„ Aber mein Leben wird sich nicht allein darum drehen, die unsichtbare Stütze meines Mannes zu sein.“ - das nahm sich Clementine Hozier vor ihrer Hochzeit vor. Und wie ihr Leben an der Seite von Winston Churchill verlief, beschreibt Marie Benedict in ihrem Roman „Lady Churchill“. Über die
historische Korrektheit der Geschichte kann ich nichts aussagen, Fakt ist aber, dass das Buch keine Biografie…mehr„ Aber mein Leben wird sich nicht allein darum drehen, die unsichtbare Stütze meines Mannes zu sein.“ - das nahm sich Clementine Hozier vor ihrer Hochzeit vor. Und wie ihr Leben an der Seite von Winston Churchill verlief, beschreibt Marie Benedict in ihrem Roman „Lady Churchill“. Über die historische Korrektheit der Geschichte kann ich nichts aussagen, Fakt ist aber, dass das Buch keine Biografie ist, sondern ein Roman. Das Bild, das die Autorin über die Ehefrau eines der größten Politiker des 20. Jahrhunderts zeichnet, ist sehr deutlich: Clementine Churchill war sehr ehrgeizig, die Karriere ihres Mannes ging ihr über alles. Dahinter hatte alles andere zurückzustehen, vor allem ihre Kinder.
Das Buch beginnt mit dem Tag ihrer Hochzeit 1908 und endet mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Paar bekommt fünf gemeinsame Kinder, eines stirbt im Kindesalter und Clementine erleidet mindestens eine Fehlgeburt. Die beiden meistern finanzielle Schwierigkeiten, die ihr Lebensstil mit sich bringt. Auch dabei zeigt sich, dass Clementine eine findige, kluge und äußerst lebenstüchtige Frau ist, eine „Macherin“. Sie scheint nicht die starke Frau gewesen zu sein, die hinter dem mächtigen Mann stand, sondern eine, die ihn auch gerne und oft in die (ihrer Meinung nach) richtige Richtung geschubst zu haben.
Sie war emanzipiert und selbstbewusst, wusste sich gegenüber ihrem Mann und in der Gesellschaft zu behaupten und sie war eine „große Anhängerin der Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Männern und Frauen“. Ihr Verhältnis zu den Kindern war, wie Marie Benedict es beschreibt, aber eher zeitgemäß britisch-kühl (die Kinder wurden von Kindermädchen erzogen, der Sohn kam dann ins Internat). Aber sie war sich ihrer mangelnden mütterlichen Gefühle und mütterlichen Fähigkeiten durchaus bewusst. „Ich lächele meine Tochter an. Wir werden sie Sarah nennen. Ich werde sie lieben und für sie sorgen, aber sie wird mich nicht aufhalten.“ – mehr muss man über ihr Verhältnis zu den Kindern gar nicht wissen, für sie waren Kinder eher etwas, mit dem man sich „herumschlagen musste“.
Winston Churchill spielt in dem Buch eine untergeordnete Rolle, manchmal scheint es mir, als hätte er diese auch in seiner Ehe gespielt. Aber er toleriert die Ambitionen seiner Frau nicht nur, er ermutigt sie und sie war eine seiner größten und geschätztesten Beraterinnen. Das Buch an sich fand ich nett zu lesen, allerdings fand ich manchmal die Zeitsprünge etwas groß und die Sätze ein bisschen verschachtelt. Die Hauptperson fand ich zwar interessant, aber durch ihr unterkühltes Verhältnis zu den Kindern und ihren enormen Ehrgeiz eher schwierig und nicht wirklich sympathisch. Auch, dass sie sich vor ihrer viermonatigen Reise nach Südostasien (zur Beruhigung ihrer Nerven) nur Gedanken darüber macht, „welche Auswirkungen meine Abwesenheit auf Winston haben wird, wie sehr er in sich zusammenfallen wird ohne meinen Einfluss und die von mir geschaffene Struktur“ fand ich befremdlich. Sie war für ihren Mann wohl mehr die Mutter, die er nie hatte, denn auch er wuchs ohne viel Mutterliebe auf. Dafür kontrollierte ihn seine dominante Mutter als Erwachsener noch, manchmal kam es mir beim Lesen so vor, als habe sich Churchill aus der Beziehung zu seiner dominanten und manipulativen Mutter in die Ehe mit einer dominanten und ebenso manipulativen Frau begeben. Clementine Churchill wollte immer nur das Beste für ihren Mann und hielt sich für unverzichtbar. Außerdem wollte sie, dass die Nachwelt ihren Beitrag für den Frieden ebenso anerkennt, wie den ihres Mannes: „Wenn unsere Nachfahren Winston und diesen schrecklichen Krieg beurteilen, dann werden sie sehen, dass es Winstons Hand war, die Geschichte schrieb. Aber werden sie sehen, dass auch meine Hand den Stift führte?“
Für mich war das Buch unterhaltsam und ein lesenswertes Werk über eine starke und progressive Frau. Wegen der manchmal holprigen Sprache und der großen Zeitsprünge, die große Lücken lassen, von mir vier Sterne.