Im Übergang zur postindustriellen Gesellschaft und im Rahmen der Demokratisierungsbewegungen entstanden in den westlichen Ländern seit den 1970er Jahren Ansätze und Programme zur Verbesserung der Lage von Kindern und Familien. Ausgehend von der Kritik an der Einseitigkeit medizinischer und interventionistischer Ansätze entstand eine Vielfalt an Praktiken im sogenannten Frühbereich. Theoriegeschichtlich waren in dieser Aufbau- und Pionierphase die handlungsorientierte Entwicklungspsychologie von Jean Piaget sowie humanistische und systemtheoretische Theorien der Kommunikation von grosser Bedeutung. In diesem Umfeld entstand die Schrift von Karlheinz Jetter über Leben und Arbeiten mit behinderten und gefährdeten Säuglingen und Kleinkindern. In beeindruckender Art und Weise zeigt das Buch Denk- und Handlungswege einer Frühpädagogik auf, die sich radikal dem einfühlsamen Handeln in schwierigen Situationen und dem Verstehen kindlicher Artikulationsformen verschreibt.Das Buch schliesstthematisch wie erkenntnistheoretisch eine Lücke im aktuellen Diskurs um Frühe Bildung, Betreuung und Erziehung: Es stellt das gemeinsame Handeln der beteiligten Akteure in den Vordergrund und lebt eine Sprache vor, die sich mit alltäglichen Erfahrungen ebenso in Verbindung bringen lässt wie mit einem avancierten Interesse an Theorie und empirischer Forschung.