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Der Tod seiner großen Liebe, die er nicht zu retten vermag, treibt einen jungen kräuterkundigen Heiler fort aus seinem Dorf, um Vergessen und Vergebung zu finden. Auf seiner Wanderung durch das pestverseuchte Europa des 15. Jahrhunderts bietet er seine Heilkünste an, wo immer sie gebraucht werden.
Auf seiner Reise durch Welten und Zeiten begleiten ihn die unterschiedlichsten Weggefährten, und er muss zahlreiche Gefahren bestehen: Er wird von Wegelagerern überfallen, auf dem Balkan gelyncht, geht auf hoher See über Bord und erreicht schließlich Jerusalem. Doch die größte Herausforderung erwartet ihn noch.
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Produktbeschreibung
Der Tod seiner großen Liebe, die er nicht zu retten vermag, treibt einen jungen kräuterkundigen Heiler fort aus seinem Dorf, um Vergessen und Vergebung zu finden. Auf seiner Wanderung durch das pestverseuchte Europa des 15. Jahrhunderts bietet er seine Heilkünste an, wo immer sie gebraucht werden.

Auf seiner Reise durch Welten und Zeiten begleiten ihn die unterschiedlichsten Weggefährten, und er muss zahlreiche Gefahren bestehen: Er wird von Wegelagerern überfallen, auf dem Balkan gelyncht, geht auf hoher See über Bord und erreicht schließlich Jerusalem. Doch die größte Herausforderung erwartet ihn noch.
Autorenporträt
Vodolazkin, Evgenij
EVGENIJ VODOLAZKIN, 1964 in Kiew geboren, arbeitet seit 1990 in der Abteilung für Altrussische Literatur im Puschkinhaus (Institut für russische Literatur) in St. Petersburg. Er hat zahlreiche akademische Werke und Artikel publiziert. Aufgrund von Forschungsstipendien der Alfred Toepfer- und der Alexander von Humboldt-Stiftung verbrachte er mehrere Jahre in Deutschland. Sein zweiter Roman Laurus ist ein internationaler Erfolg, der in 17 Ländern erscheint. Evgenij Vodolazkin lebt mit seiner Familie in St. Petersburg.

Radetzkaja, Olga
OLGA RADETZKAJA, geboren 1965, arbeitet als freie Übersetzerin, vor allem aus dem Russischen und als Redakteurin der Zeitschrift OSTEUROPA. Sie übersetzte Werke u. a. von Lev Tolstoj, Pavel Florenskij, Julius Margolin und Vladimir Sorokin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit dem Roman "Laurus" ist Evgenij Vodolazkin, der "russische Umberto Eco", nun auch hierzulande zu entdecken, freut sich Kerstin Holm. Die Kritikerin folgt hier einem russischen Heiler, dessen Familie an der Pest stirbt, quer durch das Russland und Europa des Mittelalters und erlebt, wie dieser hoffnungslose Krankheiten kuriert. Wie der Autor in diesem ahistorischen Roman verschiedene Zeiten verbindet, die Geschichte um den mittelalterlichen Helden vor einem "postmodernen Erfahrungshorizont" erzählt, Visionen und philosophische Reflektionen einflicht, ringt der Rezensentin größte Anerkennung ab. Vodolazkin erscheint ihr wie ein Blogger, der mit Disziplinen und Bewusstseinsschichten spielt und dabei die Sprache alter Chroniken mit postsowjetischen Slang verknüpft. Ein großartiger, von Olga Radetzkaja brillant übersetzter Roman, der nicht zuletzt von der Begegnung Russlands mit Europa erzählt, lobt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2016

Plastikmüll einer fernen Epoche

Russlands Umberto Eco: Evgenij Vodolazkin hat mit "Laurus" einen grandiosen ahistorischen Mittelalterroman geschrieben. Den Blick auf die Geschichte lenkt er dabei immer auch auf uns zurück.

In Russland, wo keine historische Epoche je überwunden wird, hat man für das neue Mittelalter mit seinem zersplitterten Bewusstsein und den unabschließbaren Texten eine besondere Affinität. Der dortige Zeitgenosse surft nicht nur durch Zeiten und Räume, er kann auch etwa in Moskau im Hochhaus-Zentrum "Moscow City" zur Arbeit gehen und gleich danach zur Kirche der heiligen Matrona, um zusammen mit Scharen moderner Russen um Heilung von Krankheiten zu beten. Eine Reise in die Provinz entführt zugleich zu altneuen Wallfahrtsstätten und sowjetischen Weltkriegsdenkmälern.

Es ist wohl diese Erfahrung, mit einander ausschließenden Informationen überflutet und zugleich kreatürlich ausgeliefert zu sein, die den Roman "Laurus" des Petersburger Schriftstellers Evgenij Vodolazkin über einen mittelalterlichen russischen Heilkundigen so "heutig" macht. Vodolazkin erwarb sich mit diesem Buch, dessen Zentralfigur durchs pestverseuchte Europa des fünfzehnten Jahrhunderts wandert, den Tolstoi-Literaturpreis von Jasnaja Poljana und den Ruf eines russischen Umberto Eco. Unterstützt von russischen und deutschen Übersetzungsinstituten, hat der Dörlemann-Verlag jetzt eine vorzügliche deutsche Fassung herausgebracht.

Vodolazkins Held, dessen Familie die Pest hinwegrafft und dessen erste Liebe an einer Totgeburt stirbt, weiht sein langes Leben als Arzt auch der Buße und der Rettung ihrer Seele. Er kuriert hoffnungslose Fälle, erkennt Krankheiten, noch bevor sie ausgebrochen sind, und erwirbt sich Ruhm im Volk und das Vertrauen der Fürsten. Zugleich flieht er jeden Komfort, lässt sich von Räubern entführen, lebt als namenloser Gottesnarr in der Kaufmannsstadt Pskow und beschließt, nach einer abenteuerlichen Pilgerfahrt ins Heilige Land, seine Tage als Einsiedlermönch im Waldesdickicht seiner nordrussischen Heimat.

