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LAPIDARIUM ist ein Buch mit drei Theaterstücken, die sich der Dunkelmaterie im Mensch des frühen XXI. Jahrhunderts zuwenden: Folter, Terror, Suizid.
Im Gesellschaftsstück REICH DES TODES wird der politische Prozess gezeigt, der von 9/11, dem islamistischen Terroranschlag, zur systematischen Folter von Kriegsgefangenen in den US-amerikanischen Lagern von Guantánamo und Abu Ghraib geführt hat. Am Extremfall des Versagens demokratischer Herrschaft im führenden Staat der westlichen Welt, in den USA, zeigt sich beispielhaft POLITISCHE THEORIE.
Das Familienstück BARACKE verfolgt den Lebenslauf
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Produktbeschreibung
LAPIDARIUM ist ein Buch mit drei Theaterstücken, die sich der Dunkelmaterie im Mensch des frühen XXI. Jahrhunderts zuwenden: Folter, Terror, Suizid.

Im Gesellschaftsstück REICH DES TODES wird der politische Prozess gezeigt, der von 9/11, dem islamistischen Terroranschlag, zur systematischen Folter von Kriegsgefangenen in den US-amerikanischen Lagern von Guantánamo und Abu Ghraib geführt hat. Am Extremfall des Versagens demokratischer Herrschaft im führenden Staat der westlichen Welt, in den USA, zeigt sich beispielhaft POLITISCHE THEORIE.

Das Familienstück BARACKE verfolgt den Lebenslauf der Liebe, der vom Verliebtsein zu einem Kind führt, das Vater und Mutter erschafft, die Enge der kleinen neobürgerlichen Kleinfamilie, den Stumpfsinn, Gewalt im Inneren, im Keller des Hauses, Gewalt als politisch deklarierte Tat, bis hin zu den Morden, die der NSU, auch in Bezug auf die Taten der RAF, begangen hat. Die Energien, hier in Deutschland, die das hervorbringen: DIE ELEMENTAREN STRUKTUREN DER VERWANDTSCHAFT.

Das Ichstück LAPIDARIUM: Selbstporträt, Tagebuch der letzten Tage, Alter, Freundschaft, Tod. Der Tod erscheint dem Ich, die Sterbenden, die Toten, und mit den gegenwärtigen die früheren Jahre, Bilanz, im bayrischen Süden, Mai und November 2023, für Franz Xaver Kroetz. Wie wollen wir sterben, wie leben? Entwurf einer ANTHROPOLOGIE IN PRAGMATISCHER ABSICHT.

Autorenporträt
Rainald Goetz, geboren 1954, studierte Medizin und Geschichte, lebt in Berlin. Autor der Bücher Irre, Krieg, Kontrolliert, Festung und Heute Morgen. Zum Abschluss des Buchs Schlucht erscheint im Frühjahr 2024 das Buch Lapidarium mit den drei Theaterstücken Reich des Todes, Baracke und Lapidarium; gleichzeitig kommt in der edition suhrkamp der Band wrong heraus, eine Sammlung von Reden und Aufsätzen aus der Zeit der Arbeit am Buch Schlucht.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Till Briegleb ahnt, dass Rainald Goetz wie dunnemals jede Menge Spaß haben wird bei der Uraufführung seines neuen Stücks. Briegleb erinnert sich an Festung und Katarakt und findet das neue Drama weniger theatermäßig, wenngleich die Goetz-Geister Dietl, Kroetz, Stucki und Albert Oehlen ihren Auftritt haben in diesem Monolog eines sich erinnernden Alten. Es geht um Formen der Intellektualität, meint Briegleb, aber auch um Eitelkeiten und um den Tod. Etwas bang fragt sich der Rezensent: Ist hier ein Drift dieses hyperhektischen Schreibens hin "zum Erschöpften" zu erkennen?

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der ewige Dichter des Jetzt hat der Gegenwart noch etwas zu sagen.« Jens-Christian Rabe Süddeutsche Zeitung 20240524

