Ringen um Achtung und Gleichberechtigung
„Leben“ von Hilde Möller ist ein berührender autobiographischer Roman, die Geschichte eines ausgefüllten, abwechslungsreichen Frauenschicksals der heutigen Zeit, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Klappentext:
Zwei Ehen, drei Männer, vier Länder, viele
Kinder. Glück und Selbstzweifel, Aufbrüche, Zusammenbrüche, Schicksalsschläge, leben!
Als Georg bei…mehrRingen um Achtung und Gleichberechtigung
„Leben“ von Hilde Möller ist ein berührender autobiographischer Roman, die Geschichte eines ausgefüllten, abwechslungsreichen Frauenschicksals der heutigen Zeit, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Klappentext:
Zwei Ehen, drei Männer, vier Länder, viele Kinder. Glück und Selbstzweifel, Aufbrüche, Zusammenbrüche, Schicksalsschläge, leben!
Als Georg bei einem Spaziergang neben ihr tot zusammenbricht, scheint Hannahs Leben seinen Sinn zu verlieren.
Doch sie greift zur Feder, schreibt …
Auf dem Cover meiner Ausgabe aus dem Jahr 2009 sitzt eine Frau alleine und blickt hinaus aufs Meer. Das Foto symbolisiert sehr gut die Situation der Protagonistin, die sich im Laufe ihres Lebens trotz großer Familie sehr oft alleingelassen fühlte, nicht erst als ihr Mann verstarb. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern besticht u.a. dadurch, dass die Autorin sehr gelungen Stimmungen einfängt: Das Fremdartige und gleichermaßen Faszinierende anderer Kulturen ebenso wie die Atmosphäre von Städten, romantische Momente der Zweisamkeit und die Herausforderungen des Alltags mit einer zahlreichen Kinderschar, Krisenzeiten und traumhafte Reisen. Immer wird man durch die Lebendigkeit des Erzählstils in die Welt der Protagonistin hineingezogen.
Erzählt wird abwechselnd in zwei Zeitebenen. Beginnend mit dem plötzlichen Tod ihres Mannes im Jahr 2001, in Ich-Form, durch Kursivschrift sich von der rückblickenden chronologischen Erzählung abhebend. Den Hauptteil nimmt die Erzählung ein über Hannah und Georg, über die 43 Jahre ihres abwechslungsreichen gemeinsamen Lebens, beginnend mit dem Jahr 1957.
Im Mittelpunkt steht Hannah. Und es geht nicht nur um Hannahs persönliches Schicksal, sondern im Prinzip verkörpert sie die Position der Frauen in den 50er bis 70er Jahren, wo die Männer das Sagen hatten, sich primär dem Beruf, ihrer Karriere widmen konnten, die Frauen auf das Hausfrauendasein und Kindererziehen reduziert wurden, einfach aus einer Selbstverständlichkeit aus Sicht der Männer heraus. Und Hannah will mehr sein als „nur Hausfrau“, als „nur Mutter“, als „Georgs Frau“. Sie träumt davon als Individuum, als sie selbst wahrgenommen zu werden, sie will echte Partnerschaft.
Ich empfand während des Lesens unheimliche Bewunderung für diese Frau, die die ständig wachsende Kinderschar mehr oder weniger alleine aufziehen musste, weil der Mann beruflich stark eingespannt und vielfach sogar auf Reisen war. Sie trug für den funktionierenden Haushalt und die Kinder die Verantwortung. Doch sie selbst, ihre eigene Persönlichkeit blieb dabei auf der Strecke, es ist ein langer, schwieriger Weg mit vielen Tiefen und Krisen, bis sie nicht nur Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung erlangte, sondern sogar Erfolge und Anerkennung.
Mich hat dieser Roman sehr berührt. Einerseits die Trauer um den geliebten Mann. Andererseits die Kraft, die in dieser Frau immer steckte, auch wenn sie sie nicht wahrnahm und eher unter Minderwertigkeitskomplexen litt. Mich beeindruckte die Abenteuerlust, der Mut, sich immer in Unbekanntes, Neues zu stürzen. In keiner Phase war diese Lebensgeschichte langatmig, im Gegenteil, sie hat mich gefesselt wie so mancher Krimi, diese ehrliche Schilderung von Krisen, Schicksalsschlägen, all diese facettenreichen Emotionen. Letztlich macht so eine Story auch einem selber Mut, was ein Mensch alles bewältigen und zum Guten wenden kann.
Für mich war „Leben“ mein Lesehighlight in diesem Jahr! Eine unbedingte Leseempfehlung meinerseits und natürlich 5 Sterne!