Doch die Zeiten verflechten sich in diesem Buch. Der Autor, der als Sprachhistoriker im Puschkin-Haus tätig ist, nennt es daher einen ahistorischen Roman. Wie ein Blogger jongliert der Erzähler mit Disziplinen und Bewusstseinsschichten. Mittelalterliche Arzneirezepte schildert er so kundig wie den Geburtsvorgang, er ist vertraut mit Engeln und bösen Geistern, findet im Wald aber auch modernen Plastikmüll. Seine Figuren reden im Idiom alter Chroniken, das die kongeniale Übersetzerin Olga Radetzkaja in das etwas jüngere Deutsch der Lutherzeit übertragen hat; sie streuen aber auch postsowjetischen Slang ein oder zitieren, ohne ihn zu nennen, Antoine de Saint-Exupéry. Vodolazkin vermeidet die unverbindliche historische Stilisierung. Er verankert seine fiktive Vita eines Gerechten im postmodernen Erfahrungshorizont, auch durch philosophisches Räsonnement, etwa über das Reisen, das damals nicht zuletzt die Kontinuität des Raumes bestätigte, an der durchaus Zweifel bestanden.

Den Röntgenblick durch Zeiten und Räume besitzen auch die spirituell begabten Figuren. Großvater Christopher, der dem Helden mit dem Heilerhandwerk auch dessen erste Regel beibringt, dass nämlich Gebete die wichtigste Medizin seien, ahnt zukünftige Kulturschichten und archäologische Expeditionen im russischen Norden voraus. Der begnadete Arzt erkennt intuitiv das Schicksal seiner Mitmenschen. Selbst das wilde Treiben der Pskower Gottesnarren, die Brote stibitzen, Häuser mit Steinen bewerfen oder unsichtbare Brände löschen - hier variiert Vodolazkin berühmte russische Heiligenviten -, dient, wie sich zeigt, dem allgemeinen Heil. Nur das einfache Volk sucht blind nach Sündenböcken, um sie fürs eigene Unglück zu bestrafen.

Besonders schön schildert Vodolazkin die Begegnung Russlands mit Europa. Er lässt einen italienischen Intellektuellen, den die Frage nach dem Weltuntergang bewegt und der glaubt, die Kulturblüte in Florenz lenke davon ab, nach Pskow pilgern, von wo aus er mit dem Heilkundigen nach Jerusalem geschickt wird. Die beiden werden Freunde. Der ebenfalls visionäre Katholik begreift, dass die schlechten russischen Straßen immer schlecht bleiben werden, und erklärt seinem Gefährten, dass Geschichte prinzipiell ziellos sei. Wie die zwei im Dialog das Pskower Höhlenkloster erkunden, den Wiener Stephansdom - wo der Orthodoxe merkt, dass der westliche Christengott wärmer, der östliche jedoch erhabener sei -, wie der Russe selbst in Venedig, der schönsten Stadt der Welt, eine Leprapatientin und der Italiener in Palästina sein persönliches Weltende findet, das erschüttert durch die Ungeschütztheit der geschilderten Lebensverhältnisse und lenkt so den prüfenden Blick der Historie gleichsam auf uns zurück.

Im Roman treten auch Deutsche auf, großgewachsene Leute, die vor allem bemüht sind, sich richtig zu verhalten. Etwa die Pilger Wilhelm und Friedrich, die bei der Fahrt übers östliche Mittelmeer dem Schiffskapitän erklären, die Troja-Sage beruhe auf heidnischen Lügengeschichten. Worauf der Italiener erwidert, ihm sei so, als werde Troja einst wiedergefunden, möglicherweise sogar von einem Landsmann der beiden. Oder der Kaufmann Siegfried, der sich nach dem Tod des Helden darüber aufregt, dass das Volk laut heulend dessen Leichnam über den Boden schleift. Ein Russe, der Siegfried tadelt, weil er das Land, in dem er schon eine ganze Weile lebe, so gar nicht verstehe, muss dessen Gegenfrage, ob er es denn verstehe, ehrlich verneinen.

KERSTIN HOLM

Evgenij Vodolazkin: "Laurus". Roman.

Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Dörlemann Verlag, Zürich 2016. 416 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Evgenij Vodolazkin hat mit Laurus einen grandiosen ahistorischen Roman geschrieben.«
Kerstin Holm, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Mit Laurus gelingt Vodolazkin ein exzeptioneller Roman, der mittelalterliche und postmoderne Schreibweisen zu einem anrührenden Kunstwerk fügt. Olga Radetzkajas famose Übersetzung weiß die gleichzeitig sakrale und ästhetische Aura dieses Textes zu bewahren.«
Ulrich M. Schmid, Neue Zürcher Zeitung

»So könnte man lange fortfahren mit dem Lob der dokumentarischen Genauigkeit des Romans, seiner genialen Nachschaffung von Atmosphäre.«
Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung

»Im schillernden Spiel mit Autor und zwischengeschaltetem Erzähler, Berichten in 'mittelalterlichem' Tonfall und häufig unvermittelt wechselnden Zeitebenen behält der Verfasser Vodolazkin nicht nur souverän die Übersicht, er hält die Zügel des Textes auch fest in der Hand.«
Erich Klein, Ex libris, Radio Ö1

»Als Seelendrama ist Laurus ein Sprachkunstwerk.«
Karlheinz Kasper, neues deutschland