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Das Buch begibt sich auf die - auch nach Europa führenden - historischen Spuren des arabischen Nationalismus und des politischen Islam. Es erklärt die Zusammenhänge zwischen dem Palästinakonflikt und dem Flächenbrand, der den Irak und Syrien erfasst hat. Aref Hajjaj vertritt die Ansicht, dass der aktuelle Dschihadismus, wie er sich im "Islamischen Staat" zeigt, viel enger mit weltlich orientierten Kräften des arabischen Nationalismus verbunden ist, als viele Medienberichte glauben machen wollen. Der Irakkrieg und die Repressionen gegen die Palästinenser durch Israel haben zur gegenwärtigen…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch begibt sich auf die - auch nach Europa führenden - historischen Spuren des arabischen Nationalismus und des politischen Islam. Es erklärt die Zusammenhänge zwischen dem Palästinakonflikt und dem Flächenbrand, der den Irak und Syrien erfasst hat. Aref Hajjaj vertritt die Ansicht, dass der aktuelle Dschihadismus, wie er sich im "Islamischen Staat" zeigt, viel enger mit weltlich orientierten Kräften des arabischen Nationalismus verbunden ist, als viele Medienberichte glauben machen wollen. Der Irakkrieg und die Repressionen gegen die Palästinenser durch Israel haben zur gegenwärtigen Krise im Nahen und Mittleren Osten entscheidend beigetragen. Ein eigener palästinensischer Staat ist durch den israelischen Siedlungsbau inzwischen unmöglich geworden. Langfristig kann es nur einen gemeinsamen Staat von Israelis und Palästinensern geben, für den beide Seiten von ihrem jeweiligen Nationalismus Abschied nehmen müssen.
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Autorenporträt
Aref Hajjaj wurde in Palästina geboren. Nach der Vertreibung 1948 wuchs er in Beirut und Kuwait auf. Er studierte in Heidelberg Politikwissenschaft, Geschichte und Völkerrecht. Hajjaj ist Vorsitzender des Palästina-Forums, das sich mit Perspektiven für die Lösung des Palästina-Israel-Konflikts befasst. Er ist häufiger Interviewgast deutscher, österreichischer und arabischer TV- und Radiosender zu innerarabischen und europäischen Themen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2017

Kein Mangel an politischen und ideologischen Verschärfungen
Donald Trump hat die Zwei-Staaten-Lösung in Frage gestellt: Aref Hajjajs Buch über nahöstliche Konflikte gewinnt dadurch noch an Aktualität

Aref Hajjaj ist Palästinenser von Geburt, und so verwundert es wohl nicht, dass er dem Palästina-Konflikt eine zentrale Rolle in der gegenwärtigen asymmetrischen Konfrontation der "islamischen Welt" mit dem Westen zumisst. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, schreibt er in seinem Buch über "Arabischen Nationalismus, politischen Islam und die Zukunft Palästinas", habe sich Francis Fukuyamas hegelianische Vision vom "Ende der Geschichte" leider nicht bewahrheitet, sondern eher schon Huntingtons "clash of civilizations". Diesem Aufeinanderprallen gehte Hajjaj auf den Grund. Er analysiert in seinem Buch die politische Entwicklung des Nahen Ostens seit dem späten neunzehnten Jahrhundert.

Hajjaj, der seit Flucht und Vertreibung der Palästinenser im Jahr 1948 in Beirut und Kuweit aufwuchs, studierte später in Heidelberg Politikwissenschaft. Viele Jahre war er danach als Dolmetscher für Arabisch für das Auswärtige Amt tätig. Er ist Vorsitzender des Palästina-Forums und hat sich immer für eine politische Regelung des Konflikts eingesetzt. Die Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten, der nun die international angestrebte Zwei-Staaten-Lösung offen in Frage gestellt hat, macht Hajjajs Buch noch aktueller.

Der Palästina-Konflikt ist ein zentraler Teil jener turbulenten arabischen "Moderne", die bis heute von drei wichtigen Strömungen geprägt wurde: dem Panislamismus von Dschamal al-Din al-Afghani (1838-97), dem arabischen Nationalismus unterschiedlicher Couleur sowie dem politischen Islam, wie er durch die islamische Bewegung Mohammed Abduhs (1849-1905) oder Abdulrahman al Kawakibis (1855-1902) sowie durch die Muslimbrüder Hasan al-Bannas (1906-1949) seine Ausprägung fand.

Interessant ist Hajjajs These, dass der heutige menschenverachtende Radikalismus des "Islamischen Staats" (IS) vielleicht weniger eine ideologische Zuspitzung der Religion sei als vielmehr eine Mischung aus religiösem Fanatismus und durchaus säkularem Nationalismus. Er weist in diesem Zusammenhang zu Recht auf die Kader der irakischen Baath-Partei hin, die nach dem Sturz Saddam Husseins durch die Amerikaner 2003 gewissermaßen heimatlos geworden waren, in den Untergrund gingen und - geübt in den Methoden der Repression - ein nicht unerheblicher, logistisch wichtiger Bestandteil von Al-Qaida beziehungsweise des IS wurden.

Ausführlich schildert er die Spirale des Konfliktes zwischen den jüdischen Einwanderern, später Israelis, den Palästinensern und den arabischen Staaten - eine Spirale, die ohne den direkten Eingriff der kolonialen, dann postkolonialen westlichen Mächte, insbesondere England, Frankreich (Sykes-Picot, Balfour-Deklaration), später dann der Vereinigten Staaten so nicht ausgelöst worden wäre. Gestützt auf die "neuen Historiker" Israels, die herausgefunden haben, dass die Palästinenser in der Regel durchaus nicht "auf Anweisung" Kairos flohen, um mit den arabischen Armeen zurückzukehren, beschreibt er die Tragödie der Nakba, der Flucht und Vertreibung der Palästinenser.

Zugleich geißelt Hajjaj den Radikalismus, die ideologische Einseitigkeit des Arabismus, der immer auch Züge eines romantischen politischen Denkens Europas trug, etwa auch unter Bezugnahme auf deutsche Autoren wie Johann Gottfried Herder und Ernst Moritz Arndt. Es ist eine Geschichte des Scheiterns beider, ja aller Seiten, die der Autor eher aus palästinensischer Sicht darstellt und die einen erheblichen Anteil an der gegenwärtigen Krise in Syrien und im Irak hat.

Aufgrund der Fakten, die Israel durch seine Siedlungspolitik und andere Maßnahmen mittlerweile geschaffen hat, glaubt Hajjaj nicht mehr an einen eigenen palästinensischen Staat, sondern nur noch an einen gemeinsamen, irgendwie "föderativen" Staat von Israelis und Palästinensern. Durch diese Utopie erklärt sich immerhin das Fragezeichen im Titel seines Buchs, doch um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, müssten die Beteiligten Abschied nehmen vom Zionismus, vom palästinensischen Nationalismus und auch vom politischen Islam. Die Idee einer Föderation beziehungsweise Konföderation ist unter palästinensischen Intellektuellen nicht neu - aber wer will sich überhaupt für diesen Weg einsetzen, und zwar auf beiden Seiten?

WOLFGANG GÜNTER LERCH

Aref Hajjaj: "Land ohne Hoffnung?" Arabischer

Nationalismus, politischer Islam und die Zukunft

Palästinas.

Ferdinand Schöningh

Verlag, Paderborn 2017.

167 S., br., 19,90 [Euro].

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