Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Ethnologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Afrikaner migrieren seit vielen Jahrzehnten nach Europa. Aufgrund einer verschärften Immigrationspolitik und des verstärkten Schutzes der südeuropäischen Grenzen seitens der EU, versuchen Migranten aus dem Süden die 'Festung Europa' seit den 1990er Jahren jedoch vermehrt irregulär und ohne legale Papiere per Seeweg zu erreichen. Eine im letzten Jahrzehnt aufgekommene Migrationsbewegung ist die Überfahrt mit Holzbooten sogenannte Pirogen von der westafrikanischen Küste auf die Kanarischen Inseln (Spanien), um auf diesem Weg europäisches Territorium zu erreichen. Der Senegal ist in diesem Zusammenhang nicht nur als Transitland für Migranten aus anderen afrikanischen Ländern in das Blickfeld dieser Migrationsform gerückt, sondern insbesondere auch als Ablege- und Herkunftsland. In Nachrichtenbeiträgen und Literatur werden
die sogenannten 'boat-people' gerne als 'Wirtschaftsflüchtlinge' oder 'Bootsflüchtlinge' bezeichnet, die aus politischen und/oder ökonomischen Gründen ihr Heimatland verlassen und sich in der Wohlstandregion Europa ein besseres Leben erhoffen. Dieser Ansatz ist auch in der unterschwelligen Reaktion zu erkennen, die die europäische Politik der Süd-Nord-Migration entgegenbringt: in dem man in die Entwicklungshilfe investiert, wird im Gegenzug erwartet, dass potentielle Migranten in ihren Heimatländern bleiben. Wie der Anthropologe Jeffrey Cohen (2004) jedoch treffend konstatiert, migrieren Menschen weil sie können, nicht weil sie müssen. Die maritime Passage auf die Kanarischen Inseln war bzw. ist für viele Menschen die scheinbar einzige Möglichkeit um nach Europa zu gelangen und die Migranten scheuen dafür auch nicht die Kosten und das enorme Risiko dieser Überfahrt. Die wichtigsten Fragen, die jedoch zu klären sind, sind jene nach den Determinanten und Faktoren, welche zum einen für die Genese der Pirogen-Migration auf lokaler Ebene entscheidend sind, und zum anderen, wie die Pirogen-Migration in den Kontext der einzelnen Akteure einzubetten ist. In der folgenden Arbeit werde ich auf Basis meiner Recherche und ethnographischen Untersuchung zeigen, dass im Falle der von mir untersuchten Akteure, die Entscheidung, per Piroge auf die Kanarischen Inseln zu migrieren, primär als eine Verhandlung ihres unmittelbaren sozialen und kulturellen Umfeld zu begreifen ist, welches gleichzeitig auch die Ressourcen zur Verfügung stellt, um entsprechend zu handeln wobei die zentrale Instanz nicht struktureller Art ist, sondern der Akteur selber.
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die sogenannten 'boat-people' gerne als 'Wirtschaftsflüchtlinge' oder 'Bootsflüchtlinge' bezeichnet, die aus politischen und/oder ökonomischen Gründen ihr Heimatland verlassen und sich in der Wohlstandregion Europa ein besseres Leben erhoffen. Dieser Ansatz ist auch in der unterschwelligen Reaktion zu erkennen, die die europäische Politik der Süd-Nord-Migration entgegenbringt: in dem man in die Entwicklungshilfe investiert, wird im Gegenzug erwartet, dass potentielle Migranten in ihren Heimatländern bleiben. Wie der Anthropologe Jeffrey Cohen (2004) jedoch treffend konstatiert, migrieren Menschen weil sie können, nicht weil sie müssen. Die maritime Passage auf die Kanarischen Inseln war bzw. ist für viele Menschen die scheinbar einzige Möglichkeit um nach Europa zu gelangen und die Migranten scheuen dafür auch nicht die Kosten und das enorme Risiko dieser Überfahrt. Die wichtigsten Fragen, die jedoch zu klären sind, sind jene nach den Determinanten und Faktoren, welche zum einen für die Genese der Pirogen-Migration auf lokaler Ebene entscheidend sind, und zum anderen, wie die Pirogen-Migration in den Kontext der einzelnen Akteure einzubetten ist. In der folgenden Arbeit werde ich auf Basis meiner Recherche und ethnographischen Untersuchung zeigen, dass im Falle der von mir untersuchten Akteure, die Entscheidung, per Piroge auf die Kanarischen Inseln zu migrieren, primär als eine Verhandlung ihres unmittelbaren sozialen und kulturellen Umfeld zu begreifen ist, welches gleichzeitig auch die Ressourcen zur Verfügung stellt, um entsprechend zu handeln wobei die zentrale Instanz nicht struktureller Art ist, sondern der Akteur selber.
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