Laduuuuuma heißt Tooooor!
Südafrika ist mehr als Diamanten, Löwen, Tafelberg und Nelson Mandela. Wer wüsste das besser als der Afrika-Experte Bartholomäus Grill, der in Johannesburg eine Jugendelf trainiert hat. Geistreich und unterhaltsam führt er durch die Kap-Republik und den Kontinent, auf dem 2010 zum ersten Mal die Fußball-WM ausgetragen wird.
Afrika hat lange auf die Fußballweltmeisterschaft gewartet, 2010 findet sie nun auf diesem fußballbegeisterten Kontinent statt: in Südafrika, dem Land, das den Rassenwahn der Apartheid mit friedlichen Mitteln überwunden hat und als Leitmodell der Versöhnung gilt. Bartholomäus Grill beschreibt, welche Bedeutung die WM für das Selbstbewusstsein der Afrikaner hat, und führt durch die Geschichte und Gegenwart des afrikanischen Fußballsports. Anschaulich berichtet er über die Probleme, Hoffnungen und Träume eines Erdteils. All die Geschichten und Schicksale, die dem Autor im Laufe der Jahre zwischen Kairo und Kapstadt begegnet sind, haben einen gemeinsamen Nenner: Sie erzählen davon, wie der Fußball Afrika verzaubert.
Südafrika ist mehr als Diamanten, Löwen, Tafelberg und Nelson Mandela. Wer wüsste das besser als der Afrika-Experte Bartholomäus Grill, der in Johannesburg eine Jugendelf trainiert hat. Geistreich und unterhaltsam führt er durch die Kap-Republik und den Kontinent, auf dem 2010 zum ersten Mal die Fußball-WM ausgetragen wird.
Afrika hat lange auf die Fußballweltmeisterschaft gewartet, 2010 findet sie nun auf diesem fußballbegeisterten Kontinent statt: in Südafrika, dem Land, das den Rassenwahn der Apartheid mit friedlichen Mitteln überwunden hat und als Leitmodell der Versöhnung gilt. Bartholomäus Grill beschreibt, welche Bedeutung die WM für das Selbstbewusstsein der Afrikaner hat, und führt durch die Geschichte und Gegenwart des afrikanischen Fußballsports. Anschaulich berichtet er über die Probleme, Hoffnungen und Träume eines Erdteils. All die Geschichten und Schicksale, die dem Autor im Laufe der Jahre zwischen Kairo und Kapstadt begegnet sind, haben einen gemeinsamen Nenner: Sie erzählen davon, wie der Fußball Afrika verzaubert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2010Mal zauberhaft, mal wie verhext
Fußballgeschichten aus und über Südafrika - neue Bücher zum Sportereignis das Jahres
Die Prognose lag nur knapp daneben. Auch in der Literatur brauchte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen neuen Kapitän. Allerdings nicht wegen einer Verletzung. Michael Ballack, so die Fiktion, hatte es einfach nicht mehr in die Stammelf beim FC Chelsea geschafft und musste deshalb zu Hause bleiben. Und auch nicht Philipp Lahm wurde sein Nachfolger, sondern Bastian Schweinsteiger, ein Spieler, der offenbar einigen Respekt genießt in Südafrika. Wie ein "zaubernder Irrer", schreibt der Kapstädter Autor Leighton Kerry, habe Schweinsteiger bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Deutschland gespielt. Und so endet Kerrys Erzählung, die zugleich den Band "Elf - Fußballgeschichten aus Afrika" beschließt, mit dem Gedanken an den Kauf eines Schweinsteiger-Trikots bei der WM 2010. Ein gutes Omen für das deutsche Team? In jedem Fall ein guter Auftakt für eine Entdeckungsreise durch die Welt des afrikanischen Fußballs. Denn einen Gewinner hat diese erste WM auf afrikanischem Boden schon vor dem Anpfiff hervorgebracht: den fußball- und kulturinteressierten Leser, dem gleich eine ganze Reihe guter Bücher diesen fremden Kosmos auf bunte und manchmal auch bedrückende Weise nahebringen.
