die Finger schleckt. Paul Tordays "Lachsfischen im Jemen" erzählt von dem verzweifelten Versuch des britischen Premiers, sein Image im Nahen und Mittleren Osten mittels eines Prestigeprojekts aufzubessern, für das ihn Scheich Muhammad ibn Zaini bani Tihama gewinnen konnte: eine Lachsfarm im jemenitischen Wadi. Wissenschaftler, PR-Agenten, Geheimdienstler und al Qaida werden davon gleichermaßen in Aufregung versetzt, und wenn auch die Geschichte für den Rezensenten hin und wieder eine alberne Wendung zu viel nimmt, hat er sich doch köstlich mit diesem "intelligenten Unterhaltunsgroman" amüsiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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