Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 3,00 €
  • Broschiertes Buch

Am 11. September 2001 bewies Rudolph Giuliani Führungsqualitäten und Einfühlungsvermögen. Hier nun erläutert der erfahrene Politiker seine Taktiken und Prinzipien, die ihm helfen, schwierige Situationen zu meistern. Rudolph Giuliani explains the tactics and principles which helped him overcome the difficulties brought about by the events of 11th September 2001.

Produktbeschreibung
Am 11. September 2001 bewies Rudolph Giuliani Führungsqualitäten und Einfühlungsvermögen. Hier nun erläutert der erfahrene Politiker seine Taktiken und Prinzipien, die ihm helfen, schwierige Situationen zu meistern. Rudolph Giuliani explains the tactics and principles which helped him overcome the difficulties brought about by the events of 11th September 2001.
Autorenporträt
Rudolph W. Giuliani war zunächst als Staatsanwalt tätig, bevor er 1993 und abermals 1997 zum Bürgermeister von New York gewählt wurde. Im Januar 2002 übergab er sein Amt an seinen Nachfolger. Er lebt in Manhattan. Für seinen engagierten Einsatz in den Tagen nach dem Terroranschlag von New York wurde er mit zahlreichen Ehrungen bedacht. U. a. wurde er 2001 vom "Time"-Magazin zum "Mann des Jahres" gewählt, von der Queen zum Ritter geschlagen und erhielt im Februar 2002 den "Deutschen Medienpreis".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2002

Bewerbung beim Volk
Alles geregelt: Wie Rudolph Giuliani Amerika führen will

Als New Yorks Bürgermeister Rudy Giuliani in der dunkelsten Nacht seiner Stadt keinen Schlaf finden konnte, lag das richtige Buch an seinem Bett. In den bangen Stunden zwischen dem 11. und dem 12. September 2001 blätterte er in Roy Jenkins' Biographie des britischen Premierministers Churchill. Ein glücklicher Zufall. Er habe ein paar Seiten darin gelesen, schreibt Giuliani in seinem eigenen Buch "Leadership", dem Sachbuch-Bestseller dieses Herbstes in Amerika. Vor allem das Kapitel über Churchills Wahl zum Regierungschef 1940 habe ihn gefesselt. Und dann, bevor er doch für eine Stunde eingenickt sei, habe er über die Menschen in London nachgedacht, die trotz der deutschen Luftangriffe unbeirrt ihren alltäglichen Geschäften nachgegangen seien.

Es bleibt ein wenig unklar, ob Giulianis Motto für die folgenden Wochen, sein Ruf "Back to business", eine Frucht dieser nächtlichen Lektüre war oder ob der entschiedene Wille zur Wiedergewinnung der Normalität in New York seinem eigenen Pragmatismus entsprungen ist. Aber die Parallele zwischen einst und jetzt ist unübersehbar, und sie läßt keinen Zweifel daran, in welcher Rolle sich der ehemalige Bürgermeister sieht: Winston und Rudy. Schwere Zeiten, große Männer. Und große Bücher.

"Leadership" ist ein eigenartiges Werk. Es beginnt mit einer dichten, detailsatten Rekonstruktion von Giulianis Erlebnissen an diesem Schicksalstag, dem 11. September. Der damalige Bürgermeister schildert, wie ihn die Nachricht vom ersten Anschlag erreichte, wie er zum World Trade Center eilte und dort selbst beinahe beim Einsturz der Türme verschüttet wurde; wie er mit seinen Getreuen durch Keller und Staub irrte, ohne Telefon, ohne Wagen, ohne Kontakt nach Washington, auf der Suche nach einem geeigneten Ort für ein Hauptquartier; wie er vom Tod enger Freunde und vieler Beamter erfuhr, die ersten Anordnungen traf und schließlich nachts schlaflos in einem Apartment zu Churchill griff. Das ist - auch dank der Hilfe des erfahrenen Wirtschaftsjournalisten Ken Kurson - fesselnd, ja ergreifend erzählt und trotz der Tragik bisweilen witzig: Daß inmitten der Wirren ein handwerklich begabter Mitarbeiter ausgerechnet dem beinharten Ex-Staatsanwalt Giuliani vorschlug, ein paar Wagen aufzubrechen und kurzzuschließen, um die Entourage des Bürgermeisters mobiler zu machen, ist eine amüsante Anekdote.

Gleichwohl ist "Leadership", das erste von zwei Büchern, für die Giuliani knapp drei Millionen Dollar Vorschuß kassiert hat, keine Autobiographie. Das saftige erste Kapitel dient allenfalls als Appetitanreger für die Memoiren, die Giuliani als nächstes schreiben muß. Und als dramatische Folie, vor der sich die dreihundert Seiten des Hauptteils entfalten. Im Kern ist das Buch des Bürgermeisters a.D. ein Buch der Tugenden, ein Vademekum goldener Managementregeln, beglaubigt von Giulianis erstaunlichen Erfolgen bei der Verbrechensbekämpfung in New York und seiner allseits bewunderten Umsicht und Festigkeit in den Wochen nach den Anschlägen.

