Was hat Bachs "Weihnachtsoratorium" mit Herkules zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Im Sommer 1733, der elfte Geburtstag des sächsischen Kurprinzen Friedrich Christian am 5. September 1733 steht bevor, komponiert Johann Sebastian Bach die Festkantate "Lasst uns sorgen, lasst uns wachen". Am Geburtstag führt er das Stück zu Ehren des Prinzen mit dem Collegium musicum im Garten des Zimmermannschen Caféhauses in Leipzig auf.Im Libretto von Picander wird die mythologische Geschichte des jungen Herkules erzählt, der sich zwischen Wollust und Tugend entscheiden muss. Herkules wählt selbstverständlich die Tugend, den 'richtigen' Pfad. Eine Gleichsetzung des Herkules mit dem jungen Kurprinzen lässt sich bereits im ersten Chorsatz erahnen und wird im Schlusschor besiegelt.Musikalisch sind die meisten Chöre und Arien der Kantate heute bekannt. Bach übernahm sie später in sein "Weihnachtsoratorium" BWV 248. So fand z.B. der festliche Eingangschor "Lasst uns sorgen, lasst uns wachen" seinen Platz als Eingangschor "Fallt mit Danken, fallt mit Loben" der Neujahrskantate. Die Wirkung mag sich durch die andere thematische Einbettung unterscheiden - doch beim Publikum sind zahlreiche aha-Effekte garantiert!