In Land und Beute sind Reinhard Jirgls Kritiken, Beobachtungen und Polemiken zum ersten Mal nachlesbar: Mit seinen Reflexionen über Traum und Trauma des 20. Jahrhunderts und seinen Bemerkungen über Erinnern - Schreiben - Lesen führt er mitten hinein in das Zentrum einer gegenwartsbewussten schreibenden Existenz. Der Autor, dessen Roman Abschied von den Feinden 1995 mit einem Schlag als "ein literarisches Ereignis" (Frankfurter Rundschau) wahrgenommen wurde und der seither in weiteren monumentalen Romanen die deutsche Geschichte und Gegenwart gestaltet hat, legt hier Rechenschaft ab über sein Schreiben und seine eigene Gegenwart: "Noch nie ist die deutsche Nachkriegszeit so überzeugend geschildert worden", schrieb Iris Radisch in der Zeit über Jirgls Werk.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2008Eingemachtes
Was sind, wenn wir uns über Literatur unterhalten, die im Grunde immer gleichen Fragen, mit denen wir nicht fertig werden? Beispielsweise und gerade wieder gestellt die, was die Literatur mit dem (wirklichen) Leben zu tun hat. Oder: Kann Literatur das Leben oder sogar uns selbst besser machen, auch Krieg und andere Schrecken verhindern? Und: Welchen Stellenwert hat Literatur in der sogenannten Informations- und Wissensgesellschaft. Reinhard Jirgl gibt auf diese und noch viele andere Fragen Antworten, und das Verblüffende dabei ist: Sie fallen trotz eines kulturpessimistischen Einschlags, bei dem man hier und da Adorno heraushören mag, positiv und geradezu optimistisch aus, sofern es um die Zukunft der Literatur und des Mediums Buch geht. Was hier in Form von Kritiken, Polemiken und Aufsätzen des 1953 in Berlin geborenen Romanschriftstellers aus einem Jahrzehnt versammelt ist, geht, mit hoher sprachkritischer Empfindsamkeit und energisch-furchtlosem Gedankengang buchstäblich ans Eingemachte eines ganzen Jahrhunderts. (Reinhard Jirgl: "Land und Beute". Aufsätze aus den Jahren 1996 bis 2006. Carl Hanser Verlag. Edition Akzente, München 2008. 256 S., br., 19,90 [Euro].) edo.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was sind, wenn wir uns über Literatur unterhalten, die im Grunde immer gleichen Fragen, mit denen wir nicht fertig werden? Beispielsweise und gerade wieder gestellt die, was die Literatur mit dem (wirklichen) Leben zu tun hat. Oder: Kann Literatur das Leben oder sogar uns selbst besser machen, auch Krieg und andere Schrecken verhindern? Und: Welchen Stellenwert hat Literatur in der sogenannten Informations- und Wissensgesellschaft. Reinhard Jirgl gibt auf diese und noch viele andere Fragen Antworten, und das Verblüffende dabei ist: Sie fallen trotz eines kulturpessimistischen Einschlags, bei dem man hier und da Adorno heraushören mag, positiv und geradezu optimistisch aus, sofern es um die Zukunft der Literatur und des Mediums Buch geht. Was hier in Form von Kritiken, Polemiken und Aufsätzen des 1953 in Berlin geborenen Romanschriftstellers aus einem Jahrzehnt versammelt ist, geht, mit hoher sprachkritischer Empfindsamkeit und energisch-furchtlosem Gedankengang buchstäblich ans Eingemachte eines ganzen Jahrhunderts. (Reinhard Jirgl: "Land und Beute". Aufsätze aus den Jahren 1996 bis 2006. Carl Hanser Verlag. Edition Akzente, München 2008. 256 S., br., 19,90 [Euro].) edo.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Schwerstarbeit war die Lektüre von Reinhard Jirgls gesammelten Essays aus den Jahren 1996 bis 2006 für Jörg Magenau und in ihrer Theorieversessenheit keine reine Freude, wie er zugeben muss. Laut Jirgl hätte es in der Literatur ohne Stil- und Sprachtheorie keine Weiterentwicklung gegeben, eine Auffassung, der der Rezensent vehement widerspricht. Sollte der Autor mit seinen Essays die von ihm beklagte allgemeine "Theorieverdrossenheit" überwinden wollen, ist er nach Ansicht des erschöpft wirkenden Rezensenten gründlich gescheitert, denn Magenau findet, dass in den "hochkomplizierten Denkbewegungen" und der überkomplexen Syntax des Autors die Inhalte seiner Texte sich geradezu verflüchtigen. Nur wenn der Autor mal beschreibend-konkret wird, weckt er das Interesse Magenaus, aber das ist, wie er bedauernd konstatiert, in diesem Band nicht oft der Fall.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH