Im Grenzstaat Chihuahua entstand in den 1980er und 1990er Jahren ein neuer Regionalismus. In Opposition zur zentralmexikanischen Politik definierten sich dort Mestizen (norteños) als direkte Nachfahren der Spanier. Sie grenzten sich zu diesem Zweck von den ebenfalls dort lebenden Rarámuri (Tarahumara) ab und diskriminierten sie als 'primitiv', verherrlichten sie aber auch als 'ursprünglich '. Die Rarámuri kämpften ihrerseits um ein größeres politisches Gewicht. Ethnopolitische Bewegungen um Land, Streit um Deutungsmacht im Rahmen des Kults um den halluzinogenen Peyote und die Migration von Frauen und Kindern in die Städte, widersprachen dem mestizischen Indianerbild. Die Langzeitstudie von Ingrid Kummels bietet einen detaillierten Einblick in die dynamischen und vielgestaltigen Prozesse der sozialen Kategorisierung und der Hybridisierung von Kultur in den US-mexikanischen borderlands.