Eigentlich ist der Bürgermeister mit den Vorbereitungen für die bevorstehende Ankunft der Investment-Gruppe beschäftigt. Doch dann die Schreckensnachricht: Eine Bewohnerin hat einen Eindringling auf ihrem Grundstück mit einem Squash-Aufschlag in den Swimming-Pool befördert. Die Leiche muss
verschwinden, bevor der hohe Besuch eintrifft!
So der Auftakt zu „Land, Luft & Leichenschmaus“, dem neuen…mehrEigentlich ist der Bürgermeister mit den Vorbereitungen für die bevorstehende Ankunft der Investment-Gruppe beschäftigt. Doch dann die Schreckensnachricht: Eine Bewohnerin hat einen Eindringling auf ihrem Grundstück mit einem Squash-Aufschlag in den Swimming-Pool befördert. Die Leiche muss verschwinden, bevor der hohe Besuch eintrifft!
So der Auftakt zu „Land, Luft & Leichenschmaus“, dem neuen Roman von Thomas Sabottka, der in einem atemberaubenden Tempo die schöne Fassade eines beschaulichen Dorfes namens Brieskau-Finkenwalde vor dem Leser aufbaut – um sie anschließend mit diebischem Vergnügen Stück für Stück einzureißen. Innerhalb von rund 50 Seiten etabliert der Autor ein gutes Dutzend Charaktere und gibt mit den ersten Toten bereits den Anstoß für die Sisyphos-Arbeit des Bürgermeisters: all die Leichen wieder unter den Teppich zu kehren. Mit der Ankunft eines jungen Mannes, der im Dorf aufgewachsen ist und nun Antworten auf gewisse Fragen sucht, kocht die dunkle Vergangenheit Brieskau-Finkenwaldes wieder hoch: Fremdenhass, Korruption, heimliche Liebschaften, Amoklauf-Pläne, Pädophilie und allerlei sonstige offene Rechnungen. Hinter jeder Haustür lauert ein dunkles Geheimnis, das nach und nach ans Licht drängt.
Gekonnt vermischt Sabottka Mystery-Elemente mit Zutaten des herkömmlichen Heimatkrimis, wodurch das ganz und gar (ost-) deutsche Brieskau-Finkenwalde gelegentlich an einen Stephen-King-Roman gemahnt – bevor der nächste, verlässlich makabere Todesfall wieder die Atmosphäre einer Splatterkomödie heraufbeschwört. Die einzelnen Szenen sind kurz und prägnant wie in einem Blockbuster, was zwar manchen Charakter in seinen stereotypen Eigenschaften belässt, aber dafür einen erzählerischen Sog entwickelt, dem schwer zu widerstehen ist: Während immer mehr Leichen in Kühltruhen, Gräbern und Plastiksäcken verschwinden, fliegen die Seiten vorbei, bis sich die verschiedenen Einzelschicksale in einem Western-artigen Showdown entladen.
Wenn man danach – ein wenig außer Atem – das Buch aus der Hand legt, geht es einem ein bisschen wie nach „Pulp Fiction“: Die Frage, was da jetzt eigentlich passiert ist, lässt sich nicht allgemein beantworten. Denn „Land, Luft & Leichenschmaus“ lässt sich nicht auf eine Geschichte herunterbrechen. Es ist vielmehr eine rabenschwarz zusammengefügte Collage von Einzelschicksalen, von Satiren auf Eingesessene und Zugezogene, Althippies und Gutbürgerliche, Ossies und Wessies. Man könnte auch sagen, es ist eine köstliche Abrechnung – mit fast allem.