Kunsthistorikerin Vera Kerick merkt man in ihrem zweiten Roman die Liebe zur Malerei auf jeder Seite an. Protagonistin Lilly hat von ihrem Vater eine besondere Beziehung zur Kunst geerbt. Und sie interessiert sich nicht nur von Kindesbeinen an dafür, sondern sie hat eine besondere Gabe: Sie
assoziiert innerhalb von Sekunden ihr bekannte Kunstwerke mit Menschen aus ihrem Umfeld.
Dies ist eine…mehrKunsthistorikerin Vera Kerick merkt man in ihrem zweiten Roman die Liebe zur Malerei auf jeder Seite an. Protagonistin Lilly hat von ihrem Vater eine besondere Beziehung zur Kunst geerbt. Und sie interessiert sich nicht nur von Kindesbeinen an dafür, sondern sie hat eine besondere Gabe: Sie assoziiert innerhalb von Sekunden ihr bekannte Kunstwerke mit Menschen aus ihrem Umfeld.
Dies ist eine sehr originelle Idee, die die Geschichte ein gutes Stück weit trägt. Allerdings dürfte Lesern, die nicht beruflich mit Kunst zu tun haben oder die zumindest oft ins Museum gehen, die Beschreibung der Bilder kaum ausreichen, um sie sich gut vorstellen zu können. Hier wären Abbildungen eine hervorragende Ergänzung zum Text, aber das ist vermutlich an den Lizenzgebühren und/oder den Kosten für einen hochwertigen Farbdruck gescheitert. Nun, so muss man sich eben mit Online-Recherche behelfen.
Neben dem starken Kunstbezug lebt der Roman davon, dass er Beziehungen hinterfragt. Es geht um Lillys Beziehung zu ihrem Vater, zu ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrem (Ex-)Freund. Ein großes Thema ist dabei, wie ehrlich wir zu denen sein sollen, die wir lieben. Muss man einander alles sagen, auch wenn es verletzt?
Die Story ist abwechslungsreich erzählt und führt nach Paris, Chicago, Amsterdam und Hamburg. Die Autorin variiert die Erzählperspektive, die auktoriale Hauptperspektive ist durch Tagebucheinträge der Protagonistin unterbrochen. Wer schöne Metaphern mag, wird an einigen Stellen fündig werden.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich: Zum einen gibt es einige Fehler im Schriftsatz; "Schusterjungen" und "Hurenkinder" (alleinstehende Zeilen bzw. Wörter) sind dem Lesefluss einfach nicht förderlich. Zum anderen war mir das Ende einen Tick zu weichgespült.
Dennoch: eine schöne Erzählung, die in die Tiefe geht, Leseempfehlung!