Es ist peinlich und dumm, aber auch verletzend zu sehen, wie der hervorragende Roman der Schriftstellerin Kerstin Hensel, Lärchenau, in einen Dumpingtopf mit den in gewissen kreisen ach so beliebten "Feuchtgebieten" geworfen oder in einer Zeitung wie der SZ doch tatsächlich am Genre des Arztromans
gemessen wird! Wer hat diese Kunstkritiker und Lektoren ausgebildet? Wie geht man in diesem Land mit…mehrEs ist peinlich und dumm, aber auch verletzend zu sehen, wie der hervorragende Roman der Schriftstellerin Kerstin Hensel, Lärchenau, in einen Dumpingtopf mit den in gewissen kreisen ach so beliebten "Feuchtgebieten" geworfen oder in einer Zeitung wie der SZ doch tatsächlich am Genre des Arztromans gemessen wird! Wer hat diese Kunstkritiker und Lektoren ausgebildet? Wie geht man in diesem Land mit seinen besten Kunstschaffenden um!?
Über die Süddeutsche Zeitung hatte ich aus berufenem Munde gehört, dass sie in ihrer Kulturkritik ein ziemlich hohes Niveau habe. Was ich aber in der Wochenendausgabe vom 9./10. 08. über Kerstin Hensels Roman zu lesen bekomme, ist ein Gegenbeweis. Dass sich an diesem Roman die Geister scheiden, gefällt mir. Aber dass die Autorin des Artikels so absolut am Genre vorbei rezensiert, das muss mich doch sehr verwundern. Nun gut, die Groteske hat es in Deutschland schon immer schwer gehabt, ihre Wahrnehmung, geschweige denn ihr Verständnis ist bis in die Höhen der Literaturkritik einfach nicht ausgebildet, und ostdeutsche Weltsicht hat es im tiefen südlichen Westen sowieso schwer, es sei denn, sie kommt lieb und verbindlich daher.
Mir hat es wie Frau Schneider-Klampaeckel und Herrn Scheffler unheimlich Spass gemacht zu verfolgen, wie die Autorin in ihrem Roman die Fäden spinnt und knüpft, in die eben doch nicht vergessene Vergangenheit, zu dem zynischen Wissenschaftsfanatiker und seiner Frau, die am Luxus zugrunde geht, zu den Dorfbewohnern, zum LPG-Vorsitzenden, zur Oper, zum Scheich, zum Grafen und seiner Ostrenaissance mit Gutfried-Töpfen, zum Befreier, der als Mafioso wieder in Erscheinung tritt, und vor allem zu den erwachsen werdenden Kindern und ihren aus all dem kommenden Träumen, Weltvorstellungen und Perspektiven...
Lesen Sie, wie die Figuren und Bilder uns in die Gegenwart führen - es ist spannend und aufregend und man kann endlich richtig lachen über den ganzen Wahnsinn.