In einer unbestimmten Zukunft: Wanderarbeiter, die in Zeltstädten leben, in Aluminiumhallen arbeiten, im Sickerlicht der Kabelschächte die Tage verbringen. Wir sehen Wachhunde mit blauem Fell und orange gekleidete Aufseher. Es gibt scheinbar kein Außen, nur die Teilnahme am großen Spiel, das auf den Handys läuft: die Kuppeln des Wissens. Wer sie zum Einsturz bringt, hat das große Los gezogen. Aber niemand weiß etwas Genaues, keiner versteht das Geringste, die Zusammenhänge fehlen - »Lawrence und wir« erzählt die Geschichte einer Rebellion und ihres vermeintlichen Anführers in einem geschlossenen Funktionskreislauf, in dem jeder Ausbruchsversuch aussichtslos erscheint. Ein Text von brennender Aktualität: Von unserer durch mediale Dauerberieselung und auf maximale Technisierung zugerichteten Gegenwart spricht er aus der Zukunft zu uns und zeigt uns alle als Eingeschlossene.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Jochen Beyses neuem Roman "Lawrence und wir" wünscht Rezensentin Anja Hirsch eine große Leserschaft. Denn in dieser schmalen, aber eindringlichen Erzählung, die ohne Ort- und Zeitangaben nahezu dystopisch wirke, erlebt die Kritikerin die bedrückende, ambivalente Atmosphäre, die durch Massenbewegungen und Zwangsansiedlungen ausgelöst wird. Gebannt lässt sich Hirsch von der zwischen Magie und "erschreckender Sachlichkeit" getragenen Erzählstimme in eine Welt aus Containerhäusern, Stahlzylindern, Schlafsälen und Ammoniak-Geruch entführen, in der Vertrautes unheimlich wirkt, immer wieder der mysteriöse Lawrence auftritt und viel Spielraum für Assoziationen bleibt. Nach der Lektüre dieses bildgewaltigen Romans, der biblische Motive ebenso wie Bilder von Konzentrationslagern hervorrufe, zudem in einer außergewöhnlich "sinnlichen" Sprache geschrieben sei, bleibt die Kritikerin mit vielen philosophischen Fragen zurück.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Jochen Beyse hat die essenziellen Verunsicherungen unserer Zeit in eine so hellsichtige wie düstere Parabel gefasst - ein Glücksfall für die Fans literarischer Science-Fiction.« Anja Kümmel, Weser Kurier