Im Oktober 2009, drei Wochen, nachdem bekannt wurde, daß sie den Nobelpreis für Literatur erhalten würde, stellte sich Herta Müller in Leipzig den Fragen des Schriftstellers Michael Lentz. Im Gespräch entwickelt sie zentrale ästhetische und existentielle Aspekte ihrer Arbeit. Sie macht deutlich, daß Leben und Schreiben angesichts ihrer Erfahrungen mit dem rumänischen Geheimdienst nicht mehr unabhängig voneinander zu denken waren und sind. Die Genauigkeit ihrer Poesie war und ist für sie Selbstschutz. Vor diesem Hintergrund entwickelte sie ihre detailreiche Erinnerungskunst, ihre Generationen übergreifenden Herkunfts- und Heimaterforschungen, mit denen sie dem gesellschaftlichen Status quo auf den Grund geht.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Friedmar Apel begrüßt Herta Müllers Band "Lebensangst und Worthunger". Im Gespräch mit Michael Lentz berichtet Müller für ihn beeindruckend, wie sie erst durch die Repressionen des rumänischen Geheimdienstes und die Teilnahmslosigkeit der Kollegen zur Schriftstellerin wurde. Gerade im Blick auf die Poetik der Schriftstellerin scheint Apel der Band aufschlussreich. Besonders hebt er in diesen Zusammenhang Müllers Beschreibung der Hintergründe der Entstehung ihres Roman "Atemschaukel" hervor. Auch einige Missverständnisse diesbezüglich werden seines Erachtens im Gespräch ausgeräumt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Besser kann man die Sache der Literatur nicht auf den Punkt bringen, und so ist es nicht nur ein großes Glück, dass Herta Müller und ihr Kollege Michael Lentz schließlich doch noch in ein wunderbar intensives und erhellendes Gespräch hineingefunden haben. Denn dieses schmale Bändchen ist ein Glanzstück der Poetologie.« Christopher Schmidt Süddeutsche Zeitung 20110113