Das vorliegende Buch handelt über die Lebenskunst von Frauen mit Behinderungen. Er ergänzt die vorwiegend soziologische Literatur, welche in den letzten Jahren über dieses Thema erschienen ist und stellt eine qualitative Auswertung zur Lebenssituation der Frauen aus Texten des kreativen Schreibens dar. Als Methode der Auswertung wurde das "Zirkuläre Dekonstruieren", welches Jaeggi, Faas und Mruck 1998 für interpretative Auswertungen vorgestellt haben, abgewandelt: Von der vorgesehenen Auswertung für qualitative Interviews hin zur Auswertung von Tagebuchaufzeichnungen, Gedichten und Texten des kreativen Schreibens jenseits germanistischer Herangehensweisen. Eingebettet ist die Dekonstruktion der Texte (auf die Frage der Erkennbarkeit von Lebenskunst hin) in eine Theorie über die Kraftquellen von Menschen mit Behinderungen. Solche liegen in den Umwertungen bestehender Werte dem unter bestimmten Bedingungen möglichen Umschlag von Stigma in Charisma einem kulturellen Paradigmenwechsel (z.B. von der Pathogenese zur Salutogenese) den Resilienzkonzepten den disability studies den Ausbildungen zum peer counseling und dem damit verbundenen Reframing möglichen Ritualen. Lebenskunst ist eine philosophische Kategorie. Seit der Antike wurde sie in allen Zeiten ohne existenzielle Not von interessierten Gruppen gepflegt. Sie ist die Fragestellung nach der bestmöglichen Lebensführung und somit eine Hilfe für alle, die trotz Belastungen ein bewusstes und aktives Leben führen wollen. Lebenskunst steht der Kunst nahe. Das ist eine Herausforderung für Menschen, welche sich sonst nicht künstlerisch betätigen. Das Kreative Schreiben wird zur Arbeit an sich selbst. Für Menschen, denen aufgrund ihrer Behinderungen nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Verfügung stehen, ist Schreiben ein idealer Ansatz zur Gestaltung. Einige Studien der letzten Jahre beweisen, dass kreatives Schreiben eine heilende Kraft hat: körperlich, psychisch und sozial. Das beweist die Autorin anhand von 24 ausgewerteten Texten.