Wie soll man alles wieder ins Lot bringen, wenn mit der Mutter eine ganze Familie unterzugehen droht? Der Zusammenhalt in der Familie könnte nicht besser sein: wie perfekt ineinandergreifende Zahnräder funktionieren die Mitglieder. Jedes Jahr stellen sie auf der Modemesse in Paris in einem gemeinsamen Showroom aus: die Mutter ist Modedesignerin, Tochter Biek fertigt Taschen an, Sohn Tijn macht Schmuck - und die Erzählerin, eine Werbetexterin, organisiert und unterstützt still und heimlich aus dem Hintergrund ihre Geschwister und ihre Mutter.Wie aus dem Nichts gerät das Zahnradwerk jedoch ins Stocken: die Mutter erleidet einen Schlaganfall. Als sie aus dem Koma erwacht, ist sie nicht mehr in der Lage zu kommunizieren. Vorbei ist es mit der selbstbewussten, schlagfertigen Frau, die sie war, vorbei mit einem Leben voller nächtlicher Cafébesuche und viel harter Arbeit. Die drei Kinder versuchen, die Pflege ihrer Mutter in ihr Leben zu integrieren und den herben Schicksalsschlag zu verarbeiten. Denn wie trauert man, wenn jemand weg ist, aber nicht stirbt? "Lebenslektionen meiner Mutter" ist ein behutsamer und zärtlicher Familienroman. Fen Verstappen zeigt in ihrem Debüt, wie wichtig ein starker Familienzusammenhalt ist, wie viel Kraft und Hoffnung man einander geben kann und dass man den Glauben an eine positive Wendung nie aus den Augen verlieren darf.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Wie geht man damit um, wenn die Mutter nach einer Hirnblutung zwar noch da, aber ganz und gar nicht mehr sie selbst ist? Das Gefühl, "formlos verloren" zu sein, kann Rezensentin Carola Ebeling bei Fen Verstappen nachlesen, deren autofiktional-fragmentierte Bearbeitung eines einschneidenden Erlebnisses sie lobt. Das feinsinnig nuancierte Porträt einer Familie ist in Abschnitte unterteilt, die sich immer auf die einbrechende Katastrophe beziehen und so den kaum beschreibbaren Vorher-Nachher-Kontrast umso deutlicher machen, erklärt Ebeling beeindruckt. Sie versteht mit der Lektüre auch, wie schwierig es ist, die richtigen oder überhaupt Worte für so ein Ereignis zu finden - das macht den Stil Verstappens tastend, zart und doch treffend und existentiell, lobt die überzeugte Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»"Lebenslektionen meiner Mutter" ist ehrlich, autobiografisch und trifft einen direkt in die Seele. Ein umwerfendes Debüt.« (JAN Magazin)