Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Manuel Velazquez Montalban ist nichts für Leser, die, im Zweitberuf Detektiv, schon auf den ersten Seiten Indizien zur Lösung des Falls aufspüren wollen, warnt Ijoma Mangold, der von der eigenen Perspektive, aus der sich der spanische Autor dem Krimigenre nähert, aber sehr angetan ist. Insbesondere die Pepe-Carvalho-Kriminalromane hält er durchwegs für "großartig". Montalban bringe dem klassischen "Whodunnit" ein schon "fast fahrlässiges Desinteresse" entgegen, vielmehr gelte sein Blick dem Innenleben und den menschlichen Konstellationen seiner Figuren. "Halb staunend und halb misstrauisch", notiert Mangold, beobachtet er durch die Augen seines Protagonisten Pepe Carvalho die Menschen. Wer dieser Figuren den Mord dann tatsächlich begeht, ist gar nicht mehr so interessant. Wichtiger sei die Beschaffenheit des Beziehungsgeflechts an sich. Seine Betrachtungen führt Montalban in den vorliegenden zwei kurzen Erzählungen in einem "umschweiflosen Präsens" durch, das den Rezensenten an die Aufnahmen einer "Handkamera" erinnert. Bedauernswerterweise sei die Übersetzung aber an dieser stilistischen Finesse "gescheitert", weshalb der Verlag, wohl auch den Namen des Übersetzers verschwiegen hat, wie Mangold ein wenig boshaft spekuliert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH