Der Nazi-Gegner in Heidelberg
Geboren wurde Hermann am 5.8.1877, als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Gengenbach. Er wuchs in Gernsbach auf und hatte dank der überkonfessionellen Schule schon in dieser Zeit einen jüdischen Freund.
Mehrfach wird die Anekdote erzählt, dass er als
Neunjähriger mit seinem Vater die ungeteilte Heiliggeistkirche in Heidelberg erlebte, der Stadt in der er…mehrDer Nazi-Gegner in Heidelberg
Geboren wurde Hermann am 5.8.1877, als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Gengenbach. Er wuchs in Gernsbach auf und hatte dank der überkonfessionellen Schule schon in dieser Zeit einen jüdischen Freund.
Mehrfach wird die Anekdote erzählt, dass er als Neunjähriger mit seinem Vater die ungeteilte Heiliggeistkirche in Heidelberg erlebte, der Stadt in der er studierte, bis sein Onkel, bei dem er wohnte, nach Mannheim zog und er mitging. Vorher war er in Straßburg, wo er Albert Schweizer kennenlernte, der in später immer wieder in Heidelberg besuchte.
Maas war zunächst Vikar in Rheinbischofsheim, Weingarten, Pforzheim und Lörrach bevor er Dorfpfarrer in Laufen wurde. Der spätere Kriegsgegner ließ sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs von der nationalen Kriegsbegeisterung anstecken, bis er 1915 auf die Pfarrstelle in Heidelberg wechselte.
Maas theologische Ansichten werden seitenlang diskutiert. Ellenlang wird aus seinen Aufsätzen in den Süddeutschen Blättern diskutiert, deren Leiter er von 1913 bis 22 war. Maas gehörte zu den liberalen Theologen. Schon früh war er Teilnehmer am Weltkongress, wobei sich seine ersten Teilnahmen aber nicht belegen lassen. Maas riet zwar zur Wahl von Hindenburg als Reichspräsident, weil ihm sein Konkurrent Marx zu katholisch war, aber ihn als Doktor der Theologie auszuzeichnen, hielt er für übertrieben. Maas arbeitete im Weltbund für die Ökumene und setzte sich mit den immer stärker werdenden Vorläufer der Deutschen Christen auseinander.
Nach diesem ersten inhaltlichem Einschub beschäftigt sich die Biografie mit seiner Arbeit als Heidelberger Pfarrer. Er war zuständig für den östlichen Teil der Heiliggeistpfarrei, wo seinerzeit, wie es dreimal im Buch heißt, so arme Leute lebte, dass sie sich nicht einmal Kleidung für den Sonntagsgottesdienst leisten konnten. 1921 wollte die Bonner Pfarrei ihn abwerben, aber die Unterstützung der Heidelberger war so groß, dass er am Neckar blieb.
Er arbeitete viel: „Menschen, die mich brauchen, stören nie.“ Ersten Ärger bekam der Pfarrer, als er auf Wunsch der evangelischen Schwester den aus der Kirche ausgetretenen Reichspräsidenten Ebert mit beerdigte. Glück im Unglück hatte Heidelberg am 1. Weihnachtstag 1928. Im Heizungsraum der Heiliggeistkirche brach ein Feuer und konnte gerade noch gelöscht werden, bevor schlimmeres passierte.
Neu für mich war die Gründung der Finanzabteilung am 18.5.1938, die faktisch dafür sorgte, dass die badische Landeskirche in die Hände der Nazis fiel. Sie schloss die Heiliggeistkirche, angeblich wegen Renovierungen. Dies war umso bedauerlicher, weil seit dem 24.6.1936 die Scheidemauer in der Heiliggeistkirche nicht mehr stand. Die Gemeinde musste in die Peterskirche ausweichen (198), bis diese nach Kriegsende durch Brand beschädigt war und man in die Providenzkirche umziehen musste. Herunterfallende Steine ließen schon 1928 Wiedervereinigungsdebatten aufflammen, doch scheiterten diese an den romtreuen Katholiken 1930. 1933 waren die Katholiken wegen den hohen Renovierungskosten dann zum Verkauf bereit. Die Altkatholiken feierten im Chorraum am 26.2.1936 ihren letzten Gottesdienst und wurden mit der Englischen Kirche entschädigt. (im Buch steht Annakirche)
Mitunter zitiert Geiger Angehörige und Zeitzeugen sehr unkritisch. Ein Beispiel ist auch die RNZ, die behauptet, es hätte in dieser Kirche 20 mal die Konfession gewechselt. Ich zähle nur 14, am häufigsten zwischen Lutheranern und Calvinisten.
Ausgerechnet während der Machtübernahme der Nazis brach Maas zu seiner ersten Palästinareise auf. Eine Absage war nicht mehr möglich. Maas zeigte damit, wofür er sich einsetzte. Bei den Nazis galt schon als Jude, wenn nur ein Viertel seiner Vorfahren jüdisch waren. Der Pfarrer setzte sich deswegen vor allem für verfolgte nichtarische Christen ein. Aber er half auch jüdischen Mitbürgern im Leben und bei der Ausreise. Bei Verhören mit der Gestapo stritt er alles ab, verhaftet wurde er erst 1943, als die Gestapo bei einer Jüdin seine Briefe fand, die die Empfängerin eigentlich sofort hätte verbrennen müssen. Maas bekam dank dem Oberkirchenrat 1942 nur eine Warnung, die Finanzabteilung hätte ihn schon damals entlassen. Ein Jahr später wurde er dann in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Entgegen Berichten in der RNZ kam Maas nie ins KZ, musste aber an der Westfront 1944 Verteidigungsgräben ausheben. Nach dem Krieg predigte Maas laut RNZ bereits am 6.5.1945 auf der Kanzel der Heiliggeistkirche! Er war der erste Deutsche in Israel und trat am 31.12.1964 zum zweiten Mal nach 1943 in den Ruhestand als ältester und dienstältester Pfarrer. Am 27.9. 1970 starb Maas im Alter von 93 Jahren.
Trotz der vielen Informationen enthält das Buch „Hermann Maas – Eine Liebe zum Judentum“ von Markus Geiger viele Druckfehler und viele Wiederholungen, so dass ich nur 3 Sterne geben kann. Ich habe die Ausgabe bei Bücher.de nicht gefunden, so dass ich meine Rezension hier schreibe.