Die Ratschläge, die Giuliani anzubieten hat, können freilich kaum die enorme Nachfrage nach seinem Buch erklären, das seit seinem Erscheinen vor fünf Wochen an der Spitze aller wichtigen Bestsellerlisten steht und sich dort wohl bis Weihnachten festsetzen dürfte. Viele seiner Klugheitsregeln leuchten ein, ohne sonderlich originell zu sein. Manche der simplen Weisheiten wie "First things first" oder "Erst denken, dann handeln" ("Reflect, then decide") stammen direkt aus der Vorschule für Führungskräfte. Giuliani schwört auf eine tägliche Konferenz um neun Uhr morgens mit den engsten Beratern, um den Tag zu strukturieren. Er empfiehlt, sich auf klar definierte Ziele zu konzentrieren, die besten Mitarbeiter zu gewinnen, wenig zu versprechen, viel zu leisten und ein einmal gegebenes Wort zu halten. Schon recht. Aber welcher Spitzenmanager oder Behördenleiter würde sich auch vorsätzlich mit Nullen umgeben, planmäßig die Übersicht verlieren und absichtsvoll mehr versprechen, als zu halten ist?

Dem fabelhaften Absatz von "Leadership", das sich auch hierzulande gut verkauft, steht die intellektuelle Mattigkeit mancher Handreichungen nicht im Wege. Es wird nicht seines Inhalts, sondern seines Autors wegen gekauft. Seit Giuliani seine Stadt mit einer Mischung aus Souveränität und Sensibilität, die ihm kaum jemand zugetraut hätte, durch die Katastrophe geführt hat, ist er ein veritabler Held. Er hat den Krebs besiegt, einen unappetitlichen Scheidungsprozeß hinter sich gebracht und nach den Anschlägen keinen Augenblick Schwäche gezeigt. Die Ruppigkeit und Arroganz seiner ersten Amtsperiode, die Übergriffe seiner ziemlich rücksichtslosen Polizeitruppe sind längst vergessen. Nächst dem Präsidenten ist er derzeit wohl der populärste Politiker Amerikas. Wo er auftritt, füllen sich die Säle. Wenn er um Spenden bittet, rascheln die Scheckbücher. Die Kandidaten, die sich seines Zuspruchs rühmen können, schießen in der Wählergunst empor. Und die Einnahmen aus dem glänzenden Verkauf seiner Fibel für Führer sind nichts als die Zinsen auf das enorme politische Kapital, das er angehäuft hat.

Amerika, ganz wie das abgewirtschaftete Deutschland, sehnt sich nach charismatischen Männern an der Spitze. Auch das zeigt die Nachfrage nach Giulianis Buch. In diesen Zeiten der Rezession, der Terrorfurcht und der Kriegsangst lechzt das Land nach "Leadership", einer Qualität, die sich mit "Führungskunst" nur unzureichend ins Deutsche übersetzen läßt. Giuliani wäre ziemlich genau der Mann, den die derzeit kopflosen Demokraten brauchten, um endlich gegen Bush aus der Defensive herauszukommen. Aber leider ist er in der falschen Partei. Das ist beileibe nicht nur für die Opposition ein Unglück, sondern mehr noch für den gewesenen Bürgermeister, der nach zwei Amtsperioden unwiderruflich aus der City Hall ausziehen mußte. Seither nämlich ist Giuliani ein König Ohneland, ein Wanderprediger auf der Suche nach einer Berufung, und es ist keine Boshaftigkeit, sein Buch auch als Bewerbungsschreiben für höhere Ämter zu lesen, adressiert an das amerikanische Volk.

Eine Weile galt er als möglicher Nachfolger Dick Cheneys als Vizepräsident, aber diese Spekulationen hat George W. Bush unlängst beendet. Zuletzt wurde spekuliert, Giuliani könne an die Spitze des neuen, riesenhaften Heimatschutzministeriums berufen werden, dessen Errichtung der Senat jetzt zugestimmt hat. Doch auch das scheint mittlerweile unwahrscheinlich, weshalb nun von einem Spitzenmanagerposten bei WorldCom die Rede ist. Denn Präsidentschaftskandidat der Republikaner könnte Giuliani angesichts der derzeitigen Popularität des Amtsinhabers frühestens im Jahr 2008 werden. Das ist zu lange, um immer nur von vergangenen Triumphen zu reden. Ohnehin hat Giuliani bald in jeder Fernsehtalkshow landauf, landab geplaudert, hat in jedem Unternehmerclub zwischen Boston und San Francisco seine Weisheiten verkündet. So gleicht Giuliani einem Gipfelstürmer im Flachland. Amerika sehnt sich nach Führung - Giuliani will führen. Doch wie es scheint, kommen Volk und "Leader" einstweilen nur wie Giuliani und sein Held Churchill zusammen, bei nächtlicher Lektüre.

HEINRICH WEFING

Rudolph W. Giuliani: "Leadership". Verantwortung in schwieriger Zeit. Meine Prinzipien erfolgreicher Führung. Aus dem Amerikanischen von Susanne Kuhlmann-Krieg, Thorsten Schmidt und Harald Stadler. C. Bertelsmann Verlag, München 2002. 416 S., geb., 23,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr