Diogenes Laertios, der vermutlich im 3. Jahrhundert lebte, hat mit seinen Lebensbeschreibungen antiker Philosophen ein wichtiges philosophiehistorisches Dokument überliefert. Er stellt - von den Vorsokratikern bis in seine Zeit - 82 Autoren vor, von denen großenteils keine eigenen Texte erhalten sind. Diogenes gliedert seine Viten in Nachrichten über Herkunft, Lebenslauf, Charakter, Werke, Briefe, Testament und Todesumstände und würzt seine Darstellung mit zahlreichen Anekdoten.Professor Jürß hat die 10 Bücher seit 75 Jahren erstmals wieder ins Deutsche übersetzt und ausführlich kommentiert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.1999Hinweis
BEGRIFFE IN GESCHICHTEN. Die Frau des Sokrates hieß Xanthippe und war gar keine. Wer dieses gut sokratische, nämlich scheinbare Paradox in einem Radioquiz vortragen würde, könnte sich nicht auf die Autorität des Diogenes Laertios berufen, des wichtigsten Informanten über das Privatleben der griechischen Philosophen. Mit der Autorität dieses Autors, über dessen eigene Biographie nichts bekannt ist, steht es allerdings nicht zum besten. Als "Skribent geringsten Kalibers" wurde er von Theodor Gomperz geschmäht, den Fritz Jürß in seiner neuen, sehr gut lesbaren, für die Verhältnisse der Universal-Bibliothek recht ausführlich kommentierten Reclam-Übersetzung zitiert. Die Wahrheit ist in der Version des passionierten Plauderers nicht glasklar und kristallhart, vielmehr könnte man sie mit einer Nachspeise der Art vergleichen, in deren Namen heute Quizsendungen dargeboten werden: sie glibbert und bibbert in zehn appetitlichen Farben. Die Geschichten von den Denkern in den Denkpausen sind eine Götterspeise, von der die Menschen nicht genug bekommen können. (Diogenes Laertios: "Leben und Lehre der Philosophen". Aus dem Griechischen und herausgegeben von Fritz Jürß. Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998. 580 S., kt., 22,- DM.)
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BEGRIFFE IN GESCHICHTEN. Die Frau des Sokrates hieß Xanthippe und war gar keine. Wer dieses gut sokratische, nämlich scheinbare Paradox in einem Radioquiz vortragen würde, könnte sich nicht auf die Autorität des Diogenes Laertios berufen, des wichtigsten Informanten über das Privatleben der griechischen Philosophen. Mit der Autorität dieses Autors, über dessen eigene Biographie nichts bekannt ist, steht es allerdings nicht zum besten. Als "Skribent geringsten Kalibers" wurde er von Theodor Gomperz geschmäht, den Fritz Jürß in seiner neuen, sehr gut lesbaren, für die Verhältnisse der Universal-Bibliothek recht ausführlich kommentierten Reclam-Übersetzung zitiert. Die Wahrheit ist in der Version des passionierten Plauderers nicht glasklar und kristallhart, vielmehr könnte man sie mit einer Nachspeise der Art vergleichen, in deren Namen heute Quizsendungen dargeboten werden: sie glibbert und bibbert in zehn appetitlichen Farben. Die Geschichten von den Denkern in den Denkpausen sind eine Götterspeise, von der die Menschen nicht genug bekommen können. (Diogenes Laertios: "Leben und Lehre der Philosophen". Aus dem Griechischen und herausgegeben von Fritz Jürß. Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998. 580 S., kt., 22,- DM.)
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