Notwendige Wahrheiten für ein neues Verständnis protestantischer Liturgie
- Ein provozierend neuer Entwurf
- Mit ausgearbeiteten Gottesdienstmodellen
Mit seinem Buch "Notwendige Abschiede" hat er in Kirche und Theologie eine Diskussion in Gang gebracht, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat.
Klaus-Peter Jörns spricht aus, was viele denken: Es gibt Traditionen des Christentums, die nicht mehr glaub-würdig sind, von denen man sich deshalb verabschieden muss.
In diesem Buch macht Jörns sein Anliegen konkret im Blick auf den Gottesdienst und das Abendmahl. Erstmals befragt er die Liturgien der Kirchen von den Vorgaben her, die Jesu Leben und seine Verkündigung für einen christlichen Gottesdienst bedeuten. Seine Analyse kommt zu dem Schluss, dass es im Abendmahl nicht länger um eine Art Opfermahlfeier und die Erinnerung des als Sühnopfer gedeuteten Todes Jesu gehen kann. Christlicher Gottesdienst feiert vielmehr die vielfältigen Lebensgaben Gottes, die wir mit Jesu Leben undden Schöpfungsgaben haben.
Das Buch stellt eine neue Liturgie in unterschiedlichen Variationen vor und bietet erstmals ein kleines Lektionar mit außerbiblischen Lesungen für den Gottesdienst. Ein ausführlicher Begleittext bedenkt Übergänge zu bisherigen Liturgien. Außerdem enthält das Buch eine Liturgie, mit der Menschen ihre Haustiere bestatten können.
Ein zugleich provozierender und befreiender Entwurf für ein neues Verständnis christlicher Liturgie.
- Ein provozierend neuer Entwurf
- Mit ausgearbeiteten Gottesdienstmodellen
Mit seinem Buch "Notwendige Abschiede" hat er in Kirche und Theologie eine Diskussion in Gang gebracht, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat.
Klaus-Peter Jörns spricht aus, was viele denken: Es gibt Traditionen des Christentums, die nicht mehr glaub-würdig sind, von denen man sich deshalb verabschieden muss.
In diesem Buch macht Jörns sein Anliegen konkret im Blick auf den Gottesdienst und das Abendmahl. Erstmals befragt er die Liturgien der Kirchen von den Vorgaben her, die Jesu Leben und seine Verkündigung für einen christlichen Gottesdienst bedeuten. Seine Analyse kommt zu dem Schluss, dass es im Abendmahl nicht länger um eine Art Opfermahlfeier und die Erinnerung des als Sühnopfer gedeuteten Todes Jesu gehen kann. Christlicher Gottesdienst feiert vielmehr die vielfältigen Lebensgaben Gottes, die wir mit Jesu Leben undden Schöpfungsgaben haben.
Das Buch stellt eine neue Liturgie in unterschiedlichen Variationen vor und bietet erstmals ein kleines Lektionar mit außerbiblischen Lesungen für den Gottesdienst. Ein ausführlicher Begleittext bedenkt Übergänge zu bisherigen Liturgien. Außerdem enthält das Buch eine Liturgie, mit der Menschen ihre Haustiere bestatten können.
Ein zugleich provozierender und befreiender Entwurf für ein neues Verständnis christlicher Liturgie.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2007Der Tod ist der Sünde Sold
Ein protestantischer Theologe über das Abendmahl als überkommenes Blut- und Opferritual und eine alternative Liturgie
Das Abendmahl ist das älteste christliche Ritual. Nichts spaltet die Konfessionen mehr als die Interpretation dessen, was am Abend vor der Hinrichtung Jesu geschehen und dann ritualisiert worden ist. Doch die Kirchen sind an neuen wissenschaftlichen Deutungen des Mahls nicht interessiert. Die katholische Kirche nicht, denn sie hätte alles zu verlieren, und die evangelische Kirche in Deutschland ebenfalls nicht, wie sie jüngst auf ihrem „Zukunftskongress” in Wittenberg gezeigt hat: Die theologische Forschung spielte bei der Veranstaltung, die eigentlich das „Profil” der Kirche schärfen sollte, keine Rolle.
