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Es brodelt in unseren Küchen. Manfred Kriener steht am Herd und misst Koch und Köchin den Puls. Dieses Buch ist kein Ratgeber. Es sagt nicht, was wir essen sollen oder dürfen. Stattdessen serviert es ein Informationspaket, damit der Verbraucher als Souverän über seinen Teller sich kompetent orientieren und selbst entscheiden kann. Nach seinen eigenen Wertmaßstäben. Dieses Buch ist ein Sparringspartner für nachdenkliche Verbraucher. Es wird hierzulande zwar pausenlos über Ernährung geredet, aber oft fehlt es an Wissen und Beurteilungsvermögen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage informiert…mehr

Produktbeschreibung
Es brodelt in unseren Küchen. Manfred Kriener steht am Herd und misst Koch und Köchin den Puls. Dieses Buch ist kein Ratgeber. Es sagt nicht, was wir essen sollen oder dürfen. Stattdessen serviert es ein Informationspaket, damit der Verbraucher als Souverän über seinen Teller sich kompetent orientieren und selbst entscheiden kann. Nach seinen eigenen Wertmaßstäben. Dieses Buch ist ein Sparringspartner für nachdenkliche Verbraucher. Es wird hierzulande zwar pausenlos über Ernährung geredet, aber oft fehlt es an Wissen und Beurteilungsvermögen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage informiert dieses Buch darüber, was wir jeden Tag essen, aber lieber nicht so genau wissen wollen. Es informiert, ohne den Sirenenton der Alarmisten, über die rasante Veränderung unserer Esskultur - in dichter Informationsschreibe und mit humorigen Zuspitzungen, für die der mehrfach ausgezeichnete Autor bekannt ist. Wer dieses Buch gelesen hat, geht mit anderen Augen einkaufen. Es schult Skepsis und Kompetenz der Leser, damit sie nicht auf die oft dubiosen Speiseempfehlungen und -moden hereinfallen. Es ist auch ein Buch gegen Ernährungsfanatismus und für selbstbewussten Genuss.Mit einem Vorwort von Vincent Klink.
Autorenporträt
Manfred Kriener ist ein deutscher Journalist und Autor, der zur Gründergeneration der Tageszeitung taz gehört, wo er 11 Jahre lang als Ökologieredakteur tätig war. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt und Umweltpolitik, Ernährungsthemen und ist auch Weinjournalist. Bei Hirzel erschien 2020 sein SPIEGEL Bestseller 'Leckerland ist abgebrannt. Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2020

Die Wanze enttäuscht
Markus Kriener prüft empfohlene Ernährung

Das Internet ist schuld. Und die Handys und die sozialen Medien. Was hatten wir früher für ein wunderbares Leben, immer Zeit für hochwertiges Essen und gemütliches Beisammensein, aber jetzt ist das alles vorbei. In Manfred Krieners Buch "Leckerland ist abgebrannt" muss man sich nicht nur durch ein paar solcher Sätze hindurch quälen, die die böse Gegenwart beklagen, sondern durch ganze Kapitel. Gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie, klagt der Journalist, seien "weitgehend auf der Strecke geblieben. Heute teilt man das Essen virtuell mit Followern und Freunden in den sozialen Medien". Die Menschen äßen wegen der höheren Insta-Tauglichkeit "bunte Sushiröllchen" statt Kartoffelbrei. Ein Elend.

Dabei soll es eigentlich um ein ganz anderes und viel wichtigeres Elend gehen: dass nämlich, wie Kriener anmerkt, das Essen seine Unschuld verloren hat. Wenn es nicht gerade aus dem eigenen Garten stammt, weiß man kaum noch, was nun vertretbarer ist: bio oder regional? Wildfang oder Aquakultur? Fleisch oder Soja, wofür soll der Regenwald denn nun draufgehen? Es ist wirklich nicht leicht, sich zu orientieren, wenn man sich verantwortungsvoll ernähren will.

Insofern hat der Autor ein wichtiges Thema identifiziert. Aber er verbringt zu viel Zeit damit, sich mit Dinge zu beschäftigen, die nicht einmal als Nebenaspekte gelten können. Weder die Handys sind der Untergang der Ernährung noch das Wort "lecker", über das er sich zwei Seiten lang entnervt auslässt. Wer trotzdem weiterliest, begegnet jedoch immer weniger Spontanpredigten und dafür mehr evidenzbasierten Kapiteln. Das Buch nimmt Fahrt auf, und zwar auf einer emotionalen Achterbahn: Immer, wenn man denkt, dieses eine Lebensmittel könne man reinen Gewissens essen, zeigt Kriener die dazugehörigen Probleme auf.

Insekten etwa, die lange als proteinreicher Snack von morgen galten, haben sich nicht nur beim Verbraucher noch nicht recht durchgesetzt, sondern sind auch belastet: Riesenwanzen etwa lassen sich schwer züchten und werden daher meist wild gefangen, was die Bestände reduziert und das ökologische Gleichgewicht ins Wanken bringen kann. Auch ihr Futter ruiniert die Öko-Bilanz, weil Grillen, die mit organischen Abfällen gefüttert werden, laut den Recherchen des Autors eingehen. "Die Vorstellung von Insektenfarmen als billige Abfallbeseitigungsanlage scheint nicht aufzugehen", schreibt Kriener. "Im Gegenteil: Um das Wachstum der Insekten zu beschleunigen, setzen etliche Farmen dem Futter Soja und sogar Fischmehl zu."

Das desillusionierendste Kapitel jedoch behandelt die Fischerei, deren Reglementierung in den vergangenen Jahren teilweise rückgängig gemacht wurde, und die Aquakulturen, aus denen nach Stürmen immer wieder mit Medikamenten vollgestopfte oder gar genveränderte Fische entweichen. Vom Gedanken, dem Planeten zuliebe statt Fleisch mehr Fisch zu essen, muss man sich jedenfalls verabschieden. Da ist fast tröstlich, dass später noch etwas abgestraft wird, was sowieso kaum einer zu sich nehmen möchte: Weizengrassaft, der angeblich sechzigmal so viel Vitamin C enthalten soll wie Orangen. Das bezieht sich auf eine Menge von hundert Gramm Saft, die laut Kriener sowieso nie jemand trinken wird, weil er fürchterlich schmecke, sündhaft teuer sei und überdies verdünnt werden müsse. Ganz davon abgesehen, dass Vitamin-C-Mangel in Deutschland alles andere als üblich ist. Immerhin ein Ernährungsaspekt, über den man sich keine Gedanken machen muss.

JULIA BÄHR.

Manfred Kriener: "Lecker-Land ist abgebrannt". Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur.

S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2020. 238 S., br., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Julia Bähr wird mit Markus Krieners Buch über die Schwierigkeiten verantwortungsvoller Ernährung nur langsam warm. Denn nebensächliche Aspekte wie die Bedeutung des Wortes "lecker" oder die "Insta-Tauglichkeit" von Sushi, über die sich der Autor und Journalist anfangs ausführlich beklage, tun laut Rezensentin nichts zur Sache. Später liefere Kriener jedoch interessantere und faktenbasiertere Kapitel wie beispielsweise über den Fischfang und Aquakulturen, lobt Bähr. Insgesamt aber eine äußerst desillusionierende Lektüre, an deren Ende nicht einmal mehr essbare Insekten als Hoffnungsträger übrigbleiben, so die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH
"[...] das Buch vermittelt vor allem eines: Kompetenz für selbstbewussten Ess-Genuss." Josef Bordat JoBos Blog 6. April 2020 20200406