Die "Fußballgeschichten" etwa, erschienen im Peter Hammer Verlag, der sich mit Eduardo Galeanos "Der Ball ist rund und Tore lauern überall" schon um die südamerikanische Fußballliteratur verdient gemacht hat, steigen mit Leichtigkeit hinter die Fassade des Hochglanzprodukts, das so eine WM ja immer sein soll. Sie zeigen stattdessen etwas von der Zwiespältigkeit eines solchen Unternehmens in einem zerrissenen Land wie Südafrika. Die Hoffnungen, natürlich, die gerade die einfachen Menschen mit dieser WM verbinden. Meist aber zugleich auch die bitteren Enttäuschungen - oder einfach nur den von Gewalt, Armut und Krankheit bestimmten Alltag in den Townships, an dem sich, WM hin oder her, so schnell nichts ändern wird.
Afrika, ein verlorener Kontinent? Das wäre ein Fehlschluss und ein allzu einseitiges Bild. Zwei deutsche Korrespondenten, Thilo Thielke und Bartholomäus Grill, schreiben in ihren Afrika-Büchern mit großer Überzeugung und jeder Menge eigener Erfahrung dagegen an. Nicht im Sinne einer romantischen Verklärung, aber mit Respekt vor der afrikanischen Realität und einem sympathischen Blick auf die aus europäischer Sicht so chaotisch anmutenden Verhältnisse. Nach der Lektüre des einen wie des anderen ist klar: Fußball ist in Afrika mehr als ein Spiel, das zum großen Geschäft geworden ist. Er ist auch nicht eine Metapher für das Leben - er ist das Leben selbst: manchmal leicht, öfter aber irrational, verrückt oder sogar todernst. Bei Thielkes "Traumfußball" trübt zwar der flapsige Stil das Vergnügen, und manche Episode leidet darunter, dass seit der Erstveröffentlichung schon ein paar Jahre vergangen sind. An der Lebendigkeit, zu der die vielen hervorragenden Fotos ihren Teil beitragen, ändert das nichts. Etwas weniger Effekt, dafür mehr Tiefe in der Reflexion bietet Grills "Laduuuuuma!", das sich den afrikanischen "Tor"-Schrei als Titel geliehen hat. Für das Reisegepäck dürfte es nicht nur aus Gründen des Formats das besser geeignete Werk sein: Es ist einfach näher an der Gegenwart - und damit auch an der WM. Lesenswert, aber doch ein gutes Stück schmaler als die Konkurrenten, ist ein anderes Journalisten-Werk: "Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer" von Christian Ewers.
Wer mehr über das Land und weniger über Fußball erfahren möchte, sollte es mit dem Band "Nicht von hier und nicht von dort" von Robert von Lucius, dem langjährigen Afrika-Korrespondenten dieser Zeitung, versuchen, das anlässlich der WM in aktualisierter Auflage erschienen ist. Wer sich umgekehrt in erster Linie für den Fußball interessiert, dürfte mit einem englischsprachigen Werk am besten bedient sein: "Feet of the Chameleon" von Ian Hawkey, einem Korrespondenten der "Sunday Times", lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen.
Bei allen unterschiedlichen Perspektiven - an einem Aspekt kommt eigentlich niemand vorbei, der über Fußball in Afrika schreibt: dem (Aber-)Glauben an magische Kräfte. Ob man von Voodoo, Juju, Muti oder Gris-gris spricht: Es gibt auf dem ganzen Kontinent die kuriosesten Geschichten von Zauber und Gegenzauber. Der Politologe und Dokumentarfilmer Oliver Becker hat dem Thema Fußball und Magie in Afrika einen eigenen Band gewidmet ("Voodoo im Strafraum"). Dass Winfried Schäfers kamerunischer Assistenztrainer beim Afrika-Cup 2002 in Mali von der Polizei vom Platz weg abgeführt wurde, weil er ein verhextes Objekt auf den Rasen geworfen haben soll, ist noch eine der harmlosesten Episoden. Der afrikanische Verband (Caf) hat inzwischen ganz offiziell Maßnahmen ergriffen, um die irrationalen Kräfte einzudämmen, so dürfen etwa die vorher stets präsenten "Witchdoctors" nicht mehr auf den Reservebänken Platz nehmen.
Wer hat den besseren Zauber? Aus rationaler, europäischer Sicht mag das eine abwegige Frage sein. Was aber, wenn man all die Verletzungen vor dieser WM - von Ballack über Robben, Mikel und Essien bis zu Drogba - versuchsweise unter diesem Blickwinkel betrachtete? Rio Ferdinand jedenfalls, der englische Kapitän, machte diese merkwürdige Andeutung, als sein WM-Aus wegen einer Knieverletzung feststand: "Ich fühle mich wie verhext."
