Menschenwürdiges Sterben?
Petra Thorbrietz Ehemann starb überraschend nur wenige Monate nach seiner Krebsdiagnose. In dieser kurzen Zeit erlebte das Paar, wie ein schwerkranker Patient zu einer Summe von Einzelerkrankungen erklärt und zwischen verschiedenen Krankenhausabteilungen hin- und her
geschoben wurde. Nicht der Patient, die Linderung seiner Schmerzen und ein würdiger Tod standen im…mehrMenschenwürdiges Sterben?
Petra Thorbrietz Ehemann starb überraschend nur wenige Monate nach seiner Krebsdiagnose. In dieser kurzen Zeit erlebte das Paar, wie ein schwerkranker Patient zu einer Summe von Einzelerkrankungen erklärt und zwischen verschiedenen Krankenhausabteilungen hin- und her geschoben wurde. Nicht der Patient, die Linderung seiner Schmerzen und ein würdiger Tod standen im Mittelpunkt; Diagnose und Therapie wurden durch starre Hierarchien, Organisations- und Ausbildungsmängel bestimmt. Über ihr persönliches Schicksal hinaus setzt sich die Autorin knapp und treffend mit der Situation Sterbender in deutschen Kliniken und Hospizen auseinander. Sie beschreibt das Schicksal alter und junger Mitpatienten ihres Mannes, interviewt Kritiker und stellt Menschen vor, die sich erfolgreich für ein menschenwürdiges Sterben eingesetzt haben.
Zugleich mit der Recherche zu ihrem Buch nimmt Thorbrietz den Tod ihres Mannes an. Die Publizistin recherchiert zum Thema Patientenverfügung sorgfältig die rechtliche Seite, stellt spektakuläre Fälle wie den der Koma-Patientin Terry Schiavo vor und zeigt Verständnis für die Arbeitssituation des Pflegepersonals. Sie kritisiert nicht nur das Fehlen statistischer Daten zu Krebserkrankungen in Deutschland, sondern auch mangelnde Qualitätsstandards für Diagnose und Therapie. In der Zusammenarbeit zwischen Kliniken, Altenheimen, Hospizen und ambulanten Pflegediensten bei der Versorgung Schwerkranker sieht die Autorin erhebliche Mängel.
"Leben bis zum Schluss" ist ein bewegendes, sehr persönliches Buch, eine ernüchternde Schilderung der Situation Sterbender in deutschen Kliniken.