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"Quand venait l'heure de nous coucher et de nous mettre en pyjama, notre père restait près de nous et nous apprenait à disposer nos vêtements dans l'ordre très exact du rhabillage. Il nous avertissait, nous savions que la cloche de la porte extérieure nous réveillerait en plein sommeil et que nous aurions à fuir, comme si la Gestapo surgissait. 'Votre temps sera chronométré', disait-il, nous ne prîmes pas très longtemps la chose pour un jeu. C'était une cloche au timbre puissant et clair, actionnée par une chaîne. Et soudain, cet inoubliable carillon impérieux de l'aube, les allers-retours du…mehr

Produktbeschreibung
"Quand venait l'heure de nous coucher et de nous mettre en pyjama, notre père restait près de nous et nous apprenait à disposer nos vêtements dans l'ordre très exact du rhabillage. Il nous avertissait, nous savions que la cloche de la porte extérieure nous réveillerait en plein sommeil et que nous aurions à fuir, comme si la Gestapo surgissait. 'Votre temps sera chronométré', disait-il, nous ne prîmes pas très longtemps la chose pour un jeu. C'était une cloche au timbre puissant et clair, actionnée par une chaîne. Et soudain, cet inoubliable carillon impérieux de l'aube, les allers-retours du battant de la cloche sur ses parois marquant sans équivoque qu'on ne sonnait pas dans l'attente polie d'une ouverture, mais pour annoncer une brutale effraction. Sursaut du réveil, l'un de nous secouait notre petite soeur lourdement endormie, nous nous vêtions dans le noir, à grande vitesse, avec des gestes de plus en plus mécanisés au fil des progrès de l'entraînement, dévalions les deux étages, sans un bruit et dans l'obscurité totale, ouvrions comme par magie la porte de la cour et foncions vers la lisière du jardin, écartions les branchages, les remettions en place après nous être glissés l'un derrière l'autre dans la protectrice anfractuosité, et attendions souffle perdu, hors d'haleine. Nous l'attendions, nous le guettions, il était lent ou rapide, cela dépendait, il faisait semblant de nous chercher et nous trouvait sans jamais faillir. À travers les branchages, nous apercevions ses bottes de SS et nous entendions sa voix angoissée de père juif : 'Vous avez bougé, vous avez fait du bruit. - Non, Papa, c'est une branche qui a craqué. - Vous avez parlé, je vous ai entendus, ils vous auraient découverts.' Cela continuait jusqu'à ce qu'il nous dise de sortir. Il ne jouait pas. Il jouait les SS et leurs chiens."

Écrits dans une prose magnifique et puissante, les Mémoires de l'auteur de la Shoah disent toute la liberté et l'horreur du XXe siècle, faisant du Lièvre de Patagonie un livre unique qui allie la pensée, la passion, la joie, la jeunesse, l'humour, le tragique.
Autorenporträt
Claude Lanzmann, geb. 1925 in Paris, studierte Philosophie und war Lektor an der Freien Universität Berlin. Als Journalist reiste er unter anderem nach China und Korea und engagierte sich gegen den Algerienkrieg. Seine Dokumentarfilme 'Pourquoi Israel' (1972) und 'Shoah' (1985) machten ihn weltberühmt. Er ist Ehrendoktor der Hebräischen Universität Jerusalem und der European Graduate School. Claude Lanzmann lebt in Paris.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2010

Fragen an einen Hasen
Claude Lanzmanns Memoiren "Le Lièvre de Patagonie" sind ein epochales Meisterwerk. Die derzeitige deutsche Debatte um ein Detail ist nur peinlich

Im November 1952 legte ein Dampfer der israelischen Reederei Zim in Haifa ab und steuerte in einen der schlimmsten Stürme, die das Mittelmeer je gekannt hat. An Bord war ein siebenundzwanzigjähriger Franzose, der als Beruf den des Journalisten angegeben hätte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt wusste, dass er die Reportagen, die er für "Le Monde" über Israel zu schreiben hatte, nie abliefern würde: Zu intim waren seine Erfahrungen mit dem jungen Staat, das hatte in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Erst mal hatte er eh andere Sorgen: Das Schiff musste zehn Meter hohe Wasserwände hinauf-, dann wieder hinabfahren, das Deck wurde überspült, der Innenraum voller seekranker Passagiere war die reinste Kloake. Nur zwei Leute blieben oben, der Kapitän, ein Veteran der sowjetischen Handelsmarine, und Claude Lanzmann. Er ertrug den Gestank unter Deck nicht und überzeugte den Kapitän, ihn festzumachen - oben und ganz vorne -, auf dass er stehend und draußen die Horrorfahrt des Dampfers mitvollziehen könne: seltsame, fluchende anzugtragende Galionsfigur mit zugekniffenen Augen und nasser Kippe im Mundwinkel.

Wer sich darauf einlässt, "Le Lièvre de Patagonie", Lanzmanns Memoiren, deren Übersetzung im Herbst bei Rowohlt erscheint, zu lesen, wer diesen Dampfer besteigt, der sollte sich ebenso festmachen, denn bald ist nicht mehr zu unterscheiden, ob man die seltsamen Szenen, die hier geschildert werden, aus der Lektüre oder eigenen Träumen kennt. "Der patagonische Hase" ist kein Buch wie jedes andere. Es beschwört das vergangene Jahrhundert mit unvergleichlich suggestiver Kraft und erfrischt und verfremdet die Bilder und Begriffe, die wir so ordentlich im Kopf davon verwahren.

