Der aus dem mecklenburgischen Perlin stammende Heinrich Seidel (1842-1906) war eine seltsame Doppelbegabung: Im Hauptberuf arbeitete er als Ingenieur, der sich vor allem mit dem Eisenbahnbau beschäftigte; so stammte u. a. die berühmte Hallenkonstruktion des Anhalter Bahnhofs in Berlin von ihm. Daneben verfasste Seidel seit 1871 zahlreiche Prosawerke, die ihn zu einem der populärsten deutschen Autoren seiner Zeit machten. Sein größter Erfolg waren die seit 1882 veröffentlichten Erzählungen um den liebenswert-verschrobenen Berliner Leberecht Hühnchen und dessen Familie. Hühnchen "kennt die Kunst, glücklich zu sein" und wappnet sich damit gegen die Zumutungen der Ende des 19. Jahrhunderts explosionsartig wachsenden Großstadt Berlin.