Zum zweiten Mal schon ermittelt Mara Billinsky von der Frankfurter Mordkommission in Leo Borns „Lautlose Schreie“. Dieser 464-seitige Thriller ist im März 2019 bei Bastei Lübbe erschienen.
Nahe Frankfurt macht die Polizei eine bestialische Entdeckung: sieben Kinderleichen. Doch noch bevor die
Ermittlungen richtig in Gang kommen, werden Mara und ihr Partner, Jan Rosen, von diesem Fall abgezogen:…mehrZum zweiten Mal schon ermittelt Mara Billinsky von der Frankfurter Mordkommission in Leo Borns „Lautlose Schreie“. Dieser 464-seitige Thriller ist im März 2019 bei Bastei Lübbe erschienen.
Nahe Frankfurt macht die Polizei eine bestialische Entdeckung: sieben Kinderleichen. Doch noch bevor die Ermittlungen richtig in Gang kommen, werden Mara und ihr Partner, Jan Rosen, von diesem Fall abgezogen: Zum einen wegen ihrer unkonventionellen Ermittlungsmethoden, zum anderen ereignet sich fast zeitgleich ein anderer Mord in Frankfurt. Doch die „Krähe“ lässt sich nicht so leicht auf Abstellgleis schieben, und so kommt sie nicht nur Zusammenhängen zwischen diesen Fällen auf die Spur, sondern auch einer Organisation, die an Grausamkeit ihresgleichen sucht …
Mit Mara Billinsky hat Leo Born die wohl ungewöhnlichste Kommissarin erschaffen, die derzeit Deutschlands Thrillerliteratur zu bieten hat. Und genauso bedrückend wie das Schicksal der Kommissarin selbst, gestalten sich ihre Fälle.
Auch in diesem zweiten Band wird wieder ein Frankfurt jenseits des Glanzes einer Bankenmetropole gezeigt: Hinter seiner Fassade lauert das Grauen, das dieses Mal auch weit über die Grenzen der Stadt, ja sogar des Landes hinausreicht. Der Fall nimmt internationale Dimensionen an, ist hochaktuell und brisant. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur noch so viel: Durch ihre Hartnäckigkeit schafft es Mara, die Machenschaften eines internationalen Verbrechersyndikats wenigstens teilweise aufzudecken, was das Ende der Ermittlungen umso glaubhafter erscheinen lässt: Eine vollständige Aufdeckung wäre hier der Realitätsnähe nur abträglich gewesen. Insofern passt das halboffene Ende sehr gut zur Thematik des Buches. Dass auch hier wieder nur scheibchenweise Informationen über die Protagonistin selbst geliefert werden, animiert, zum Nachfolgeband zu greifen, denn ebenso spannend wie der Fall selbst gestaltet sich auch ihr Schicksal.
Von Anfang an mutet das Buch dem Leser ein hohes Maß an Härte zu, wobei der Autor auf allzu brutale Szenen verzichtet, resultiert die Brutalität doch eher aus der Thematik selbst, die die Lesenden neben einem Grauen auch reichlich Stoff zum Nachdenken bietet. Schon gleich zu Beginn wird das Nervenkostüm der Leserinnen und Leser reichlich strapaziert. Hat man sich nach dem Lesen des ersten Abschnitts gerade wieder beruhigt, wird man in eine grausame Realität katapultiert, die bis zum Ende, nicht zuletzt auch durch überraschende Wendungen und Begebenheiten, für einen hohen Spannungslevel sorgt.
Genauso düster wie der Fall selbst erscheint auf den ersten Blick auch die Kommissarin selbst, doch kommt immer wieder zum Ausdruck, dass sie im Grunde eine zutiefst verletzte Person ist. Obgleich es sich hier um den zweite Teil einer Thrillerreihe handelt, gelingt es Leo Born geschickt, Informationen zu den einzelnen Charakteren so einzuflechten, dass sowohl Leser/innen, die den ersten Teil schon kennen, als auch Quereinsteiger/innen auf ihre Kosten kommen. Die einzelnen Charaktere sind detailliert und vielschichtig gezeichnet, insbesondere Maras Vorgesetzter, Klimmt, macht in diesem Band einen frappierenden Wandel durch und hat bei mir am Ende an Sympathie gewonnen. Als sehr fruchtbar erweist sich hier auch wieder einmal die Zusammenarbeit des ansonsten so gegensätzlichen Ermittlerduos Mara Billinsky und Jan Rosen – ein Zeichen, dass man nicht immer und überall auf einer Wellenlänge schwimmen muss, um gut zusammenzuarbeiten. Lediglich die Einstellung des Ehepaars Hornauer konnte ich nicht so recht nachvollziehen, was aber vielleicht auch daran liegen mag, dass ich selbst keine eigenen Kinder habe. Wobei ein bisschen Distanz zum Geschehen wohl auch nicht schaden kann, um Ereignisse „objektiver“ zu betrachten.
Sprachlich ist dieser Roman ein weiteres Mal gut und flüssig zu lesen, rasch aufeinanderfolgende Szenen- und Perspektivwechsel sowie eine übersichtliche Kapitellänge sorgen für ein spannendes, rasantes und vielschichtiges Leseerlebni