Und doch ist es ein protestantischer Theologe, der seine Kirche immer wieder mahnt, „erst einmal unsere eigenen Traditionen kritisch zu analysieren. Zu ihnen gehören neben den biblischen Texten vor allem die kirchlichen Liturgien.” Klaus-Peter Jörns, der dies fordert, war 18 Jahre lang bis 1999 Professor für Praktische Theologie und Leiter des Instituts für Religionssoziologie in Berlin. Jetzt hat er nach seinem programmatischen Werk „Notwendige Abschiede” ein neues Buch vorgelegt. Darin geht es um „Abschied vom Sühneopfermahl”, vor allem aber um „eine neue Liturgie”.
Die Gewaltstrategie
Der alttestamentarische Opferkult, bei dem das Blut als „Sitz der Seele” eine besondere Rolle spielt, ist, wie uns die Anthropologen lehren, die Fortsetzung altsteinzeitlicher Rituale. Menschen opferten der Gottheit, um guten Gewissens Tiere töten und selbst verzehren zu dürfen. Der Apostel Paulus hat den Mythos vom Ungehorsam Adams, der verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis gegessen hat und darum mit Eva das Paradies verlassen musste, als Ursünde interpretiert und damit die Sterblichkeit der Menschen erklärt: „Der Tod ist der Sünde Sold”. Diesen Mythos verknüpfte er mit dem historischen Ereignis des Todes Jesu, indem er ihn als Opfertod für die mit Adam in die Welt gekommene Ur-Sünde der Menschheit interpretierte. Und dabei ist es geblieben.
Für Jörns spricht vieles dafür, dass mit dem Opferkult die „tödliche Gewalt als strategisches Instrument im christlich-kulturellen Gedächtnis niemals wirklich tabuisiert, sondern im Grunde zumindest unterschwellig immer wieder sanktioniert worden ist.” Und dies, obwohl Jesus selbst „entschieden und kompromisslos auf Gewaltlosigkeit gesetzt” habe. Für den Theologen steht fest, „dass das Verständnis der Hinrichtung Jesu als (Sühn-)Opfer zur Erlösung der Welt das am meisten problematische Erbe ist, das wir aus der Zeit der sich bildenden christlichen Überlieferung haben.”
In der Tat können damit immer weniger Menschen etwas anfangen. Die Probleme können, so Jörns, „durch das Zitieren ehrwürdiger Formeln nicht gelöst” werden: „Keine der Kirchen kann sich für ihre ,Einsetzungsberichte‘ den Gläubigen gegenüber auf Jesus berufen, denn sie lassen sich mit seiner Verkündigung nicht verbinden.” Es helfe auch nichts, sich auf die Aussage zurückzuziehen, der Glaube sei nun einmal ein Geheimnis – auch nicht, wenn man statt „Geheimnis” das in der katholischen Kirche beliebte Wort „Mysterium” verwendet.
Jörns hat in seinem Buch die Ergebnisse seiner seit dreißig Jahren andauernden, mit angehenden Pfarrern und in verschiedenen Gemeinden erprobten Bemühungen um eine Neuinterpretation des alten Rituals vorgelegt. Der programmatische Titel: „Lebensgaben Gottes Feiern”. Jörns macht die Deutung Gottes durch Jesus als eines die Menschen liebenden Vaters zum Zentrum der Feier. Diese „evangelische Freiheit” haben die Katholiken nicht, auch wenn das 2. Vatikanum erklärt hat, dass es beim Vollzug der Messe nicht um eine Wiederholung des Opfers Christi gehe.
