Karsten Krampitz, Uwe von Seltmann (Hg.), Leben mit und ohne Gott, Herbig 2010, 262 Seiten, ISBN 978-3-7766-2645-2
Die Rede von Gott ist schon lange nicht mehr selbst – verständlich. Nicht nur weil wir mittlerweile in einer gesellschaftlichen Situation leben, in der viele verschiedene
Religionen mit der einst dominierenden christlichen konkurrieren. Auch weil weite Teile der Bevölkerung…mehrKarsten Krampitz, Uwe von Seltmann (Hg.), Leben mit und ohne Gott, Herbig 2010, 262 Seiten, ISBN 978-3-7766-2645-2
Die Rede von Gott ist schon lange nicht mehr selbst – verständlich. Nicht nur weil wir mittlerweile in einer gesellschaftlichen Situation leben, in der viele verschiedene Religionen mit der einst dominierenden christlichen konkurrieren. Auch weil weite Teile der Bevölkerung sowohl theologisch wie auch philosophisch mit dem Gottesgedanken nichts mehr anfangen können, weil sie mehr und mehr zu religiösen Analphabeten werden auf der einen Seite. Demgegenüber steht ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung aus unterschiedlichen Herkunftsländern, der im Islam eine teilweise sehr radikale Form der Selbstvergewisserung und Identitätsbrücke gefunden hat auf. Das führt zu theologischen und religiösen Sprachlosigkeiten und Verständnislosigkeiten, die für den innergesellschaftlichen Frieden und Konsens sehr gefährlich werden können und es teilweise schon sind.
Die beiden Journalisten Karsten Krampitz und Uwe von Seltmann wollen mit ihrem hier vorliegenden Buch einen Beitrag „zur inneren Sicherheit“ leisten. Und das verstehen die beiden durchaus in einem doppelten Sinn. Denn neben den schon erwähnten gesellschaftlichen Brüchen und Rissen (darauf hinzuweisen war neben vielen Schwächen eine der großen Verdienste von Thilo Sarrazins eben erschienenem Buch) sind viele Individuen durch den Verlust ihrer Gottesbeziehung im Inneren unsicher geworden. Wenn es kein „Bewusstsein, von dem was fehlt“ (Habermas) mehr gibt, dann fehlt unserer Gesellschaft etwas ganz Wichtiges.
Unter dem Motto eines Diktums des verstorbenen Kabarettisten Matthias Beltz: „Die einen sagen, dass Gott existiert, die anderen, dass Gott nicht existiert. Die Wahrheit wird, wie so oft, in der Mitte liegen“, haben die beiden etwa drei Dutzend mehr oder minder bekannte Zeitgenossen aus den unterschiedlichsten Berufen und Bereichen gebeten, zu diesem Thema einen Beitrag zu leisten.
Herausgekommen ist ein lesenswertes Buch, in dem viele Beiträge zu finden sind, die geeignet sind, so etwas wie Brücken zu schlagen zwischen Gottgläubigen, Gottzweiflern, Gottsuchenden und Gottfremden.