CHRISTIAN KAMP
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fußballgeschichten aus und über Südafrika - neue Bücher zum Sportereignis das Jahres
Die Prognose lag nur knapp daneben. Auch in der Literatur brauchte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen neuen Kapitän. Allerdings nicht wegen einer Verletzung. Michael Ballack, so die Fiktion, hatte es einfach nicht mehr in die Stammelf beim FC Chelsea geschafft und musste deshalb zu Hause bleiben. Und auch nicht Philipp Lahm wurde sein Nachfolger, sondern Bastian Schweinsteiger, ein Spieler, der offenbar einigen Respekt genießt in Südafrika. Wie ein "zaubernder Irrer", schreibt der Kapstädter Autor Leighton Kerry, habe Schweinsteiger bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Deutschland gespielt. Und so endet Kerrys Erzählung, die zugleich den Band "Elf - Fußballgeschichten aus Afrika" beschließt, mit dem Gedanken an den Kauf eines Schweinsteiger-Trikots bei der WM 2010. Ein gutes Omen für das deutsche Team? In jedem Fall ein guter Auftakt für eine Entdeckungsreise durch die Welt des afrikanischen Fußballs. Denn einen Gewinner hat diese erste WM auf afrikanischem Boden schon vor dem Anpfiff hervorgebracht: den fußball- und kulturinteressierten Leser, dem gleich eine ganze Reihe guter Bücher diesen fremden Kosmos auf bunte und manchmal auch bedrückende Weise nahebringen.
Die "Fußballgeschichten" etwa, erschienen im Peter Hammer Verlag, der sich mit Eduardo Galeanos "Der Ball ist rund und Tore lauern überall" schon um die südamerikanische Fußballliteratur verdient gemacht hat, steigen mit Leichtigkeit hinter die Fassade des Hochglanzprodukts, das so eine WM ja immer sein soll. Sie zeigen stattdessen etwas von der Zwiespältigkeit eines solchen Unternehmens in einem zerrissenen Land wie Südafrika. Die Hoffnungen, natürlich, die gerade die einfachen Menschen mit dieser WM verbinden. Meist aber zugleich auch die bitteren Enttäuschungen - oder einfach nur den von Gewalt, Armut und Krankheit bestimmten Alltag in den Townships, an dem sich, WM hin oder her, so schnell nichts ändern wird.
Afrika, ein verlorener Kontinent? Das wäre ein Fehlschluss und ein allzu einseitiges Bild. Zwei deutsche Korrespondenten, Thilo Thielke und Bartholomäus Grill, schreiben in ihren Afrika-Büchern mit großer Überzeugung und jeder Menge eigener Erfahrung dagegen an. Nicht im Sinne einer romantischen Verklärung, aber mit Respekt vor der afrikanischen Realität und einem sympathischen Blick auf die aus europäischer Sicht so chaotisch anmutenden Verhältnisse. Nach der Lektüre des einen wie des anderen ist klar: Fußball ist in Afrika mehr als ein Spiel, das zum großen Geschäft geworden ist. Er ist auch nicht eine Metapher für das Leben - er ist das Leben selbst: manchmal leicht, öfter aber irrational, verrückt oder sogar todernst. Bei Thielkes "Traumfußball" trübt zwar der flapsige Stil das Vergnügen, und manche Episode leidet darunter, dass seit der Erstveröffentlichung schon ein paar Jahre vergangen sind. An der Lebendigkeit, zu der die vielen hervorragenden Fotos ihren Teil beitragen, ändert das nichts. Etwas weniger Effekt, dafür mehr Tiefe in der Reflexion bietet Grills "Laduuuuuma!", das sich den afrikanischen "Tor"-Schrei als Titel geliehen hat. Für das Reisegepäck dürfte es nicht nur aus Gründen des Formats das besser geeignete Werk sein: Es ist einfach näher an der Gegenwart - und damit auch an der WM. Lesenswert, aber doch ein gutes Stück schmaler als die Konkurrenten, ist ein anderes Journalisten-Werk: "Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer" von Christian Ewers.
Wer mehr über das Land und weniger über Fußball erfahren möchte, sollte es mit dem Band "Nicht von hier und nicht von dort" von Robert von Lucius, dem langjährigen Afrika-Korrespondenten dieser Zeitung, versuchen, das anlässlich der WM in aktualisierter Auflage erschienen ist. Wer sich umgekehrt in erster Linie für den Fußball interessiert, dürfte mit einem englischsprachigen Werk am besten bedient sein: "Feet of the Chameleon" von Ian Hawkey, einem Korrespondenten der "Sunday Times", lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen.
