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Über Jahrhunderte hinweg war Langen ein eher landwirtschaftlich geprägter Ort, bis es 1813 mit der Erhebung zum Marktflecken an wirtschaftlicher Bedeutung gewann. Als nach der Aufhebung des Zunftzwangs 1866 die Gewerbefreiheit galt, blühte der Handel auf. In dieser Zeit setzt dieses Buch an, das ein spannendes Kapitel Langener Alltagsgeschichte zwischen 1880 und 1980 erzählt. Darüber hinaus ist es eine Begleitlektüre zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Altes Rathaus. Stadtarchivar Herbert Bauch hat gemeinsam mit Inge und Horst Helfmann 170 bislang meist unveröffentlichte Fotografien aus…mehr

Produktbeschreibung
Über Jahrhunderte hinweg war Langen ein eher landwirtschaftlich geprägter Ort, bis es 1813 mit der Erhebung zum Marktflecken an wirtschaftlicher Bedeutung gewann. Als nach der Aufhebung des Zunftzwangs 1866 die Gewerbefreiheit galt, blühte der Handel auf. In dieser Zeit setzt dieses Buch an, das ein spannendes Kapitel Langener Alltagsgeschichte zwischen 1880 und 1980 erzählt. Darüber hinaus ist es eine Begleitlektüre zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Altes Rathaus. Stadtarchivar Herbert Bauch hat gemeinsam mit Inge und Horst Helfmann 170 bislang meist unveröffentlichte Fotografien aus den Fotoalben alteingesessener Langener Familien und aus den Beständen des Stadtarchivs auswählt. Diese Bilder fangen den Alltag arbeitender Menschen in traditionellen Handwerksberufen und im Handel ein, der so heute kaum noch existiert. Sie zeigen einschneidende Veränderungen in der Stadtlandschaft, die bei einem Einkaufsbummel in der Bahnstraße schnell sichtbar werden. Dieser Bildband nimmt die Leser auf eine spannende und abwechslungsreiche Zeitreise mit, die an liebevoll gepflegte Ladengeschäfte und den betriebsamen Alltag vergangener Zeiten in Langen erinnert.
Autorenporträt
Herbert Bauch studierte Germanistik und Politikwissenschaft und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Der Historiker ist heute als Archiv- und Museumsleiter tätig und hat sich mit seinen Publikationen zur Langener Geschichte hervorgetan. Inge und Horst Helfmann sind profunde Kenner der Geschichte ihrer Stadt. Sie sind in verschiedenen Vereinen aktiv und engagieren sich im familiengeschichtlichen Arbeitskreis des Stadtarchivs.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2010

Die Kunstmilch bleibt ein Rätsel

Ein neues Buch geht Handwerk, Handel und Gewerbe von 1880 bis 1980 in Langen nach. Dabei kommt manche Kuriosität zum Vorschein.

es. LANGEN. Die Anzeige, mit der sich Adam Zimbelmann 1912 an die Leser der Langener Lokalzeitung wandte, gibt heute Rätsel auf. "Gestatte mir dem hiesigen sowie auswärtigen Publikum ergebenst anzuzeigen, daß ich am hiesigen Platze eine Kunst- und Vollmilch-Vertriebs- und Verwertungs-Anstalt eröffnen werde", war in Frakturschrift zu lesen. Zimbelmann fügte hinzu: "Als Spezialität bringe ich eine Kunstmilch, Marke Milchol, zum Vertrieb. Ein von ersten Autoritäten glänzend begutachtetes Milchprodukt." Was es mit Zimbelmanns Kunstmilch auf sich hatte, dahinter ist man in Langen bisher jedenfalls nicht gekommen.

"Langen - Handwerk, Handel und Gewerbe" heißt das jüngst im Sutton-Verlag, Erfurt, erschienene Buch, das der Langener Stadtarchivar Herbert Bauch gemeinsam mit Inge und Horst Helfmann, die im familiengeschichtlichen Arbeitskreis des Stadtarchivs aktiv sind, vorgelegt hat. Auf 96 Seiten spüren sie der Langener Handwerks- und Gewerbegeschichte zwischen 1880 und 1980 nach. 170 historische Fotos, Zeitungsartikel und Anzeigen fanden Eingang in die Publikation. Für die Autoren ist dies die zweite Zusammenarbeit, die in ein Buch mündete: 2006 gab der gleiche Verlag schon die Publikation "Langener Lokal-Geschichte" zur örtlichen Gaststättenlandschaft heraus. Danach wurde das Autorentrio angesprochen, auch mal etwas über die Langener Geschäfte zu veröffentlichen.

Weil im Stadtarchiv zu diesem Thema nicht so viele Fotos zur Verfügung standen, ließen Inge und Horst Helfmann, alteingesessene Langener Bürger, ihre Kontakte spielen: Selbst aus Fürstenfeldbruck oder aus der Nähe des Bodensees gingen alte Aufnahmen ein. Im nächsten Jahr soll es hierzu eine Ausstellung im Stadtmuseum geben.

Mitte 2010 waren in der 36 500 Einwohner zählenden Stadt Langen mehr als 3000 Gewerbebetriebe angemeldet. 1900 lebten in Langen knapp 6000 Menschen; damals gab es 15 Bäckereien, 14 Metzgereien, 18 Schuhmachermeister, vier Barbiere, 22 Viktualien- und Spezereihandlungen (Lebensmittelgeschäfte) und sechs Milchhandlungen. Zahlreiche Fotos vermitteln einen Eindruck von den oft kleinen Läden, in denen es Back- oder Fleischwaren zu kaufen gab. Bis ins Jahr 1813 geht die Bäckereigeschichte des Gebäudes Frankfurter Straße 10 zurück: Waigand Breidert gründete dort eine Bäckerei, die bis 1967 von der Familie fortgeführt wurde. Danach übernahm Familie Göbel den Betrieb. Ein anderer Bäcker, J.G. Berck, fuhr in den zwanziger Jahren Brot und feine Backwaren mit einem Lieferwagen aus. "Für trägen Stuhlgang empfehle: Das allseits beliebte Roggenvollkornbrot in Kommissform" inserierte Bäcker Georg Törge in einer nicht datierten Zeitungsanzeige in Frakturschrift.

Bei den Metzgern waren schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts Maschinen im Einsatz: So ist auf einem Foto der Wurst- und Conservenfabrik Georg Luft aus jener Zeit eine Wurstfüllmaschine zu erkennen. Auch Wieg-, Hack- und Mengmaschinen sorgten in vielen Betrieben für effizienteres Arbeiten. "Prima junges, fettes Kuhfleisch per Pfund 50 Pfg.", offerierte Hermann Kahn seiner Kundschaft. Kahn, der 1860 geboren wurde und 1937 starb, betrieb am Ludwigsplatz, heute Wilhelm-Leuschner-Platz, eine koschere Metzgerei; später verkaufte er auch Lebensmittel und Delikatessen. 1933 schloss er. Kahns Frau und drei Kinder überlebten den Naziterror nicht. Nur einem Sohn gelang es, nach Amerika auszuwandern.

Herbert Bauch, Inge und Horst Helfmann: "Langen - Handwerk, Handel und Gewerbe", Sutton-Verlag, Erfurt 2010. Das 96 Seiten umfassende Buch ist für 17,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

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