Obwohl die gemeinsame Abendmahlfeier tatsächlich bereits „tausendfach” praktiziert werde, weiß Jörns natürlich: „Solange die christliche Mahlfeier als Opfermahlfeier mit einem Blutritus verbunden, und solange an einem vorchristlichen Priester- und Reinheitsverständnis festgehalten wird, kann es in diesem Punkt keine Annäherung geben.” Klaus-Peter Jörns argumentiert theologisch, nutzt die Erkenntnisse der historisch-kritischen Forschung sowie ergänzend insoweit das Wissen der Naturwissenschaftler, als er schreibt: „Jenseits dessen, was Menschen mit ihren Sinnen wahrnehmen können, gibt es weder Offenbarung noch irgendwelche Sonderwahrnehmungen.”
Es gibt also in Deutschland auch bei Protestanten so etwas wie eine „Kirche von unten”, die auf Theologen wie Jörns setzt. Hier wird mit neuen Gottesdienstformen experimentiert, während die Kirchenfunktionäre mit betriebswirtschaftlichen Überlegungen voll ausgelastet zu sein scheinen. MARTIN URBAN
KLAUS-PETER JÖRNS: Lebensgaben Gottes feiern, Abschied vom Sühneopfermahl: eine neue Liturgie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2007. 238 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Ein protestantischer Theologe über das Abendmahl als überkommenes Blut- und Opferritual und eine alternative Liturgie
Das Abendmahl ist das älteste christliche Ritual. Nichts spaltet die Konfessionen mehr als die Interpretation dessen, was am Abend vor der Hinrichtung Jesu geschehen und dann ritualisiert worden ist. Doch die Kirchen sind an neuen wissenschaftlichen Deutungen des Mahls nicht interessiert. Die katholische Kirche nicht, denn sie hätte alles zu verlieren, und die evangelische Kirche in Deutschland ebenfalls nicht, wie sie jüngst auf ihrem „Zukunftskongress” in Wittenberg gezeigt hat: Die theologische Forschung spielte bei der Veranstaltung, die eigentlich das „Profil” der Kirche schärfen sollte, keine Rolle.
Und doch ist es ein protestantischer Theologe, der seine Kirche immer wieder mahnt, „erst einmal unsere eigenen Traditionen kritisch zu analysieren. Zu ihnen gehören neben den biblischen Texten vor allem die kirchlichen Liturgien.” Klaus-Peter Jörns, der dies fordert, war 18 Jahre lang bis 1999 Professor für Praktische Theologie und Leiter des Instituts für Religionssoziologie in Berlin. Jetzt hat er nach seinem programmatischen Werk „Notwendige Abschiede” ein neues Buch vorgelegt. Darin geht es um „Abschied vom Sühneopfermahl”, vor allem aber um „eine neue Liturgie”.
Die Gewaltstrategie
Der alttestamentarische Opferkult, bei dem das Blut als „Sitz der Seele” eine besondere Rolle spielt, ist, wie uns die Anthropologen lehren, die Fortsetzung altsteinzeitlicher Rituale. Menschen opferten der Gottheit, um guten Gewissens Tiere töten und selbst verzehren zu dürfen. Der Apostel Paulus hat den Mythos vom Ungehorsam Adams, der verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis gegessen hat und darum mit Eva das Paradies verlassen musste, als Ursünde interpretiert und damit die Sterblichkeit der Menschen erklärt: „Der Tod ist der Sünde Sold”. Diesen Mythos verknüpfte er mit dem historischen Ereignis des Todes Jesu, indem er ihn als Opfertod für die mit Adam in die Welt gekommene Ur-Sünde der Menschheit interpretierte. Und dabei ist es geblieben.
Für Jörns spricht vieles dafür, dass mit dem Opferkult die „tödliche Gewalt als strategisches Instrument im christlich-kulturellen Gedächtnis niemals wirklich tabuisiert, sondern im Grunde zumindest unterschwellig immer wieder sanktioniert worden ist.” Und dies, obwohl Jesus selbst „entschieden und kompromisslos auf Gewaltlosigkeit gesetzt” habe. Für den Theologen steht fest, „dass das Verständnis der Hinrichtung Jesu als (Sühn-)Opfer zur Erlösung der Welt das am meisten problematische Erbe ist, das wir aus der Zeit der sich bildenden christlichen Überlieferung haben.”
