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Juliane Ebner, gebürtige Stralsunderin, gehört zur jungen Berliner Kunstszene, deren Ausstrahlungskraft auf der radikalen Transformation althergebrachter Themen und traditionsreicher Kunstgattungen beruht. Ebners Ausdrucksmittel ist, neben der Sprache, die Zeichnung. Ausgebildet an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel, bedient sie sich ihrer virtuos — die Papier- arbeiten nutzt sie oft aber nur als Ausgangspunkt für einen Arbeitsprozess, an dessen Ende mehrschichtige Plexiglasbilder oder Zeichentrickfilme im Stop-Motion-Verfahren stehen. Diese Verwandlung macht einen großen Teil der Faszination…mehr

Produktbeschreibung
Juliane Ebner, gebürtige Stralsunderin, gehört zur jungen Berliner Kunstszene, deren Ausstrahlungskraft auf der radikalen Transformation althergebrachter Themen und traditionsreicher Kunstgattungen beruht. Ebners Ausdrucksmittel ist, neben der Sprache, die Zeichnung. Ausgebildet an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel, bedient sie sich ihrer virtuos — die Papier- arbeiten nutzt sie oft aber nur als Ausgangspunkt für einen Arbeitsprozess, an dessen Ende mehrschichtige Plexiglasbilder oder Zeichentrickfilme im Stop-Motion-Verfahren stehen. Diese Verwandlung macht einen großen Teil der Faszination ihrer Arbeiten aus, doch ist sie nur das Mittel zum Zweck, um komplexe Bildwelten zu erschaffen. In diesen wird das Thema zwischen indi- vidueller Erinnerung und offizieller Geschichtsschreibung subtil ausgelotet. Aus diesem Grund beauftragte der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages die Künstlerin mit einer Arbeit, die sich in einer von ihr selbst zu bestimmenden Weise mit der Geschichte des Parlaments auseinandersetzen sollte. Juliane Ebner wählte das Reichstagsgebäude zum Ausgangspunkt. Sie führt den Zuschauer in ihrer filmischen Erzählung aus dem Berlin der 1930er Jahre zu einem unscheinbaren Landstrich an der Küste Vorpommerns — vom Ausgangspunkt eines höllischen Vernichtungskrieges hin zu einem in der Weltgeschichte nahezu irrelevanten Ort. Scheinbar dokumentarisch erzählt sie dabei von einer deutschen Familie, deren Schicksal mit großen Historiensträngen verwoben ist. Sie beginnt mit den Worten: „Nach dem Krieg hatte meine Großmutter schlechtes Gewissen, weil sie noch lebte, bis zu ihrem Tod.Ihr Mann hatte ihr eine Pistole gegeben und gesagt, wenn der Russe käme, solle sie zuerst die Kinder und dann sich selbst erschießen. Und das hatte sie nicht getan.“ Der inzwischen vielfach national und international ausgezeichnete Film „Landstrich“ ist eine Geschichte über Schwere und Leichtigkeit, über Schicksal, Schuld und Verantwortung, über Erinnern und Verschweigen, über Geheimnisse und die Unschuld, mit der sie plötzlich aufgedeckt werden können. Die Zuschauer werden so zum Zeugen jener Begebenheiten, die hinter den ritualisierten Erinnerungen, dem Schweigen, dem absichtlichen Vergessen stecken, einer Geschichte über das Leben in einem Deutschland, dessen individuelle Konturen langsam in Vergessenheit zu geraten drohen.