Schon vor einem Vierteljahrhundert vermutete A. Mitscherlich: "Wie weit diese ganz eigentümliche (städtische) Lebensluft bestimmend in die Biographie der Bür ger hineinwirkt, wissen wir keineswegs. Wahrscheinlich wirkt sie sehr tief' (1965, S. 33). Auch bis heute ist die Bearbeitung dieser Frage durch die Maschen einer die räumliche Dimension vernachlässigenden Lebenslaufforschung auf der einen und einer die lebenszeitlichen Entwicklungen mißachtenden Stadt- und Regionalso ziologie hindurchgeschlüpft. Die im Zentrum lebensgeschichtlicher Rekonstruk tionen stehenden familialen und beruflichen Ereignisse und Entwicklungen haben lokale Verortungen übersehen lassen, denen im Alltag eine große Bedeutung zu gemessen wird. Deutlich wird das u. a. an der Tatsache, daß in den alltäglichen Le benslaufdarstellungen Ortsangaben der Geburt, einzelner Lebensphasen und schließlich des Todes selbstverständlich sind. Es scheint offensichtlich, daß mit der Nennung der Orte bzw. der regionalen Herkunft oder sogar des Ortswechsels etwas Spezifisches über die jeweilige Person ausgesagt werden soll. Es mag z. B. sein, daß man durch die Erwähnung einer Großstadt als Herkunfts-oder Wohnort auf die Weltoffenheit der Person hinweisen will, wie man zum anderen durch Erwähnung dörflicher Wohnstätten eine zurückgezogene, evtl. bescheidene Le bensweise charakterisieren möchte oder mit häufigem Ortswechsel möglicher weise eine kosmopolitische, vielleicht auch eine etwas unstete Lebensform verbin det, während die Nennung lebenslanger Bindung an eine Region auf ein mit Seß haftigkeit verbundenes Beharrungsvermögen hindeuten soll. In den sog. Stadtromanen wird in verblüffender Eindringlichkeit die verschie dene Lebensschicksale und persönliche Ereignisketten vermittelnde Rolle städti scher Realität beschrieben. So zieht V.
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