Stendhal prophezeite seinen Romanen, sie würden erst im 20. Jahrhundert gelesen und verstanden werden. Er behielt recht - seither faszinieren sie Laien und Wissenschaftler in ihrer Widersprüchlichkeit und Modernität. Stendhal gilt gemeinhin als der große Schilderer der Restauration, als Realist. Franziska Meier stellt dagegen seine Literaturbesessenheit heraus, darin erkennt sie seine Modernität. Wie nach ihm Flaubert, so flüchtet sich Stendhal voll Haß auf die banale Wirklichkeit seiner Zeit in die Literatur: Er lebt, erzählt und schreibt im Zitat. Diese Literaturbezogenheit seiner Romane, ihre Intertextualität, deutet sich etwa in den vielen Mottos an, die den Text auf einen literarischen Kosmos hin öffnen, der bis in die Antike reicht. Aber auch der Text selbst ist voll von verdeckten und offenen Zitaten. Stendhals Schreiben im 'Raum der Bibliothek' behauptet sich nicht nur neben, sondern auch gegen den Realismus seiner Romane.
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