New York Times Notable Book * Named one of NPR and Wall Street Journal's Best Books of the Year * The acclaimed author of The Good German “deftly captures the ambience” ( The New York Times Book Review) of postwar East Berlin in his “thought-provoking, pulse-pounding” (Wall Street Journal) New York Times bestseller—a sweeping spy thriller about a city caught between political idealism and the harsh realities of Soviet occupation. Berlin, 1948. Almost four years after the war’s end, the city is still in ruins, a physical wasteland and a political symbol about to rupture. In the West, a defiant, blockaded city is barely surviving on airlifted supplies; in the East, the heady early days of political reconstruction are being undermined by the murky compromises of the Cold War. Espionage, like the black market, is a fact of life. Even culture has become a battleground, with German intellectuals being lured back from exile to add credibility to the competing sectors. Alex Meier, a young Jewish writer, fled the Nazis for America before the war. But the politics of his youth have now put him in the crosshairs of the McCarthy witch-hunts. Faced with deportation and the loss of his family, he makes a desperate bargain with the fledgling CIA: he will earn his way back to America by acting as their agent in his native Berlin. But almost from the start things go fatally wrong. A kidnapping misfires, an East German agent is killed, and Alex finds himself a wanted man. Worse, he discovers his real assignment—to spy on the woman he left behind, the only woman he has ever loved. Changing sides in Berlin is as easy as crossing a sector border. But where do we draw the lines of our moral boundaries? At betrayal? Survival? Murder? Joseph Kanon’s compelling thriller is a love story that brilliantly brings a shadowy period of history vividly to life.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.201517. In den Ruinen von Berlin
"In den Ruinen von Berlin", so hieß Joseph Kanons Roman in deutscher Übersetzung, bevor Steven Soderberghs Verfilmung mit Cate Blanchett und George Clooney den Originaltitel "The Good German" auch hier durchsetzte. Für Kanons neuen Roman ist man gleich beim Originaltitel geblieben, "Leaving Berlin", obwohl hier "In den Ruinen von Berlin" passender gewesen wäre. Denn dort spielt der Roman, im Jahr 1949, in der Sektorenwelt, vor Gründung der beiden deutschen Staaten. Alex Meier kehrt aus dem amerikanischen Exil zurück, in den sowjetischen Sektor, nur halb freiwillig, weil er vor dem "Ausschuss für unamerikanische Umtriebe", im Gegensatz zum sibyllinischen Bertolt Brecht, Klartext sprach. Er ist kein Hardcore-Kommunist, er ist ein jüdischer Schriftsteller mit sozialistischen Sympathien. Und weil er nach einer gescheiterten Ehe nicht die Möglichkeit verlieren will, seinen in Amerika gebliebenen Sohn wiederzusehen, ist er natürlich auch für den amerikanischen Geheimdienst ein interessanter Mann.
Was für Meier prekär ist, das ist für einen Agentenroman eine wunderbare Ausgangssituation. Joseph Kanon entwickelt seinen Plot umsichtig, mit gut dosierten retardierenden Momenten und Gespür für Komplikationen. Dem fiktiven Meier begegnen im tristen Ost-Berliner Kulturleben und auf den Fluren des notdürftig hergerichteten Hotels "Adlon" Brecht und Ruth Berlau, auch Anna Seghers und Erich Mielke kreuzen seinen Weg. Die Beschreibungen des zertrümmerten Berlin haben eine große Anschaulichkeit und gespenstische Düsterkeit, die Fronten des Kalten Kriegs nehmen bereits unangenehm deutlich Kontur an, und die Dialektik von Linientreue und Abweichung zeigt ihre hässliche Gestalt. Meier bewegt sich in diesem verminten Gelände zunächst unsicher, bis ihn der Druck dazu zwingt, die Rolle des skeptischen Intellektuellen aufzugeben. "Leaving Berlin" hat, was ein guter Agententhriller braucht. Die kulturkritische Klage, niemand könne mehr Thriller schreiben wie Eric Ambler, hat der Amerikaner Kanon einfach ignoriert. Im Retro-Modus, wie er das auch schon sehr lesenswert in der "Istanbul Passage" und im "Good German" gemacht hat, erzählt er von der Urszene unserer Gegenwart: jenem Zeitpunkt, an dem Zerstörung und Neuanfang zusammenfielen. Ein leichtes nostalgisches Flair gibt es gratis dazu.
Peter Körte
Joseph Kanon: "Leaving Berlin". Roman. Übersetzt von Elfriede Peschel. C. Bertelsmann, 448 Seiten, 19,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"In den Ruinen von Berlin", so hieß Joseph Kanons Roman in deutscher Übersetzung, bevor Steven Soderberghs Verfilmung mit Cate Blanchett und George Clooney den Originaltitel "The Good German" auch hier durchsetzte. Für Kanons neuen Roman ist man gleich beim Originaltitel geblieben, "Leaving Berlin", obwohl hier "In den Ruinen von Berlin" passender gewesen wäre. Denn dort spielt der Roman, im Jahr 1949, in der Sektorenwelt, vor Gründung der beiden deutschen Staaten. Alex Meier kehrt aus dem amerikanischen Exil zurück, in den sowjetischen Sektor, nur halb freiwillig, weil er vor dem "Ausschuss für unamerikanische Umtriebe", im Gegensatz zum sibyllinischen Bertolt Brecht, Klartext sprach. Er ist kein Hardcore-Kommunist, er ist ein jüdischer Schriftsteller mit sozialistischen Sympathien. Und weil er nach einer gescheiterten Ehe nicht die Möglichkeit verlieren will, seinen in Amerika gebliebenen Sohn wiederzusehen, ist er natürlich auch für den amerikanischen Geheimdienst ein interessanter Mann.
Was für Meier prekär ist, das ist für einen Agentenroman eine wunderbare Ausgangssituation. Joseph Kanon entwickelt seinen Plot umsichtig, mit gut dosierten retardierenden Momenten und Gespür für Komplikationen. Dem fiktiven Meier begegnen im tristen Ost-Berliner Kulturleben und auf den Fluren des notdürftig hergerichteten Hotels "Adlon" Brecht und Ruth Berlau, auch Anna Seghers und Erich Mielke kreuzen seinen Weg. Die Beschreibungen des zertrümmerten Berlin haben eine große Anschaulichkeit und gespenstische Düsterkeit, die Fronten des Kalten Kriegs nehmen bereits unangenehm deutlich Kontur an, und die Dialektik von Linientreue und Abweichung zeigt ihre hässliche Gestalt. Meier bewegt sich in diesem verminten Gelände zunächst unsicher, bis ihn der Druck dazu zwingt, die Rolle des skeptischen Intellektuellen aufzugeben. "Leaving Berlin" hat, was ein guter Agententhriller braucht. Die kulturkritische Klage, niemand könne mehr Thriller schreiben wie Eric Ambler, hat der Amerikaner Kanon einfach ignoriert. Im Retro-Modus, wie er das auch schon sehr lesenswert in der "Istanbul Passage" und im "Good German" gemacht hat, erzählt er von der Urszene unserer Gegenwart: jenem Zeitpunkt, an dem Zerstörung und Neuanfang zusammenfielen. Ein leichtes nostalgisches Flair gibt es gratis dazu.
Peter Körte
Joseph Kanon: "Leaving Berlin". Roman. Übersetzt von Elfriede Peschel. C. Bertelsmann, 448 Seiten, 19,99 Euro
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