24,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 6-10 Tagen
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

»Las personas del verbo« versammelt trotz seines geringen Umfangs das Lebenswerk Jaime Gil de Biedmas, der als einer der profiliertesten spanischsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts gilt. Seine Gedichte kreisen um das Ich, die menschlichen Beziehungen, die Fragen nach Zeit, Wirklichkeit und Identität und münden in eine fundamentale Kritik des saturierten Bürgertums. Hinter Reduktion und kolloquialem Ton verstecken sich formal komplex komponierte und sprachlich fein ziselierte poetische Gebilde von vielfältigem Anspielungsreichtum, durch den Gil de Biedma sich mit ironischer Distanz in die…mehr

Produktbeschreibung
»Las personas del verbo« versammelt trotz seines geringen Umfangs das Lebenswerk Jaime Gil de Biedmas, der als einer der profiliertesten spanischsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts gilt. Seine Gedichte kreisen um das Ich, die menschlichen Beziehungen, die Fragen nach Zeit, Wirklichkeit und Identität und münden in eine fundamentale Kritik des saturierten Bürgertums. Hinter Reduktion und kolloquialem Ton verstecken sich formal komplex komponierte und sprachlich fein ziselierte poetische Gebilde von vielfältigem Anspielungsreichtum, durch den Gil de Biedma sich mit ironischer Distanz in die europäische Bildungsgeschichte einreiht. Damit bereitet er den Weg in eine Postmoderne, die die Selbstironie freilich oft genug vermissen lässt.»Gil de Biedmas poetischer Beitrag ist - trotz seiner Kürze - fundamental.«(Carme Riera)
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Jaime Gil de Biedma (1929-1990) stammt aus einer großbürgerlichen Familie. Er gilt neben José Augustín Goytisolo und Carlos Barral als einer der Hauptexponenten der selbst ernannten »Escuela de Barcelona«. Bereits 1968 betrachtete Gil de Biedma mit seinen »Poemas póstumos« sein lyrisches uvre als abgeschlossen. Sein relativ schmales lyrisches Werk, das stark von de angelsächsischen Lyrik und von Luis Cernuda beeinflusst ist und 1975 unter dem Titel »Las personas del verbo« publiziert wurde, macht ihn zu einem der einflussreichsten spanischen Dichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Außer einigen Essays hinterließ er ein Tagebuch, in dem er im Gegensatz zur verschlüsselten Ausdrucksweise seiner Gedichte in aller Deutlichkeit seine Homosexualität thematisierte (»Retrato del artista en 1956«, 1974, unzensiert 1991).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2005

Beste aller unmöglichen Welten
Masken und Menschen: Das Gesamtwerk von Jaime Gil de Biedma

Tot war der Dichter schon zu Lebzeiten. Als 1975 in Barcelona erstmals die Gesamtausgabe der Lyrik von Jaime Gil de Biedma erschien, stammte fast ein Drittel der Werke aus dem Nachlaß - die "Poemas póstumos". Das Sonderbare daran: Der Dichter war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 46 Jahre alt, erfreute sich bester Gesundheit - und hatte in eigener Person die Edition seines postumen Werkes unternommen.

Mehr als ein makaberer lyrischer Mummenschanz spricht daraus. Immer wieder begegnet Gil de Biedma in seinem lyrischen Werk dem eigenen Ich - um es prompt nicht wiederzuerkennen. "O niedrige Knechtschaft / sich selbst zu lieben", resümiert er wütend seine lyrische Anklageschrift "Wider Jaime Gil de Biedma". Nostalgisch setzt er einem verstorbenen Jugendgefährten ein dichterisches Denkmal. Sein Titel: "Nach dem Tod von Jaime Gil de Biedma". "Ich bist ein anderer", könnte das umgemünzte Rimbaudsche Credo von Biedmas inneren Dialogen lauten. Plausibel macht ein solcher Marsch durch die "Personen des Verbs" ("Las personas del verbo") auch den vom Dichter selbst gewählten Titel der Werkausgabe, der zunächst eher nach einer Grammatikfibel denn einer Lyriksammlung klingt. Jenseits seiner modernen Bedeutung des Menschen in seiner Individualität kehrt das Wort "Person" bei Gil de Biedma, dem Leser von Horaz, Catull und Properz, zu seiner lateinischen Urbedeutung zurück: Maske. In den personae verbi, den ständig wechselnden "Masken des Wortes", findet sich die Essenz seines Gesamtwerks und ebenso seines Titels.

