Lara verbringt die Sommerferien zwangsweise bei ihrer Tante Frieda in Lengenfelden. Während ihre Mutter sich mit ihrem neuen Freund in der Toscana vergnügt, hat Lara das Gefühl in dem kleinen Dorf in der Eifel zu versauern: “Es gab kein Internet, kein Kino, und der Fernseher hatte auch nur bei zwei
Programmen ein scharfes Bild, nämlich bei ARD und ZDF. Zwischen Mittagessen und dem Abendbrot wusste…mehrLara verbringt die Sommerferien zwangsweise bei ihrer Tante Frieda in Lengenfelden. Während ihre Mutter sich mit ihrem neuen Freund in der Toscana vergnügt, hat Lara das Gefühl in dem kleinen Dorf in der Eifel zu versauern: “Es gab kein Internet, kein Kino, und der Fernseher hatte auch nur bei zwei Programmen ein scharfes Bild, nämlich bei ARD und ZDF. Zwischen Mittagessen und dem Abendbrot wusste ich darum nicht, was ich tun sollte.” Dauerregen und die nicht vorhandenen Kochkünste der ältlichen Tante machen das Feriendesaster komplett. Bis Lara Theodora kennenlernt und in einer brenzligen Situation den Schatten der schwarzen Frau in einer Pfütze sieht.
“Lara und der Fluch der schwarzen Frau” ist der zweite Band aus der Serie der Autorin Julia Kröhn. In der ersten Folge “Lara und die Prinzessin im Spiegel” verschlug es die Heldin in das Zeitalter des Barock. Diesmal geht die Reise ins finstere Mittelalter. Durch Theodora erfährt Lara was es mit der schwarzen Frau aus sich hat. Die heilkundige Apollonia Rossroth wurde im Mittelalter in Lengenfelden als Hexe verbrannt. Nun findet ihre Seele keine Ruhe und sie spukt noch immer in ihrem ehemaligen Heimatort herum. Immer wenn ein Unrecht geschieht, zeigt sie sich und mahnt mit ausgestreckter Hand zur Einsicht. Theodora weiß zwar was mit Apollonia Rossroth passiert ist, aber nicht warum. Um das herauszufinden und die schwarze Frau vor dem Feuertod zu retten, beschließt Lara die neue Freundin in ihr Geheimnis einzuweihen (Lara kann mittels eines Spiegels die Zeiten durchschreiten) und mit ihr in die Vergangenheit zu reisen.
Bücher die von Zeitreisen handeln, sind derzeit sehr beliebt. Ein wahrer Verkaufsschlager ist die Reihe “magisches Baumhaus”, die sich mit dem Geschwisterpaar Anne und Philipp sowohl an Mädchen als auch an Jungen richtet. Mit “Lara” hat Julia Kröhn eine Heldin ausschließlich für weibliche Leser ab etwa 10 Jahren erfunden. Die Handlung ist kurzweilig und spannend. Der Ton der Ich-Erzählerin Lara ist der Zielgruppe entsprechend salopp. Sehr schön sind die Passagen, die in der Vergangenheit spielen. Hier gelingt es der Autorin die mittelalterliche Lebenssituation einer ärmlichen Dorfbevölkerung beim Lesen zum Leben zu erwecken. Den Schmied der von Krätze geplagt wird. Schweine die bei den Menschen hausen, schmutzige Hütten, zahnlose Gesichter. Die “frische” Milch die den Mädchen in Zinnbechern angeboten wird und deren Geschmack und Konsistenz den Mädchen Übelkeit erregt.
Gut ist auch die bedrohliche Stimmung eingefangen, die Apollonia entgegenschlägt. Die selbständige Frau, die nach dem Tod ihres Mannes allein lebt, ist einigen Dorfbewohnern ein Dorn im Auge. Besonders der grobe Schmied verdächtigt sie, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Der Autorin gelingt es, die Gefahr aus Kindersicht zu beschreiben und für Kinder verständlich zu machen. Am Ende gelingt es Lara und ihrer Freundin das Schicksal zu wenden. Bis dahin haben die beiden einiges durchzustehen. Es gilt Wölfen und Bauern mit Mistgabeln und Steinschleudern zu entkommen. Die Rettungsaktion ist bis zum Schluss packend.
Am Ende sind nicht nur die Angehörigen erleichtert, das die Mädchen wieder wohlbehalten im Diesseits angekommen sind. Und das trotz der wenig geistvollen Zaubersprüche die Lara zu den Zeitreisen ermächtigen. Hier ist die Autorin nach dem Motto “Reimen muss es sich, egal wie” vorgegangen: “Tür zu längst vergangnen Zeiten, hiermit sag ich: Öffne dich! Lass mich dich nun überschreiten und verschließ dich vor mir nicht!” Da das Buch aber durchaus lesenswerte “Fast Food” Unterhaltung für die genannte Zielgruppe darstellt, kann man davon ausgehen, dass sich diese Tür weiter öffnet!