Bei allen unterschiedlichen Perspektiven - an einem Aspekt kommt eigentlich niemand vorbei, der über Fußball in Afrika schreibt: dem (Aber-)Glauben an magische Kräfte. Ob man von Voodoo, Juju, Muti oder Gris-gris spricht: Es gibt auf dem ganzen Kontinent die kuriosesten Geschichten von Zauber und Gegenzauber. Der Politologe und Dokumentarfilmer Oliver Becker hat dem Thema Fußball und Magie in Afrika einen eigenen Band gewidmet ("Voodoo im Strafraum"). Dass Winfried Schäfers kamerunischer Assistenztrainer beim Afrika-Cup 2002 in Mali von der Polizei vom Platz weg abgeführt wurde, weil er ein verhextes Objekt auf den Rasen geworfen haben soll, ist noch eine der harmlosesten Episoden. Der afrikanische Verband (Caf) hat inzwischen ganz offiziell Maßnahmen ergriffen, um die irrationalen Kräfte einzudämmen, so dürfen etwa die vorher stets präsenten "Witchdoctors" nicht mehr auf den Reservebänken Platz nehmen.
Wer hat den besseren Zauber? Aus rationaler, europäischer Sicht mag das eine abwegige Frage sein. Was aber, wenn man all die Verletzungen vor dieser WM - von Ballack über Robben, Mikel und Essien bis zu Drogba - versuchsweise unter diesem Blickwinkel betrachtete? Rio Ferdinand jedenfalls, der englische Kapitän, machte diese merkwürdige Andeutung, als sein WM-Aus wegen einer Knieverletzung feststand: "Ich fühle mich wie verhext."
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2009Tee mit dem Tyrannen
Zwei Fußballbücher geben Einblick in Afrikas größte Leidenschaft
Das Unbekannte reizt und macht neugierig. Und wie die Kinder die Bauklötze nehmen nun die Fußballfans ein halbes Jahr vor dem Anpfiff in Südafrika Wörter in den Mund, die vom exotischen Flair dieser ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden künden. Schon beim Confederations Cup faszinierte die Vuvuzela, die in Südafrikas Stadien übliche Plastiktrompete. Gerade wurde der WM-Spielball Jabulani vorgestellt, dessen Zulu-Name „feiern” bedeutet. Wer Geschmack gefunden hat und mehr wissen will über Afrika und seine größte Leidenschaft, dem wird bald das Zulu-Wort Laduma über die Zunge rollen.
„Laduma” heißt „es donnert”, und so gellt dieser Ruf in Südafrika Tag für Tag über die staubigen Plätze, wenn bei irgendeinem der unzähligen Fußballspiele ein Tor gefallen ist. „Laduuuuuuma! Wie der Fußball Afrika verzaubert” hat Bartholomäus Grill seine detailreiche Geschichtensammlung genannt, mit der der langjährige Afrika-Korrespondent der Zeit einen Einblick gibt in extreme Geschehnisse und Entwicklungen, die so wohl nur Afrika erzählt. Wer also noch nicht neugierig ist auf dieses meist mit Löwen und Nelson Mandela beworbene Land, wird es mit der Lektüre werden.
Fast 15 Jahre war Grill als Reporter in Afrika unterwegs, schon frühere Bücher zeugen von seiner Kenntnis und seiner Liebe zu Afrika und seinem Fußball. Das einfache Spiel mit einem Ball, der oft kein Hightechprodukt, sondern ein mit Fäden zusammengeschnürtes Lumpenbündel ist, beherrscht in Afrika nicht nur das Straßenbild, sondern dient auch Wirtschaft und Politik als große Bühne.
Grill glaubt an die Kraft und die Gefahr des Fußballs als politisches Vehikel, weil er beides kennt: Er erzählt aus dem Kibungo in Ruanda, wo die Hutu 1994 die Tutsi ermordeten und Täter und Hinterbliebene heute gemeinsam Fußball spielen; vom Besuch beim deutschen Trainer Burkhard Pape, der unter dem fußballbegeisterten Diktator Idi Amin Ugandas Nationalelf trainierte; oder von der Makana-Liga auf Südafrikas Gefängnisinsel Robben Island, die den Gefangenen einzige Entspannung und alleiniger Versammlungsort war. Auch Thilo Thielke, erfahrener Afrika-Berichterstatter des Spiegel, versucht sich am „Traumfußball”. Südafrika und die WM können kommen. Kathrin Steinbichler
Bartholomäus Grill: „Laduuuuuma! – Wie der Fußball Afrika verzaubert”, Hoffmann und Campe, 260 Seiten, 20 Euro.