Da ist diese Szene im Schuhgeschäft in Paris, 1942: Die Familie Lanzmann ist unter der deutschen Besatzung dem Tode geweiht. Sie entwickelt erstaunliche Fähigkeiten, diesem Schicksal zu entkommen und sich zur Wehr zu setzen. Lanzmanns Mutter, die den Vater verlassen hat, gelingt es, sich in Paris zu verstecken, und ihrem Sohn, zu ihr zu stoßen. Doch die Bedrohung macht komplizierte Menschen nicht berechenbarer. Die Mutter befindet, der Junge sehe aus wie ein Bauerntrottel, und schleppt ihn in ein Schuhgeschäft. Dort kann sie sich nicht entscheiden, lässt sich unendlich viele Paare zeigen, dabei wird ihr Stottern immer schlimmer, dem Sohn ist die Szene unendlich peinlich. Er findet plötzlich, seine Mutter sei allzu leicht als Jüdin zu erkennen, und fürchtet, beide könnten verhaftet werden. Er haut ab, lässt seine schwierige Mutter zwischen Pyramiden von Schuhschachteln stehen - und kann es sich bis heute nicht verzeihen. "Ist es statthaft", fragt Lanzmann "wenn die große Geschichte verrücktspielt, noch ein kompliziertes Privatleben zu pflegen?"

In der Bedrohung und Verfolgung ist der Mensch nicht irgendein opakes moralisches Subjekt, sondern gerade dann frei, unberechenbar, verletzlich und unzulänglich. Das ist keine Relativierung des Heldentums, sondern dessen Vorbedingung: Unvergesslich bleiben dem Leser jene Figuren des Buches, die in einem Jahrhundert der Extreme halbwegs Haltung bewahren, unvergesslich bleiben aber auch die Versager.

Lanzmann beschreibt nicht bloß das Jahrhundert, er verkörpert es. Die Geschichte bildet sich auf seinem gedrungenen, geschundenen Leib ab: Er erleidet spektakuläre Krankheiten, Stürze, Autounfälle, bricht sich alle Knochen, wird beschossen, getreten und entkommt dem Tod immer wieder, nur um Haaresbreite. Noch im Deutschland der siebziger und achtziger Jahre wird er von Kriegsverbrechern und Altnazis verprügelt, wenn er sie für seinen Dokumentarfilm "Shoah" aufnehmen will.

Es ist auch ein liebender und geliebter Körper: Da sind die angemessen meisterhaften Seiten über Simone de Beauvoir und Angelika Schrobsdorff, die großen Lieben des Autors, da ist aber auch die Geschichte in Nordkorea, als sich Lanzmann in eine Krankenschwester verliebt - dies allein Stoff für einen epischen Film mit zahlreichen komödiantischen Einlagen.

"Le Lièvre de Patagonie" sprengt, wie "Shoah", die Dimensionen. Jahre um Jahre hat die Fertigstellung des Manuskriptes in Anspruch genommen. Das ist wieder so eine Lektion aus Lanzmanns Leben: Die Arbeit an einem Kunstwerk lässt sich nicht schematisieren, es gibt keine Benchmarks und keine Profitabilitätsberechnungen in so einer Arbeit, in so einem Leben. In einer ängstlichen und zaudernden Gegenwart wirkt das Buch wie eine Welle ins Gesicht.

Das Buch ist auch eine philosophische Unternehmung. Es ist jenes perfekte historiographische, literarische und moralische Kunstwerk, welches die Existentialisten immer gefordert, aber selbst bislang nie hingekriegt haben. Diese 560 Seiten sind eine Reflexion über das Leben selbst. Wäre er nicht dem Hasen begegnet, hätte Lanzmann das Buch "Die Jugend der Welt" nennen wollen, einfach weil sein Zugang zur Welt so immergrün ist. "Die Zeit hat nicht aufgehört, stillzustehen", resümiert Lanzmann, der sich bis heute weigert, ein sogenanntes Alter zu haben. Jeder Tag, jedes Abenteuer ist neu und erstaunlich, das Leben des Menschen sind "Situationen", wie es auch Sartre gesehen hat, an guten Tagen jedenfalls.

Und die Ankunft dieses gewaltigen Buches wird ausgerechnet in Deutschland mit einer eines Loriotsketches würdigen Debatte um Hymnen auf das Teeservice von Emmy Göring angekündigt? Gibt es vielleicht immer so bizarre Vorboten, wenn ein großes Buch kommt?

Wenn man, wie Christian Welzbacher in der "Zeit", von der Frage, ob ein Berliner Rektor Redslob nun entlassen wurde oder ob man ihm den Vertrag nicht verlängert hat, die Gültigkeit des gesamten Buches abhängig macht, kann man keinen Schimmer haben von der Kraft und der Dimension dieses Meisterwerks. Man kann, wenn man das gesamte Buch gelesen hat, das eindeutig in der literarischen Gattung der Memoiren zu Hause ist, nicht ernsthaft nach einer Überarbeitung durch Zeithistoriker verlangen.

Das ist brandgefährlich. Alle Arbeiten Lanzmanns, von seinen Kriminalreportagen bis zu "Shoah", bestechen durch außerordentliche Präzision. Das muss so sein, denn Neonazis und Revisionisten lauern auf den geringsten seiner Fehler. In Zeiten der anonymen Kommentarfunktionen ist diese Sorgfalt noch einmal wichtiger geworden! Denn jetzt schreibt etwa ein gewisser "Tom Paine" auf Süddeutsche.de und mit Berufung auf die "Zeit": "Offensichtlich hat Lanzmann in seiner Autobiographie gelogen, da beißt die Maus keinen Faden ab." Widerlich ist dieser Typ und sein anonymes Geraune angesichts eines Werks, in dem sich der Autor so gänzlich preisgibt.

"Der patagonische Hase" wird diese Parodie einer Debatte einfach abschütteln. Uns bleibt das Fremdschämen.

NILS MINKMAR

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