Die synthetische Biologie führt auf systematische Weise fort, was in der Gentechnik begonnen wurde: Die zielgerichtete Änderung und Optimierung zellulärer Funktionen auf molekularer Ebene. Waren diese Eingriffe in der klassischen Gentechnik jedoch beschränkt auf die Implementierung einzelner Gene und kurzer Gensequenzen in Wirtsorganismen, so werden in der synthetischen Biologie ganze Genome einzelliger Organismen und deren Stoffwechsel- und Signalübertragungsprozesse zum Objekt des technischen Eingreifens. Mit diesen neuen technischen Möglichkeiten verbindet sich ein breites Spektrum denkbarer Anwendungsfelder. Es reicht von Bakterien, die Wasserstoff produzieren, über Mikroorganismen zum Abbau von Schadstoffen in der Umwelt bis hin zu Viren, die maligne Zellen im menschlichen Körper aufspüren und deren Wachstum stoppen. Angesichts der Eingriffstiefe, mit der die Synthetische Biologie einfache Formen des Lebens zu ändern bestrebt ist, stellen sich jedoch auch grundlegende philosophische und ethische Fragen. Kann man im Hinblick auf die Synthetische Biologie von der 'Erschaffung von Leben' sprechen? Sind künstlich hergestellte Lebewesen 'living machines'? Was heißt es für unser immer auch normativ und lebensweltlich geprägtes Verständnis vom Leben, wenn wir Leben so grundlegend manipulieren können? Diesen Fragen, die bisher erst in Anfängen aufgeworfen worden sind, wird in dem vorgestellten Band nachgegangen. Mit Beiträgen von Sonja Billerbeck, Andreas Brenner, Peter Dabrock, Armin Grunwald, Hans Werner Ingensiep, Gregory E. Kaebnick, Nikolaus Knoepffler, Kristian Köchy, Sven Panke, Michael Reth, Markus Schmidt
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Manuela Lenzen hat sich interessiert in den Sammelband über Synthetische Biologie und die Folgen vertieft und sieht hier in gut lesbarer Form schon mal die Grundbegriffe und den Stand der Forschung vermittelt. Verständlich werde auch aufbereitet, inwieweit die Synthetische Biologie Einfluss auf das zukünftige Leben nehmen könnte, auch Fragen der "Biosecurity und Biosafety" werden erörtert. Wenn sie allerdings die Versuche, die Neuschöpfungen von Leben philosophisch zu betrachten liest, muss sich die Rezensentin etwas über die Naivität der Beiträge wundern. Immerhin meint sie, dass die Beschwichtigung, "Gott spielen" käme im theologischen Sündenkatalog nicht vor, durchaus Pepp hat. Auch findet sie die Anmerkung von Peter Dabrock, die großen technischen Hürden der Synthetischen Biologie würden wahrscheinlich die Hochachtung vor der "Schöpfung" nur intensivieren, offensichtlich recht erfrischend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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