Bereits 1959 charakterisiert der Dichter seine Arbeit: "So holt unser Tun allmählich unser Leben selbst ein - so etwas wie ein Ozean oder Teppich, der fortwährend gewebt und wieder aufgetrennt wird." Diese Ungreifbarkeit im "Tun" wie im "Leben" ist für Gil de Biedma programmatisch. Obwohl selbst ein vermögender Bourgeois, fühlt er sich schon früh zum Marxismus hingezogen. Doch von der KP wird er wegen seiner offen gelebten Homosexualität verpönt - ebenso wie von den Machthabenden in Madrid, die ihm eine diplomatische Laufbahn verwehren. So endet er in einer schillernden Doppelexistenz, als biederer Zigarrengroßhändler und tuntiger Dichterfürst.

Was Gil de Biedmas Versen, obwohl "schwankend vor Alkohol", trotz aller Schmuddeligkeiten ihrer "Hotels nur für eine Nacht" eine zeitlose, zuweilen fast marmorne Größe verleiht, ist ebendiese Fähigkeit, die krude Wirklichkeit zu evozieren und zugleich zu verschleiern - leicht erahnbar, aber nicht offen enttarnbar, ob nun in den nie expliziten homoerotischen Szenarien der Liebesgedichte oder in der politischen Kritik an Francos Diktatur. Die meisterlich geschliffenen, an Baudelaire, Mallarmé, Eluard und Antonio Machado geschulten Verse kommen nicht einmal ansatzweise in die Nähe des vom Autor so verachteten "Widerspruchs der intellektuellen Bourgeoisie, die versucht, proletarische Literatur zu schreiben". Gerade durch ihren vermeintlichen Hermetismus aber gewinnen sie in den Zeiten der Zensur politische und soziale Schlagkraft. Die Beobachtung, "daß unser aller Spanien / einem Gefängnis gleicht", oder die Resignation über ein "Land, beherrscht von allen Teufeln, / wo die schlechte Regierung und die Armut / nicht einfach nur Armut und schlechte Regierung sind, / sondern ein mystischer Zustand des Menschen", wirken nicht gerade wie Nachrichten aus dem Elfenbeinturm.

Weniger als hundert Gedichte umfaßt das vermeintliche Gesamtwerk Jaime Gil de Biedmas, das in Wirklichkeit das Resultat einer rigorosen Selbstbeschränkung und Selektion darstellt. Dem Anspruch des Autors an Leben wie Werk folgend, komprimiert der lyrische Extrakt die Gesamtheit des Vorhandenen in "nur einen Augenblick": "genau in der Minute, / wenn wir in die beste / aller unmöglichen Welten fliehen". Diese Stilisierung ist zwar durchaus nicht konfliktfrei. "Ich glaubte, ich wolle ein Dichter sein, aber im Grunde wollte ich ein Gedicht sein. Zu meinem Nachteil ist mir dies auch gelungen; wie ein einigermaßen gut gemachtes Gedicht entbehre ich nun der Freiheit", schreibt der Autor selbst im Klappentext der Erstausgabe. Doch gerade diese unbestechliche Selbstdisziplin macht "Die Personen des Verbs" zum Markstein spanischer Lyrik im zwanzigsten Jahrhunderts. Nach dreißig Jahren liegt das Buch nun erstmals in einer vollständigen deutschen Fassung vor.

FLORIAN BORCHMEYER

Jaime Gil de Biedma: "Las personas del verbo - Die Personen des Verbs". Spanisch-Deutsch. Aus dem Spanischen übersetzt von Manuel Monge Fidalgo und Sven Limbeck. Mit einem Nachwort von Sven Limbeck. Elfenbein Verlag, Berlin 2004. 271 S., geb., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Andreas Dorschel preist diesen Gedichtband des spanischen Lyrikers Jaime Gil de Biedma als echte "Entdeckung" und begrüßt begeistert die erste Gesamtübertragung dieses Gedichtbandes ins Deutsche. Gil de Biedma, der seinen letzten Lyrikband 1968 veröffentlicht und danach das Schreiben aufgegeben hat, demonstriert in seinen Versen, dass es durchaus nicht "trocken" ist, die Welt mit dem Intellekt zu durchdringen, denn es gibt auch "Räusche des Intellekts", versichert der überzeugte Rezensent. Hinter dem der "Konversation genäherten Tonfall" der "unprätentiös-raffinierten" Gedichte kommt für den hingerissenen Dorschel "höchste formale Kunst" zum Vorschein. Einzig, dass die Übersetzer Manuel Monge Fidalgo und Sven Limbeck es für nötig halten, den Übersetzer Fritz Vogelsang, der sich als Erster um die Übertragung von einzelnen Gedichten Biedmas "höchst verdient" gemacht hat, im Vorwort mit einem "Tritt ans Schienbein" bedenken, findet der Rezensent unnötig und etwas schäbig.

© Perlentaucher Medien GmbH