Charles Papiernik (1919), als Jude polnischer Herkunft von den Nazis verfolgt und seit 1942 in Auschwitz und Sachsenhausen, berichtet über das Leben, Leiden und Sterben der Häftlinge, die "Organisation" im Lager, die täglichen Foltern, den Hunger, die Krankheiten und die Erniedrigungen. Längere Zeit einer "Bauschule" zugeteilt, in der man Facharbeiter für die zu errichtenden Lagerbauten ausbildet, ist er später in der Rüstungsproduktion tätig. Seine Erinnerungen sind das erste Dokument eines nach Argentinien emigrierten Holocaust-Überlebenden, das nun einem deutschen Lesepublikum zugänglich ist. Eindringlich beschreibt Papiernik den Widerstand gegen die Mörder, die Solidarität, den Mut und die Zähigkeit der Gefangenen, den Kampf um den Erhalt der Moral, die Aktivitäten zugunsten der Kranken und Schwachen, die Sehnsucht nach Freiheit und den Willen zur Rettung des Lebens.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Charles Papierniks Erinnerungen an seinen Aufenthalt in den Konzentrationslagern Auschwitz und Sachsenhausen sind 1947 erstmals erschienen, berichtet Robert Schopflocher, und zwar in Frankreich, wohin der 1919 in Polen gebürtige Papiernik nach seiner Freilassung emigrierte. Ein deutscher Verlag fand sich damals nicht, bedauert der Rezensent, erst jetzt sei scheinbar die Zeit reif, sich Papierniks schlimmen Erfahrungen und ungebrochenen Erinnerungen zu stellen. "Ungeschützt" und in der ersten Person berichte der polnische Verfasser, über dessen weiteren Lebensweg der Leser der Rezension leider nichts erfährt, von Folter, Hunger, Verrat und Solidarität unter den Mitgefangenen. Das "Lager als Hölle" nennt es Papiernik, was Schopflocher für eine ebenso treffende wie irreführende Formulierung hält: weil die Vernichtungslager einerseits die Hölle waren, andererseits aber keine Unschuldigen in die Hölle gehörten. Trotz der beschriebenen Grausamkeiten gwahrt der Rezensent bei Papiernik einen gedämpften Optimismus sowie einen "Glauben an die Menschheit". Um so gespenstischer findet er den Bildzyklus Shlomo Seligers, der Papierniks Text illustriert: Der gebrochene Stil und ganz eigene Rhythmus sage weit mehr über das Grauen als jede Fotografie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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