Die Pflanzenfotografie der Neuen Sachlichkeit nimmt durch zahlreiche Ausstellungen und Buchveröffentlichungen seit den siebziger Jahren einen festen Platz in der Fotogeschichte ein. Der Fotografie von Kristallen hingegen wurde bislang nur wenig Beachtung geschenkt, obwohl renommierte Fotografen der Neuen Sachlichkeit wie Albert Renger-Patzsch, Aenne Biermann, Paul Wolff, Fred Koch oder Paul Dobe nach der Welt der Pflanzen auch die Welt der Minerale und Kristalle entdeckten - und deren so noch nie betrachtete Schönheit enthüllten. Für diese Fotografen stellte die Kristallefotografie ein von der organischen Form der Pflanze ausgehendes Vordringen in das Reich der Anorganika dar. Dabei erstellte kein neusachlicher Fotograf eine solch umfangreiche "fotografische Kristallographie" wie Alfred Ehrhardt, der mit seinen Aufnahmen die Einheit von Geist und Materie postulierte und die Kristallefotografie der Zeit zu ihrem End- und Höhepunkt fortentwickelte. Die Publikation eröffnet erstmals
umfassende Einblicke in die vom lebensphilosophischen Zeitgeist geprägte Kristallefotografie der Neuen Sachlichkeit zwischen Ästhetik, Weltanschauung und Wissenschaft.
Die vorgestellten Fotografen:Aenne Biermann, Paul Dobe, Alfred Ehrhardt, Heinrich Falck, Lotte Jacobi, Fred Koch, August Kreyenkamp, Albert Renger-Patzsch, Carl Strüwe, Paul Wolff.
umfassende Einblicke in die vom lebensphilosophischen Zeitgeist geprägte Kristallefotografie der Neuen Sachlichkeit zwischen Ästhetik, Weltanschauung und Wissenschaft.
Die vorgestellten Fotografen:Aenne Biermann, Paul Dobe, Alfred Ehrhardt, Heinrich Falck, Lotte Jacobi, Fred Koch, August Kreyenkamp, Albert Renger-Patzsch, Carl Strüwe, Paul Wolff.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2005Der kalte Widerschein der Wirklichkeit
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
str.
"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
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"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
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