In der Tat können damit immer weniger Menschen etwas anfangen. Die Probleme können, so Jörns, „durch das Zitieren ehrwürdiger Formeln nicht gelöst” werden: „Keine der Kirchen kann sich für ihre ,Einsetzungsberichte‘ den Gläubigen gegenüber auf Jesus berufen, denn sie lassen sich mit seiner Verkündigung nicht verbinden.” Es helfe auch nichts, sich auf die Aussage zurückzuziehen, der Glaube sei nun einmal ein Geheimnis – auch nicht, wenn man statt „Geheimnis” das in der katholischen Kirche beliebte Wort „Mysterium” verwendet.
Jörns hat in seinem Buch die Ergebnisse seiner seit dreißig Jahren andauernden, mit angehenden Pfarrern und in verschiedenen Gemeinden erprobten Bemühungen um eine Neuinterpretation des alten Rituals vorgelegt. Der programmatische Titel: „Lebensgaben Gottes Feiern”. Jörns macht die Deutung Gottes durch Jesus als eines die Menschen liebenden Vaters zum Zentrum der Feier. Diese „evangelische Freiheit” haben die Katholiken nicht, auch wenn das 2. Vatikanum erklärt hat, dass es beim Vollzug der Messe nicht um eine Wiederholung des Opfers Christi gehe.
Obwohl die gemeinsame Abendmahlfeier tatsächlich bereits „tausendfach” praktiziert werde, weiß Jörns natürlich: „Solange die christliche Mahlfeier als Opfermahlfeier mit einem Blutritus verbunden, und solange an einem vorchristlichen Priester- und Reinheitsverständnis festgehalten wird, kann es in diesem Punkt keine Annäherung geben.” Klaus-Peter Jörns argumentiert theologisch, nutzt die Erkenntnisse der historisch-kritischen Forschung sowie ergänzend insoweit das Wissen der Naturwissenschaftler, als er schreibt: „Jenseits dessen, was Menschen mit ihren Sinnen wahrnehmen können, gibt es weder Offenbarung noch irgendwelche Sonderwahrnehmungen.”
Es gibt also in Deutschland auch bei Protestanten so etwas wie eine „Kirche von unten”, die auf Theologen wie Jörns setzt. Hier wird mit neuen Gottesdienstformen experimentiert, während die Kirchenfunktionäre mit betriebswirtschaftlichen Überlegungen voll ausgelastet zu sein scheinen. MARTIN URBAN
KLAUS-PETER JÖRNS: Lebensgaben Gottes feiern, Abschied vom Sühneopfermahl: eine neue Liturgie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2007. 238 Seiten, 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bemerkenswert scheint Rezensent Martin Urban dieses Buch des protestantischen Theologen Klaus-Peter Jörns. Die Intention des Autors sieht er in einer kritischen Analyse der eigenen Tradition verbunden mit einem Plädoyer für eine neue Liturgie. Dabei würdigt er vor allem Jörns' Auseinandersetzung mit dem Abendmahl und seine Kritik an der Vorstellung, die Kreuzigung Jesu sei ein notwendiges Opfer zur Versöhnung des Gottes mit den Menschen gewesen. Urban hebt demgegenüber Jörns Neuinterpretation des alten Rituals unter dem programmatischen Titel "Lebensgaben Gottes feiern" hervor. Instruktiv findet er auch Jörns' Ausführungen über seine seit dreißig Jahren mit angehenden Pfarrern und in verschiedenen Gemeinden erprobten Bemühungen, wie man Gottesdienste in Sinne dieser Neuinterpretation konkret feiern kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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