Schluss mit der Romantisierung des Landlebens!
Immer mehr Städter ziehen inzwischen aufs Land - oder träumen vom Häuschen im Grünen. Doch ist dort wirklich das Idyll zu finden, nach dem sich alle sehnen? Axel Brüggemann, der selbst aus Berlin zurück in sein norddeutsches Heimatdorf zog, geht dieser Frage nach und reist durch die deutsche Provinz. Und er stellt fest, dass das Landleben, wie man es sich als Städter vorstellt, mittlerweile kaum noch existiert. Ausgeprägter Gemeinschaftssinn der Dorfbevölkerung, nachbarschaftliche Hilfe und ein ruhiges Leben im Einklang mit der Natur sind nur noch selten zu finden. Stattdessen werden in der Provinz Schulen und Arbeitsplätze rar, und die jungen Menschen verlassen das Land in Richtung Stadt. Axel Brüggemann rückt einige Klischees über das Glück zwischen Kuhstall und Tante-Emma-Laden zurecht, erzählt anekdotenreich und unterhaltsam vom Leben in seinem Dorf und wirft einen mal kritischen, mal liebevollen Blick auf die deutsche Provinz. Denn eines ist ganz sicher: Das Leben auf dem Land lohnt sich doch.
Immer mehr Städter ziehen inzwischen aufs Land - oder träumen vom Häuschen im Grünen. Doch ist dort wirklich das Idyll zu finden, nach dem sich alle sehnen? Axel Brüggemann, der selbst aus Berlin zurück in sein norddeutsches Heimatdorf zog, geht dieser Frage nach und reist durch die deutsche Provinz. Und er stellt fest, dass das Landleben, wie man es sich als Städter vorstellt, mittlerweile kaum noch existiert. Ausgeprägter Gemeinschaftssinn der Dorfbevölkerung, nachbarschaftliche Hilfe und ein ruhiges Leben im Einklang mit der Natur sind nur noch selten zu finden. Stattdessen werden in der Provinz Schulen und Arbeitsplätze rar, und die jungen Menschen verlassen das Land in Richtung Stadt. Axel Brüggemann rückt einige Klischees über das Glück zwischen Kuhstall und Tante-Emma-Laden zurecht, erzählt anekdotenreich und unterhaltsam vom Leben in seinem Dorf und wirft einen mal kritischen, mal liebevollen Blick auf die deutsche Provinz. Denn eines ist ganz sicher: Das Leben auf dem Land lohnt sich doch.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2011Hamburger Graugänse
Der Musikjournalist Axel Brüggemann ist jüngst von Berlin auf ein Dorf bei Bremen gezogen und hat sich vermutlich gedacht: Da mach' ich ein Buch draus! Hektischer Großstadtmensch geht aufs Land, verliebt sich in die Provinz. Doch dergleichen gibt es nun schon zur Genüge. Selbst eine Zeitschrift zum Trend hat sich etabliert: "Landlust". Also entschloss sich Brüggemann zu anderem: Sein Buch kämpft gegen die "Romantisierung des Landlebens" und trägt den Titel "Landfrust". An Thesen fehlt es nicht: Die Provinz verdummt! Das soziale Gefälle in Deutschland verläuft längst zwischen Stadt und Land! Dörfler sind auch keine netteren Nachbarn! Das Bauerntum liegt darnieder! Milchquoten! Schützenverein! Der Wald stirbt! Brüggemann hat so viel zu sagen, dass er es nicht in das Korsett eines zusammenhängenden Textes zwängt. Reisebeschreibungen hier , harte Recherchen dort , und ein Drittel des Textes wird gar als "Roman" deklariert. 250 schwadronierte Seiten werden daraus, weitgehend belegfrei und gedanklich allenfalls lose zusammenhängend. Thema Landflucht etwa: Die Klugen gehen in die Stadt, die Dummen bleiben zurück. Brüggemann weiter: "Auf dem Alexanderplatz in Berlin wurde kürzlich ein Fuchs gesichtet, der eine Ratte im Maul trug, auf der Hamburger Alster tummeln sich Graugänse, und selbst Adler sind in Großstädten keine Seltenheit mehr." Die sind dann wohl auch alle zum Studieren da. "Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Wahrheit", schreibt Brüggemann. Es ist aber noch schlimmer: Es erhebt überhaupt keinen Anspruch. (Axel Brüggemann: "Landfrust". Ein Blick in die deutsche Provinz. Kindler Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011. 269 S., br., 14,95 [Euro].) till
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Musikjournalist Axel Brüggemann ist jüngst von Berlin auf ein Dorf bei Bremen gezogen und hat sich vermutlich gedacht: Da mach' ich ein Buch draus! Hektischer Großstadtmensch geht aufs Land, verliebt sich in die Provinz. Doch dergleichen gibt es nun schon zur Genüge. Selbst eine Zeitschrift zum Trend hat sich etabliert: "Landlust". Also entschloss sich Brüggemann zu anderem: Sein Buch kämpft gegen die "Romantisierung des Landlebens" und trägt den Titel "Landfrust". An Thesen fehlt es nicht: Die Provinz verdummt! Das soziale Gefälle in Deutschland verläuft längst zwischen Stadt und Land! Dörfler sind auch keine netteren Nachbarn! Das Bauerntum liegt darnieder! Milchquoten! Schützenverein! Der Wald stirbt! Brüggemann hat so viel zu sagen, dass er es nicht in das Korsett eines zusammenhängenden Textes zwängt. Reisebeschreibungen hier , harte Recherchen dort , und ein Drittel des Textes wird gar als "Roman" deklariert. 250 schwadronierte Seiten werden daraus, weitgehend belegfrei und gedanklich allenfalls lose zusammenhängend. Thema Landflucht etwa: Die Klugen gehen in die Stadt, die Dummen bleiben zurück. Brüggemann weiter: "Auf dem Alexanderplatz in Berlin wurde kürzlich ein Fuchs gesichtet, der eine Ratte im Maul trug, auf der Hamburger Alster tummeln sich Graugänse, und selbst Adler sind in Großstädten keine Seltenheit mehr." Die sind dann wohl auch alle zum Studieren da. "Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Wahrheit", schreibt Brüggemann. Es ist aber noch schlimmer: Es erhebt überhaupt keinen Anspruch. (Axel Brüggemann: "Landfrust". Ein Blick in die deutsche Provinz. Kindler Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011. 269 S., br., 14,95 [Euro].) till
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