Mehr als ein Jahrhundert lang war das Hotel aus dem gesellschaftlichen Leben nicht wegzudenken. Oft stand es an den schönsten Orten, verhieß Luxus und Unbeschwertheit. Es bot eine Kulisse für den großen Auftritt - und für Ereignisse der Weltgeschichte. Für Reisende spielte es eine Hauptrolle. Auf Kunst, Literatur und Film hat das Leben im Hotel immer wieder inspirierend gewirkt. Als Gegenentwurf zur Alltäglichkeit des ständigen Wohnsitzes fasziniert es bis heute.In jüngster Zeit aber ist es in Bedrängnis geraten. Nicht nur die Wellen der Covid-19-Pandemie mit ihren Lockdowns haben der Hotellerie zugesetzt, sondern auch der wachsende Erfolg von Buchungsportalen für die Vermietung von Privatunterkünften.Doch das Hotel ist weit mehr als nur ein Haus zum Übernachten. Erst seine Gäste machen es zu dem, was es ist: Drehscheibe der Gesellschaft, Sehnsuchts- und Zufluchtsort. Im Schutz seiner Halböffentlichkeit gedeihen weiterhin politische und private Dramen. Allein deshalb bleibt es, wie Marion Löhndorf überzeugend und unterhaltsam argumentiert, ganz einfach unverzichtbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Hendrik Buchholz fühlt sich von Marion Löhndorfs Essay über das Hotelleben bestens unterhalten: Die Journalistin schaut sich zum Einen ausdauernde Hotelgäste wie Coco Chanel an und zum anderen Hotels an sich. So findet sowohl das "Sesam-öffne-dich" der Chipkarte Eingang in den Text als auch die "auratischen Milieuhotels" wie das "Chateau Marmont" oder das "Chelsea Hotel", in denen von Benjamin von Stuckrad-Barre bis Bob Dylan allerhand Berühmtheiten absteigen, lernt Buchholz. Auch Hotel-Tote wie Uwe Barschel finden in diesem pointierten, mit vielen Popkulturreferenzen gespickten Texte einen Platz, lobt der Kritiker zum Schluss.
© Perlentaucher Medien GmbH
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