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The First World War marked the end point of a process of German globalization that began in the 1870s. Learning Empire looks at German worldwide entanglements to recast how we interpret German imperialism, the origins of the First World War, and the rise of Nazism.

Produktbeschreibung
The First World War marked the end point of a process of German globalization that began in the 1870s. Learning Empire looks at German worldwide entanglements to recast how we interpret German imperialism, the origins of the First World War, and the rise of Nazism.
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Autorenporträt
Erik Grimmer-Solem is Professor in the Departments of History and German Studies at Wesleyan University, Connecticut. He is the author of numerous works including The Rise of Historical Economics and Social Reform in Germany (2003). He was a University of Chicago Harper Fellow and has received awards from the Fritz Thyssen Foundation and the Leverhulme Trust, as well as two distinguished teaching prizes from Wesleyan University, Connecticut. His research on the Wehrmacht's involvement in the Holocaust was discussed in the newsweekly Der Spiegel, and debated in German parliament in 2014.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2021

Expedition nach Übersee
Wie Ökonomen die Politik des Kaiserreichs prägten

Der amerikanische Wirtschaftshistoriker Erik Grimmer-Solem hat mit "Learning Empire" ein neues Werk zur Globalisierungsgeschichte vor dem Ersten Weltkrieg vorgelegt. Als profunder Kenner der deutschen Historischen Schule der Nationalökonomie beleuchtet er die Weltpolitik des Kaiserreichs insbesondere aus dem Blickwinkel zeitgenössischer Nationalökonomen wie Ernst von Halle, Karl Rathgen, Karl Helfferich, Hermann Schumacher und Max Sering. Sie bildeten, zusammen mit Gustav Schmoller, eine Diskursgemeinschaft, welche die Politik der Reichsleitung erheblich beeinflusste. Dieser informelle Einfluss blieb in der Forschung bislang unterbelichtet.

Die deutschen Nationalökonomen gründeten ihre Empfehlungen nicht zuletzt auf Reiseeindrücke nach Auslandsexpeditionen, die der Autor gründlich untersucht. Ihre gewonnenen Erkenntnisse übermittelten sie unmittelbar politischen Entscheidungsträgern wie etwa Reichskanzler Bernhard von Bülow, nahmen aber auch öffentlich Stellung zur "Weltpolitik" einschließlich der umstrittenen Flottenpolitik. Dabei wich die anfängliche Unterstützung der Flottenpolitik mit zunehmendem Verlauf des maritimen Rüstungswettlaufs einem kritischen Hinterfragen von Nutzen und budgetären Kosten.

Grimmer-Solem setzt die deutsche Weltpolitik in den Kontext des englischen, russischen und amerikanischen Imperialismus; auch Japan findet Berücksichtigung. Im Gegensatz zu einer damals wie heute verbreiteten Meinung einer besonders rücksichtslosen deutschen Kolonialpolitik betont Grimmer-Solem, dass das Kaiserreich als einzige Großmacht seine Kolonien ausnahmslos nicht durch Kriege, sondern durch (einseitige) Verträge erworben hatte. Die Vorherrschaft der rivalisierenden Großmächte, insbesondere Großbritanniens, prägte und verengte allerdings den Handlungsspielraum des deutschen Imperialismus. So beharrte die britische Außenpolitik darauf, alleiniger Regelsetzer des internationalen Handels und Beherrscher der maritimen Handelswege zu sein, wobei sich Chamberlin ausdrücklich auf eine sozialdarwinistische Ideologie berief. Auch die deutschen Nationalökonomen verstanden die Konsequenzen dieser imperialistischen Regeln immer besser.

Kurzweilig und interessant lesen sich Grimmer-Solems Schilderungen der Expeditionen deutscher Nationalökonomen, wie etwa Schumachers in China oder Ernst von Halles in Venezuela. Gerade ihre Reiseeindrücke überzeugten sie von der Notwendigkeit des Schutzes deutscher Handelsinteressen, um der amerikanischen und britischen Vorherrschaft zu begegnen. Ohne die "hard power" begleitender Kriegsschiffe sei dies unmöglich - jedenfalls solange sich die rivalisierenden Großmächte nicht auf ein koordiniertes gemeinsames Vorgehen verständigen konnten, was außerhalb der imperialistischen Denkwelten lag. Es war die Eigenart des liberalen Imperialismus angelsächsischer Prägung, worauf die deutsche "Weltpolitik" nach einer Antwort suchte. Freier Handel bei einer Beherrschung der maritimen Handelswege bedeutete Handelsmonopolisierung zu Lasten aufstrebender Mächte. Welthandel wurde als Nullsummenspiel gedeutet; mit Adam Smith hatte weder die britische noch die amerikanische Außenwirtschaftspolitik etwas zu tun. Grimmer-Solem fügt der Debatte um die deutsche Flottenrüstung einen wichtigen Beitrag hinzu, indem er zeigt, dass Sering oder Schumacher auch eine Stärkung der Verhandlungsposition gegenüber Großbritannien im Auge hatten, um Zugeständnisse zu erzielen oder Deutschland gar als möglichen Partner einer bilateralen Allianz attraktiver werden zu lassen. Mit dieser Position fanden sie, zum Missfallen Karl Liebknechts, sogar auf öffentlichen Veranstaltungen der SPD Gehör.

Das Buch wechselt mehrfach zwischen theorie- und realhistorischer Ebene, was die Lektüre abwechslungsreich gestaltet. Als sich die Flottenrüstung auf britischer und auf deutscher Seite als kostspieliges Unternehmen ohne durchschlagende außenpolitische Wirkung darstellte, versagten beide Seiten darin, einen Weg aus der Aufrüstungslogik zu finden, wobei insbesondere die deutsche Seite die Möglichkeit multilateraler Abkommen zu wenig auslotete. Für den deutschen Leser fällt die kritische Beurteilung der britischen Außenpolitik auf; die strategische Entscheidung, mittels einer Seeblockade die Zivilbevölkerung in den Krieg hineinzuziehen, sei eine moralische Grenzüberschreitung gewesen.

Informativ und anregend ist die Beschreibung der wissenschaftlichen Begleitung der Kolonialpolitik durch das Hamburgische Kolonialinstitut. Der Leser erfährt hier zahlreiche Hinweise auf eine leicht vernachlässigte progressive Seite des Kolonialismus: Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Hebung des Wohlstandes der "Eingeborenen" mittels moderner agrarökonomischer Methoden sollten einen neuen Mittelstand hervorbringen - es war der gleiche Entwicklungsansatz der Historischen Schule für das unterentwickelte Deutschland.

Im letzten Teil wendet sich der Autor der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs bis hin zur Julikrise zu, womit sich die Perspektive sehr weitet. Obwohl Kenner der Materie hier wenig Neues erfahren, bleiben auch diese Passagen aufschlussreich. Gefangen in ihren imperialistischen Denkwelten, verschloss sich für die Beteiligten mehr und mehr der Weg zu einer multilateralen Kooperation. "Learning Empire" bietet dem Leser eine höchst anregende Darstellung des Imperialismus aus der Perspektive zeitgenössischer Nationalökonomen.

GERHARD WEGNER

Erik Grimmer-Solem: Learning Empire - Globalization and the German Quest for World Status, 1875-1919, Cambridge University Press, Cambridge 2019, 668 Seiten, 40 Euro.

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