Marianne Williamson, Lebensmitte- Zeit für Wunder, Knaur 2010,222 Seiten, ISBN 978-3-426-656457
Die ehemalige Landesbischöfin und EKD- Ratsvorsitzende Mrgot Käßmann hat schon im September 2009 ein seitdem viel verkauftes und gelesenes Buch über das Thema der Lebensmitte veröffentlicht. In ihrem
bei Herder erschienenen Buch „In der Mitte des Lebens“ ging sie das Thema vor allem theologisch…mehrMarianne Williamson, Lebensmitte- Zeit für Wunder, Knaur 2010,222 Seiten, ISBN 978-3-426-656457
Die ehemalige Landesbischöfin und EKD- Ratsvorsitzende Mrgot Käßmann hat schon im September 2009 ein seitdem viel verkauftes und gelesenes Buch über das Thema der Lebensmitte veröffentlicht. In ihrem bei Herder erschienenen Buch „In der Mitte des Lebens“ ging sie das Thema vor allem theologisch an.
Immer wieder sind es Texte der Bibel, der jüdisch-christlichen Tradition, in der diese beeindruckende und sympathische Frau steht und die sie Menschen dieser Zeit weiter sagen möchte, an denen sie ihre eigenen Erfahrungen und Reflexionen fest macht. Und auf einmal beginnen die alten Texte zu sprechen in einer Aktualität, die bestürzend ist, weil es zeigt, wie sehr eine säkular gewordene Gesellschaft diesen Reichtum vor die Säue geworfen hat.
Margot Käßmann kennt dieses Phänomen aus ihrer eigenen Tätigkeit als Pfarrerin und Bischöfin. Doch sie lamentiert nicht, sondern hält tapfer, freudig und mutig daran fest, dass es den Frauen und Männer in der Kirche, gelingen wird, diese Botschaft zeit- und menschennah zu verkündigen, ohne sie dem Zeitgeist und den bequemen Erwartungen der Menschen gemein zu machen.
Das Buch ist gesättigt mit theologisch reflektierter Lebenserfahrung, jedenfalls bis zur "Mitte des Lebens", das Menschen, Frauen und Männer, ermutigen kann, ihren eigenen Weg zu gehen, die Reichtümer, aber auch die Schattenseiten ihrer Existenz dankbar aus Gottes Hand anzunehmen und in der Verantwortung vor ihm und seinen Menschen etwas Gutes daraus zu machen, sich der Schuld zu stellen, Vergebung und Neuanfang sich schenken zu lassen und so immer wieder neu zu beginnen, bis das Leben dereinst endet. Und dann wieder etwas Neues beginnt, etwas wovon Ostern erzählt.
Mit dieser Leseerfahrung im Hintergrund habe ich das vorliegende Buch von Marianne Williamson zur Hand genommen. Sie ist, einige Jahre älter als Margot Käßmann, eine der bekanntesten spirituellen Lehrerinnen in den USA, die auch in anderen Ländern der Welt durch ihre Vortragsreisen sehr bekannt ist. Sie hat keinen spezifisch christlichen Hintergrund, sondern für ihre Arbeit nutzt sie die biblischen Traditionen ebenso wie die unterschiedlichen psychologischen Schulen und die Lehren anderen spiritueller Meister. Sie hat daraus einen ganz eigenen und genuinen Kurs entworfen, den „Kurs in Wundern“ nennt, und in dem sie die Menschen, die zu ihr kommen, zu einer bewussteren und spirituellen Lebensführung einlädt.
Mit dieser Grundidee geht sie im vorliegenden Buch auch an die Phase der Lebensmitte heran, dem für viele Menschen befürchteten Wendepunkt zwischen einer nicht selten von ihnen sehr idealisierten Kinder-und Jugendzeit und dem Älterwerden und dem Sterben und Tod.
Sie will bei ihren Lesern und Leserinnen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Lebensmitte, etwa der von so vielen Menschen gehasste 50. Geburtstag, keineswegs der Anfang von Ende ist. Vielmehr sind diese Jahre der Lebensmitte der wichtige und manchmal auch entscheidende Zeitpunkt um sich weiter zu entwickeln reif zu werden und auch noch einmal etwas ganz Anderes zu machen.
Williamson erzählt aus eigener Anschauung und macht mit vielen Beispielen aus Ihrer Praxis ihre Ideen sehr anschaulich.
Es ist ein spirituelles Buch. Wer einen Ratgeber sucht, der mit vielen praktischen Tipps aufwartet, wird hier sicher enttäuscht. Man kann das Buch nur gewinnbringend lesen und integrieren, wenn man bereit ist, sich auf einen spirituellen Weg zu begeben, und sich eine positive Lebenseinstellung zu erarbeiten. Diese allerdings, davon ist Williamson, so wie auch Margot Käßmann überzeugt, wird eine wie auch immer geartete religiöse Einstellung sein müssen.