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Flamingo, Stardust, Caesar´s Palace: Die turmhohen Leuchtreklamen der großen Spielcasinos und Hotels entlang des Strip tauchen natürlich auch auf den brillanten Las Vegas-Bildern von Andreas Schmidt auf, aber hier sind sie verwackelt, im Vorüberfahren geschossen, seitenverkehrt, in einer Fensterscheibe gespiegelt. Denn Schmidt (* 1967 in Werneck bei Schweinfurt) liebt Brüche und ungewohnte Perspektiven, und so zwängt er das spektakuläre Superbreitbild-Panorama der Stadtsilhouette zwischen die dunklen Betonbrüstungen eines Parkhauses, lässt endlose Hotelflure fantastisch ins Nichts fluchten…mehr

Produktbeschreibung
Flamingo, Stardust, Caesar´s Palace: Die turmhohen Leuchtreklamen der großen Spielcasinos und Hotels entlang des Strip tauchen natürlich auch auf den brillanten Las Vegas-Bildern von Andreas Schmidt auf, aber hier sind sie verwackelt, im Vorüberfahren geschossen, seitenverkehrt, in einer Fensterscheibe gespiegelt. Denn Schmidt (* 1967 in Werneck bei Schweinfurt) liebt Brüche und ungewohnte Perspektiven, und so zwängt er das spektakuläre Superbreitbild-Panorama der Stadtsilhouette zwischen die dunklen Betonbrüstungen eines Parkhauses, lässt endlose Hotelflure fantastisch ins Nichts fluchten oder riesige, noch leere Hallen und ihre Teppichböden zu absurden, prachtvollen Mustern gerinnen. Die Glitzermeile enttarnt sich auf Schmidts Bildern als reine Fassadenwelt scheinbar ohne jeden Inhalt, als nicht mehr zu überbietende Megalomanie - ohne dabei auch nur im Geringsten an Faszination zu verlieren.
Autorenporträt
Andreas Schmidt, geb.1967 in Werneck bei Schweinfurt. 1992 BA an der Nottingham Trent University. Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen weltweit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2005

Licht des Lasters
Ein Buch zum Geburtstag: Andreas Schmidt feiert die Architektur der Spielerstadt Las Vegas / Von Freddy Langer

Las Vegas ist Licht. Soviel Licht, das aus Millionen von Glühbirnen, Scheinwerfern und Neonröhren blinkt und glitzert und leuchtet und strahlt, daß sich die Stadt nachts im Himmel über der schier endlosen Wüste Nevadas reflektiert und ihr orange leuchtender Widerschein selbst aus fünfzig Kilometer Entfernung noch deutlich zu erkennen ist. Es ist eine bizzare Erscheinung. Wie ein Halo. Fast ist versucht, wer dies einmal gesehen hat, von einem Zeichen zu reden, einer Botschaft am Firmament: Wegweiser und Verheißung zugleich.

Der deutsche Fotograf Andreas Schmidt ist diesem Licht gefolgt. Und er hat es zu seinem Thema gemacht. Zum ersten Mal kam er 1998, zum letzten Mal 2004. Da war ihm der Strip von Las Vegas, diese Ausfallstraße der verwegenen Schrillheiten und des eiskalten Protzes, mittlerweile so vertraut, daß ihn der Wahnsinn dieser Stadt nicht länger irritierte, sondern geradezu normal erschien: die Skyline von Manhattan oder einen gewaltigen Sphinx, den Campanile von Venedig oder die Wahrzeichen von Paris, die sich gut ein Dutzend riesiger Hotel- und Casinobauten als Blickfänger vor die Fassade montiert haben. Es wurde Zeit, die Bilderserie abzuschließen. Denn um die Künstlichkeit vor allem war es Andreas Schmidt zu tun: um Abbildungen, die aussehen, als seien sie mit Modellen im Studio entstanden oder, besser noch, am Bildschirm eines Computers entworfen.

Die Frage, mit der sich die zeitgenössische Kunstfotografie momentan besonders intensiv beschäftigt, nämlich: Was ist echt? ist freilich genau die Frage, die sich in Las Vegas auch jenseits der Lichtbildnerei ein ums andere Mal stellt. Selbst die handfesten Fakten der Wirtschaft, die vor Superlativen übersprudeln, nimmt man eher ungläubig als staunend zur Kenntnis: 37,4 Millionen Gäste im vorigen Jahr, 33,7 Milliarden Dollar Einnahmen, Hotels, die über mehr als sechstausend Zimmer verfügen und deren Baukosten nur knapp unter der Drei-Milliarden-Dollar-Grenze liegen - das klingt wie die Schilderung eines orientalischen Märchenerzählers. Das vollendete Blendwerk einer postmodernen Legoland-Architektur hingegen, das den Besucher mit seiner radikalen Aufdringlichkeit nur kurz staunen machen, gleich darauf aber anlocken, hineinziehen und so lange festhalten will, bis der letzte Dollar in einem Einarmigen Banditen und der letzte Jeton auf dem Filz eines Roulette-Tischs verloren ist, arrangiert sich zu Bildern wie aus Träumen. "Mirage" heißt eines dieser überdimensionierten Themenhotels: Trugbild.

Andreas Schmidt ist kein Reporter. Sein außergewöhnlicher Fotoband "Las Vegas", der dieser Tage zum Jubiläum der Stadtgründung am 15. Mai 1905 erschienen ist und dem unsere nur mit Telefonnummern betitelten Abbildungen entnommen sind, zeigt keine Spielhallen, keine Bars, keine Shows. Den Wandel der Stadt von der überdimensionierten Spielhölle zum Urlaubsort für Familien und jüngst wieder zurück zur Lasterhöhle illustriert er mit keinem Bild. Andreas Schmidt zeigt auf seinen Bildern nicht einmal Menschen. Vielmehr ist die Stadt wie ausgestorben. Leere Parkdecks, leere Hotelflure, leere Förderbänder, auf denen sonst die Passanten gleichsam als Menschenmaterial nach dem Gusto der Casinos transportiert werden. Doch derlei Kritik ist Andreas Schmidt fremd. Es geht einzig um Ästhetik. Schaut her, sagt er, wie schön dieser Schein ist, wie gespenstisch, unwirklich schön. Und plötzlich schleicht sich einem der Gedanke in den Sinn, daß bei einem Stromausfall in Las Vegas nicht nur das Licht, sondern die ganze Stadt verschwinden könnte.

"Las Vegas" von Andreas Schmidt. Mit einem Text von Christoph Ribbat. Hatje Cantz Verlag, Stuttgart 2005. 144 Seiten, 110 Fotos. Gebunden, 39,80 Euro. ISBN 3-7757-1594-0.

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"Text und Bilder drücken in wunderbarer Weise die Fassungslosigkeit über diese Stadt aus, die viele Europäer bei ihrem Anblick schon empfunden haben werden. Aber genauso vermitteln sie dem Leser auch den Reiz und die gewaltige Energie von Las Vegas, in der sogar ein Obdachloser 100.000 Dollar im Jahr erbetteln soll." www.vogue.de

"Schmidts Bilder sind gruselig und schauderhaft schön zugleich. Sie zeigen, was die Faszination Las Vegas ausmacht." Designer´s Digest

"Andreas Schmidt hat diese kurios-dubiose Mischung aus Beton und Glitzer, Kitsch und Megalomanie in faszinierenden Fotos festgehalten." Literaturen