Ein Gaunerstück in doppelten Sinn
Schon früh nach Beginn der Geschichte zeichnet sich ab, dass es wohl eine augenzwinkernde sein wird. Die Gründe, weshalb einige Typen im Gefängnis einer norddeutschen Stadt einsitzen, weisen schon darauf hin: Einer – Clemens - nutzte angeblich als Professor sein
Thema „Sturm und Drang“ aus, um Studentinnen die Praxis nahe zu bringen, ein anderer – Hannes -…mehrEin Gaunerstück in doppelten Sinn
Schon früh nach Beginn der Geschichte zeichnet sich ab, dass es wohl eine augenzwinkernde sein wird. Die Gründe, weshalb einige Typen im Gefängnis einer norddeutschen Stadt einsitzen, weisen schon darauf hin: Einer – Clemens - nutzte angeblich als Professor sein Thema „Sturm und Drang“ aus, um Studentinnen die Praxis nahe zu bringen, ein anderer – Hannes - kassierte als verkleideter Polizist mit Halte-Kelle Bußgelder und viele weitere Kleinkriminelle mehr.
Als kulturelles „Schmankerl“ für die Gefangenen hatte der Direktor das Stadttheater mit dem Stück „Warten auf Godot“ eingeladen. Rund ein Dutzend Gefangener nutzen den Tumult um den Aufbau für das Stück, um im Theaterbus zu fliehen. Schon bald landet die merkwürdige Truppe in einer Kleinstadt und wird prompt mit der erwarteten Theatergruppe verwechselt. So genießen die Gauner das gute Essen, die schönen Reden und engagieren sich im Prinzip ernsthaft an Ideen zur Weiterentwicklung des kulturellen Lebens der Provinzstadt.
Als dann der Schwindel doch auffliegt und die Entflohenen wieder in der Tristess des eingesperrten Daseins ankommen, endet die so Hoffnung stiftende Perspektive für die Männer. Das Einzige, was sie – bis auf einen, der sich selbst zu Tode bringt - am Leben hält, ist die Erkenntnis, dass gemeinsam ertragene Not und der freundschaftliche Zusammenhalt der eigentliche Wert im Leben sind.
Siegfried Lenz erzählt die an sich leichte Geschichte mit einem melancholischen Unterton, lässt die Emotionen nur dort zu, wo sei bei der Leserschaft von selbst entstehen und hält eine überraschend große Distanz zu den Protagonisten aufrecht. Trotz dieser gewissen Oberflächlichkeit wirkt die Geschichte ins eigene Lebensgeflecht hinein, lässt über Ziele, Freiheit, Schein und vor allem Sein sinnieren. Da das ohne großen Tiefgang geschieht, liest sich die Novelle schnell, leidet aber auch etwas darunter, denn – ehrlich – es wäre „mehr“ drin gewesen …! Daher auch nur 3 von 5 Sternen.
© 7/2011 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.