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.05.2024

Legt die Rasierklingen weg
Rainald Goetz schrieb Theaterstücke voll Furor, Melancholie und Hass, in denen er gnadenlos das
öffentliche Sprechen kommentierte. Seit Neuestem aber gibt er sich geradezu milde.
Schon Anfang der Neunziger saß Rainald Goetz in den Premieren seiner Stücke und war begeistert, lachte, sprach Textstellen mit. Das war in Hamburg, am Deutschen Schauspielhaus, wo Frank Baumbauer seine Intendanz nicht nur mit Christoph Marthaler und Jossi Wieler, Goethe und Elfriede Jelinek begann, sondern auch mit einem Riesenprojekt Goetz. Drei Stücke, drei Formen, drei Regisseure und erstaunlicherweise keiner von ihnen von Haus aus popverdächtig. Anselm Weber inszenierte gleich die erste Nacht der neuen Leitung im Oktober 1993 mit „Kritik in Festung“ für Zuschauer auf der Bühne hinter dem eisernen Vorhang. Ein rauschhaftes Laberstück war das über Familie, Gewalt und Scham, oder wie es in dem Text hieß: „La nge wei le, Enge, Terror, KUNST“.
Substantivhäufungen waren schon damals Rainald Goetz’ Textdoping. Manche seiner strukturierenden Lieblingswörter wie „Hass“ haben es auch dreißig Jahre später noch bequem in den Stücken und Texten des Jungbleibewollenden. Dabei wirkt dieser Rüttler am Gerüst der Sprachverabredungen längst selbst sehr lieb, sehr um Akzeptanz bemüht. Die Gewichte zwischen Furor und Melancholie, die sein Schreiben über 40 Jahre in ein ständiges Beben verwandelt haben, zeigen leichte Schieflage zum Erschöpften.
In den jetzt zum 70. Geburtstag publizierten Büchern „Lapidarium“ mit zwei bekannten Theaterstücken und einem biografischen sowie in „Wrong“, einem Tuttifrutti aus den vergangenen 15 Jahren, findet sich das Wort „Haß“ noch auf 75 Seiten. Aber auf Seite 165 erscheint „Tod“, seine Verkleidungen wie Suizid oder Mord nicht mitgerechnet. Dazwischen klingt viel nach echt milder Verständnisbemühung. Liebe Kritiker, legt die Rasierklingen weg.
1983 schnitt Rainald Goetz sich damit in einer theatralen Geste noch die Stirn beim Lesewettbewerb in Klagenfurt auf. Zehn Jahre später bluteten in Hamburg dann die Bühnenkonventionen. Goetz wahrte in seiner Trilogie „Festung“ zwar noch gewisse Regeln von Figuren und Szenen, aber seine schneidende Sprache ignorierte Handlung. Goetz teilte stattdessen das mediale Sprechen seiner Gegenwart: dort die Wichtigtuerei von aufgeblasenen Egos, hier die Einsamkeit des Betrachters, der nach echtem Leben giert. Dabei ging es in den Inszenierungen in Hamburg, die Goetz zu einem Brückenheiligen der Bühnendiskurse machten, zwar auch um Themen wie die Wannseekonferenz – so wie es in seinen letzten Stücken „Reich des Todes“ und „Baracke“ auch um 9/11 und NSU ging. Aber sein Sprechen handelt von dem Darübersprechen. Weswegen die große TV-Show, die Wilfried Minks damals für das zentrale Stück der Trilogie „Festung“ inszenierte, als Auftrieb von Promis konzipiert war. Von Katja Ebstein bis Jan Philipp Reemtsma behandelten Goetz’ Haltungsallegorien die neue Konjunktur der Meinungen in den Neunzigern, wo jeder etwas zu sagen hatte. Wobei moralische Kriterien zu verwischen begannen oder sich nur noch als Ironie maskierten. Untertitel der Zeitgeist-Show zur babylonischen Erklärungswut: „Kommunikation über Vernichtung.“
Diese erregte Kommentarfunktion zum öffentlichen Sprechen blieb konsequent Rainald Goetz’ Thema, gerade auf der Bühne. Doch anders als die meisten Protagonisten der popinfizierten Autorengeneration jener Jahre war er ein belesener und experimentierfreudiger Autor, dem es um wesentliche Dinge ging, sogar um Politik. Im Gegensatz zu den leicht konsumierbaren Popliteraten interessierten den studierten Mediziner im Theater nicht nur die schillernden Oberflächenphänomene. Goetz suchte in seinen oft sperrigen Bühnentexten immer nach tiefergehender Zeitdiagnose. So inspirierte er die folgende Generation zu Analyse und Ernsthaftigkeit.
Allerdings wurde das Schreiben für Schauspielerinnen und Schauspieler für Goetz kein flüssiges Kontinuum wie bei Elfriede Jelinek, die wie er die Inspirationen für ihre Assoziationskaskaden primär aus der manischen Verfolgung publizierter Äußerungen gewinnt – aber diese auch manisch aufschreibt. Nach dem opulenten Popdrama „Jeff Koons“ über den Reiz der Banalität, das 1999 von Stefan Bachmann wiederum am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführt wurde, folgte erst 21 Jahre später das nächste Drama.
2020 inszenierte Karin Beier die informierte Spekulation über einen konzipierten Putsch von George W. Bush und seiner Bande nach Osama bin Ladens Attacken auf die USA, „Reich des Todes“ als Show voller Pathos und Absurditäten.
Danach kehrte Goetz mit „Baracke“ zurück zu der Familienthematik von „Kritik in Festung“, und Claudia Bossard inszenierte diese Verknüpfung von Familien- und NSU-Terror in Thüringen als Erstes am Deutschen Theater Berlin, bedacht auf die kulturelle Einbettung in Popphänomene, die für den „Sound“ von Goetz’ Theaterstücken wesentlich ist.
Sein neuestes Stück nun, „Lapidarium“, ist wie der dritte Teil der Hamburger Trilogie „Katarakt“ (1994 inszeniert von Christof Nel mit Peter Brombacher) der erinnernde Monolog eines Alten. Goetz bestückt mit klar autobiografischen Szenen ein fast rein männliches Kumpelnest in Petersburger Hängung. Herbert Achternbusch und Sepp Bierbichler werden neben Helmut Dietl und Franz Xaver Kroetz, Benjamin von Stuckrad-Barre und Mathias Döpfner neben Albert Oehlen und Ben Becker präsentiert. Goetz’sche Geister in einem gemeinsamen Promi-Himmel, der auch ein Pandämonium der Eitelkeiten sein könnte. Am Ende dieses Dramas über mögliche Formen der Intellektualität, das endgültig kein Theaterstück mehr sein will, tippt der Tod dem Dichter von hinten auf die Schulter. Letztes Wort: „Sonnenuntergang“. Bestimmt lacht Rainald Goetz auch bei dessen Uraufführung.
TILL BRIEGLEB
Am Ende dieses Dramas
tippt der Tod dem Dichter
von hinten auf die Schulter
In „Reich des Todes“ schreibt Goetz über 9/11 und die Folterungen in Abu Ghraib. Inszeniert hat es hier Karin Beier am Schauspielhaus Hamburg.
Foto: Arno Declair
Rainald Goetz: Wrong. Textaktionen. Suhrkamp, Berlin 2024. 367 Seiten, 24 Euro.
Rainald Goetz: Lapidarium. Theaterstücke.
Suhrkamp, Berlin 2024.
367 Seiten, 32 Euro.
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