Produktdetails
- Ullstein Taschenbuch
- Verlag: Ullstein TB
- Gewicht: 134g
- ISBN-13: 9783548030876
- Artikelnr.: 24752457
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.11.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Der Nazi-Himmel
über Berlin
Das Interessanteste, zeitgeschichtlich Relevanteste kommt ganz zum Schluss. Christopher Isherwood beschreibt ein paar Szenen im Nazideutschland, das sich gerade einrichtet. Ein junger Kommunist wird nach einer Kundgebung von SA-Schlägern halb totgetreten, jüdische und deutsche Intellektuelle tuscheln in schummrigen Cafés, die Angst im Gesicht. Dieses „Berliner Tagebuch“ vom Winter 1932/33 ist aber nur ein kleiner Teil dieser von jeher als Roman veröffentlichten Erzählsammlung. Hier funktioniert auch das Prinzip „Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht.“ Denn in jenen Situationsskizzen, in denen das drohende Unheil zu spüren ist oder für den Leser aus eigenem Wissen mit hineinspielt, baut sich die Spannung und Plastizität der Szenerie wie von selber auf. Andere Beschreibungen des Berliner Nachtlebens der Zwanzigerjahre bleiben oberflächlicher, suggerieren damit aber auch ein fatalistisches und in trister Armut verzweifelt vergnügungssüchtiges Lebensgefühl, wie es die spätere glamouröse Musical-Adaption „Cabaret“ und erst recht die Verfilmung nicht mehr wirklich darstellen konnten. HELMUT MAURÓ
Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin. Aus d. Englischen von Kathrin Passig, Gerhard Henkel. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2015. 272 Seiten, 9,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der Nazi-Himmel
über Berlin
Das Interessanteste, zeitgeschichtlich Relevanteste kommt ganz zum Schluss. Christopher Isherwood beschreibt ein paar Szenen im Nazideutschland, das sich gerade einrichtet. Ein junger Kommunist wird nach einer Kundgebung von SA-Schlägern halb totgetreten, jüdische und deutsche Intellektuelle tuscheln in schummrigen Cafés, die Angst im Gesicht. Dieses „Berliner Tagebuch“ vom Winter 1932/33 ist aber nur ein kleiner Teil dieser von jeher als Roman veröffentlichten Erzählsammlung. Hier funktioniert auch das Prinzip „Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht.“ Denn in jenen Situationsskizzen, in denen das drohende Unheil zu spüren ist oder für den Leser aus eigenem Wissen mit hineinspielt, baut sich die Spannung und Plastizität der Szenerie wie von selber auf. Andere Beschreibungen des Berliner Nachtlebens der Zwanzigerjahre bleiben oberflächlicher, suggerieren damit aber auch ein fatalistisches und in trister Armut verzweifelt vergnügungssüchtiges Lebensgefühl, wie es die spätere glamouröse Musical-Adaption „Cabaret“ und erst recht die Verfilmung nicht mehr wirklich darstellen konnten. HELMUT MAURÓ
Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin. Aus d. Englischen von Kathrin Passig, Gerhard Henkel. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2015. 272 Seiten, 9,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de