Thilo Thielke: „Traumfußball – Afrikanische Fußballgeschichten”, Die Werkstatt, 224 Seiten, 24,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Zwei Fußballbücher geben Einblick in Afrikas größte Leidenschaft
Das Unbekannte reizt und macht neugierig. Und wie die Kinder die Bauklötze nehmen nun die Fußballfans ein halbes Jahr vor dem Anpfiff in Südafrika Wörter in den Mund, die vom exotischen Flair dieser ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden künden. Schon beim Confederations Cup faszinierte die Vuvuzela, die in Südafrikas Stadien übliche Plastiktrompete. Gerade wurde der WM-Spielball Jabulani vorgestellt, dessen Zulu-Name „feiern” bedeutet. Wer Geschmack gefunden hat und mehr wissen will über Afrika und seine größte Leidenschaft, dem wird bald das Zulu-Wort Laduma über die Zunge rollen.
„Laduma” heißt „es donnert”, und so gellt dieser Ruf in Südafrika Tag für Tag über die staubigen Plätze, wenn bei irgendeinem der unzähligen Fußballspiele ein Tor gefallen ist. „Laduuuuuuma! Wie der Fußball Afrika verzaubert” hat Bartholomäus Grill seine detailreiche Geschichtensammlung genannt, mit der der langjährige Afrika-Korrespondent der Zeit einen Einblick gibt in extreme Geschehnisse und Entwicklungen, die so wohl nur Afrika erzählt. Wer also noch nicht neugierig ist auf dieses meist mit Löwen und Nelson Mandela beworbene Land, wird es mit der Lektüre werden.
Fast 15 Jahre war Grill als Reporter in Afrika unterwegs, schon frühere Bücher zeugen von seiner Kenntnis und seiner Liebe zu Afrika und seinem Fußball. Das einfache Spiel mit einem Ball, der oft kein Hightechprodukt, sondern ein mit Fäden zusammengeschnürtes Lumpenbündel ist, beherrscht in Afrika nicht nur das Straßenbild, sondern dient auch Wirtschaft und Politik als große Bühne.
Grill glaubt an die Kraft und die Gefahr des Fußballs als politisches Vehikel, weil er beides kennt: Er erzählt aus dem Kibungo in Ruanda, wo die Hutu 1994 die Tutsi ermordeten und Täter und Hinterbliebene heute gemeinsam Fußball spielen; vom Besuch beim deutschen Trainer Burkhard Pape, der unter dem fußballbegeisterten Diktator Idi Amin Ugandas Nationalelf trainierte; oder von der Makana-Liga auf Südafrikas Gefängnisinsel Robben Island, die den Gefangenen einzige Entspannung und alleiniger Versammlungsort war. Auch Thilo Thielke, erfahrener Afrika-Berichterstatter des Spiegel, versucht sich am „Traumfußball”. Südafrika und die WM können kommen. Kathrin Steinbichler
Bartholomäus Grill: „Laduuuuuma! – Wie der Fußball Afrika verzaubert”, Hoffmann und Campe, 260 Seiten, 20 Euro.
Thilo Thielke: „Traumfußball – Afrikanische Fußballgeschichten”, Die Werkstatt, 224 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Nicht immer glücklich ist Thomas Winkler mit diesem Versuch geworden, anhand des Fußballs den schwarzen Kontinent zu erklären, Klischees zu beleuchten, oder anhand der Geschichte des Fußballs die Apartheid zu erklären. Denn entweder kommt der Fußball seiner Ansicht nach dabei zu kurz, oder er illustriert Winklers Eindruck zufolge eben die Klischees, gegen die der Autor anschreiben wolle. Bartholomäus Grill steckt nach Meinung des Kritikers in dem Dilemma, dass er das Land, in dem er sein 15 Jahren lebt, liebgewonnen habe und dennoch nicht schönschreiben wolle. Doch letztlich tue auch Grill nichts anderes, als die "gewohnten Figuren" vorbeiziehen zu lassen: die korrupten Politiker, Fußballentwicklungshelfer aus Europa oder afrikanische Fußballmedizinmänner.
© Perlentaucher Medien GmbH
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