Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 2,49 €
  • Broschiertes Buch

Roman über eine Männerfreundschaft aus dem Marokko der 50er Jahre. Eine bewegte Freundschaft, die im Verrat endet, die vielleicht von Anfang an ein Missverständnis war.

Produktbeschreibung
Roman über eine Männerfreundschaft aus dem Marokko der 50er Jahre. Eine bewegte Freundschaft, die im Verrat endet, die vielleicht von Anfang an ein Missverständnis war.
Autorenporträt
Tahar Ben Jelloun, geb. 1944 in Marokko, lebt in Paris. Er gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb. 2011 wurde Tahar Ben Jelloun mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.05.2005

So harmlos sind die Männer
Tahar Ben Jellouns Roman „Der letzte Freund”
Wo Männer aufeinander treffen, geht es um Frauen, Macht und Ehre. Da entsteht ein Kraftfeld, das wie von selbst Tragödien hervorbringt. Auch Tahar Ben Jelloun verlässt sich in seinem jüngsten Roman auf die archaischen Gewalten zwischen Männern. Ohne erzählerischen Schnickschnack rollt der in Paris lebende marokkanische Autor die Geschichte von Ali und Mamed auf, deren Freundschaft ein Leben lang dauert und im Angesicht des Todes plötzlich zerbricht.
Die Schüler Mamed und Ali lernen sich im Marokko der fünfziger Jahre kennen. Im Nachbarland Algerien tobt der Krieg, und auch in der kosmopolitischen Stadt Tanger, in der der Roman seinen Ausgang nimmt, ist die Atmosphäre aufgeheizt. Die Gesellschaft ist gespalten, die Jugend liest Sartre und Camus und befindet sich im Aufruhr. Das ist eine aufregende Kulisse, die man gerne plastisch vor Augen hätte. Bedauerlicherweise wird sie nicht weiter ausgearbeitet.
Anders die Beziehung der beiden Jungen. „Mit fünfzehn schwanken die Gefühle. Damals interessierten wir uns mehr für Liebe als für Freundschaft. Wir hatten alle ein Mädchen im Kopf”, stellt Ali fest. Und so sehen wir Mamed und Ali bei den Dingen zu, die Jungs in diesem Alter machen: Sie saufen und rauchen, masturbieren um die Wette und versuchen, Mädchen ins Bett zu kriegen. Später erleben wir sie im Puff und in einem Erziehungslager, wo sie sich gegen ihre Schinder verbünden. Nach dem Abitur trennen sich ihre Wege, der eine wird Lehrer, der andere studiert Medizin und wandert nach Schweden aus. Die nächste Etappe der Freundschaft stellt sich als Abfolge gemeinsam erlebter Harmlosigkeiten dar. Man trifft sich im Café, redet über Politik oder die Kinder.
Als Mamed die Freundschaft von einem Tag auf den anderen für beendet erklärt und einen lächerlichen Streit um Geld vom Zaun bricht, versteht Ali ihn nicht mehr: „Was verbarg sich hinter dieser Tragödie?” Die Antwort bleibt uns Tahar Ben Jelloun schuldig, auch wenn sein Roman wie eine antike Tragödie gebaut ist. Er besteht aus zwei großen Blöcken, in denen die Geschichte erst aus der Perspektive Alis und dann aus der Mameds erzählt wird. Am Ende gesellt sich Ramon hinzu, ein Freund der beiden. Er schildert seine Sicht der Dinge. Die drei Teile sind in Ich-Form verfasst und erinnern an Theatermonologe.
Die Bedeutungsschwere, die sich aus dieser statischen Form ergibt, findet inhaltlich keine Entsprechung. Weder das, was die Freunde verbindet, noch das, was sie am Ende trennt, hat das Zeug, Mitleid und Furcht zu erregen. Sieht man von zänkischen Ehefrauen und Meinungsverschiedenheiten über Politik ab, gibt es in ihrer Beziehung keine besonderen Spannungen. Auch die Tiefe des Gefühls, die Mamed dazu bringt, seinen Freund aufzugeben, kann der Leser nicht nachvollziehen. Nicht einmal die Kluft zwischen Nordeuropa und Nordafrika birgt hier Konfliktpotential. Über kulturelle Unterschiede werden in dem Roman meistens Späßchen getrieben: „Schweden produzieren keinen Staub,” protokolliert Mamed, „oder was machen die mit dem ganzen Staub der Dinge? Wahrscheinlich recyclen sie ihn . . .”
Am Ende muss Tahar Ben Jelloun die Geschichte mit einem Brief auflösen, in dem Mamed eine existentialistisch anmutende Theorie entwickelt und sein Verhalten mit dem Satz begründet: „Du warst jener Spiegel, in den ich nicht sehen konnte, aus Schwäche, aus verletzter Eitelkeit und, ich gestehe, vielleicht aus furchtbarer und unserer Freundschaft unwürdiger Eifersucht.” Daraus lässt sich ableiten, dass es für eine und dieselbe Sache oft sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt. Wahrscheinlich sind Männerfreundschaften auf der ganzen Welt gleich schlicht.
VERENA MAYER
TAHAR BEN JELLOUN: Der letzte Freund. Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Berlin Verlag, Berlin 2004. 224 Seiten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr